Es ist ein historischer Moment: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt die weitreichende Einsetzung der ersten Impfung gegen Malaria. Das Vakzin des britischen Pharma-Unternehmens GSK verhindert rund 30 Prozent von tödlichen Malaria-Fällen bei jungen Kindern.
Erster Impfstoff gegen Malaria
Das RTS,S Vakzin (RTS,S/AS01), auch bekannt als „Mosquirix“, wird von dem britischen Pharmazie-Unternehmen GlaxoSmithKline (GSK) entwickelt. Es ist seit Beginn des Impfprogramms 2019 mehr als 800.000 Kindern in Ghana, Kenya und Malawi verabreicht worden. Insgesamt wurden also bereits über 2,3 Mio. Dosen eingesetzt. Das Vakzin wird gegen P. falciparum eingesetzt, den tödlichsten Malaria-Parasiten weltweit. GSK sagt, dass sie sich dafür einsetzen, rund 15 Millionen Dosen jährlich zu Preisen von fünf Prozent über den Herstellungskosten zu verkaufen. Nun arbeiten sie mit Partnern und Regierungen, um die Verbreitung des Vakzins voranzutreiben. Der Impfstoff alleine hat eine noch etwas limitierte Wirkung: Über die letzten vier Jahre verhinderte er rund 30 Prozent von schweren Fällen mit tödlichen Auswirkungen bei jungen Kindern in Afrika. Diese sind jedoch besonders von der Krankheit betroffen. 2019 starben mehr als 400.000 Menschen an Malaria, über 270.000 von ihnen waren Kinder unter fünf Jahren.
Kombination kann noch mehr Kinderleben retten
Allerdings zeigt eine Studie im New England Journal of Medicine, dass eine Kombination aus RTS,S und Medikamenten gegen Malaria Hospitalisierungen und Todesfälle drastisch reduzieren könnte. Die Forscher teilten dafür knapp 6.000 junge Kinder in drei Gruppen ein: eine erhielt nur Malariamittel, die zweite nur das Vakzin und die dritte beides. Nach drei Jahren zeigte sich, dass die Kombination aus Medikamenten und Impfung zu einer Reduktion von rund 70 Prozent der Hospitalisierungen aufgrund von schweren Verläufen führte. Die Forscher verabreichten den Kindern drei Impfdosen vor der Zeit mit den meisten Malaria-Ansteckungen, sowie je eine Dosis vor der Regenzeit in den darauffolgenden Jahren. Die WHO empfiehlt jeweils vier Dosen des Vakzins bei Kindern über fünf Monaten einzusetzen, die in Regionen mit zumindest moderater Übertragung der Krankheit leben. Wenn die Kombination aus Impfung und medikamentöser Behandlung noch mit weiteren Hilfsmitteln, wie etwa Anti-Moskito-Bettnetzen, verbunden würde, könnte dies zu einer weiteren Verringerung der Malaria-Fälle führen.
Mehr Impfstoffe
RTS,S ist jedoch nicht die einzige Impfung gegen Malaria, an der derzeit geforscht wird. Ein weiterer Impfstoff war in einer einjährigen Untersuchung in Burkina Faso bei 450 Kinder zu 77 Prozent wirksam. Damit ist das Vakzin der erste Impfstoff, der das Ziel der WHO von 75 Prozent Wirksamkeit gegen Malaria erreicht. Er wird vom Jenner Institute in Oxford entwickelt, das Mitte des Jahres mit einer umfangreicheren Studie startete, die die Wirkung bei 4.800 Kindern in vier Ländern erforschen soll. Im besten Fall soll der Impfstoff Ende 2022 zugelassen werden.
Nun da das erste Vakzin gegen Malaria von der WHO empfohlen wird, ist einerseits abzuwarten, wie die Verteilung auf breiter Ebene funktionieren wird – andererseits sollte abgewogen werden, ob man die Impfung möglicherweise von Anfang an mit Malariamitteln koppelt, um einen höheren Schutz zu erreichen.
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