Häufiger Harndrang, Erschöpfung, Übelkeit: Ein Nierenversagen beginnt oft mit vermeintlich harmlosen Beschwerden – ohne Behandlung drohen aber lebensbedrohliche Komplikationen. Daher ist es wichtig, dass der Hilferuf dieses wichtigen Organs nicht überhört wird. Erfahren Sie im Folgenden, wie Sie ein Nierenversagen erkennen, welche Ursachen dahinterstecken und ob sich die Niere wieder erholen kann.
Die Niere – Filter des Körpers
Etwa eine Million winziger Blutgefäße in jeder der zwei Nieren dienen dazu, das Blut im Körper zu filtern. Durch die Wände der kleinen Gefäße werden bestimmte Moleküle aus dem Blut herausgefiltert, die dann als sogenannter Primärharn in röhrenartige Gebilde im Nierengewebe gelangen. Anschließend wird der Primärharn durch die verschiedenen Strukturen der Niere geleitet und nochmals gefiltert. Am Ende bleibt der Harn, also Urin, der beim Toilettengang ausgeschieden wird. Auf diesem Weg gelangen Schadstoffe aus dem Körper. Manche Substanzen werden aber auch ausgeschieden, um den Säure-Basen-Haushalt im Gleichgewicht zu halten. Außerdem reguliert die Niere mit ihrer Funktion den Wasser- und Salzhaushalt des Körpers sowie den Blutdruck. Darüber hinaus stellt sie Hormone her.
Was passiert bei einem Nierenversagen?
Von einem Nierenversagen spricht man, wenn die Niere ihrer Filterfunktion nicht mehr richtig nachgehen kann. Dies kann innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen passieren (akutes Nierenversagen). Bei einem chronischen Nierenversagen (auch Nierenschwäche oder Niereninsuffizienz genannt) fährt das Organ seine Funktion über Monate oder Jahre hinweg zunehmend herunter. Bei akutem sowie chronischem Nierenversagen leidet auch der Rest des Körpers: Schadstoffe werden nicht mehr mit dem Urin ausgeschieden und verbleiben im Organismus. Außerdem kommt der Wasser-, Salz- und Säure-Basen-Haushalt durcheinander.
Warum macht die Niere schlapp?
Verschiedenste Krankheiten können hinter einem chronischen Nierenversagen stecken, etwa Diabetes oder eine Arteriosklerose der Nierenarterie. Ebenso wirken sich Bluthochdruck und wiederkehrende Nierenbeckenentzündungen negativ auf die Filterprozesse des Organs aus. Eine weitere mögliche Ursache sind polyzystische Nierenerkrankungen. Davon spricht man, wenn sich sehr viele flüssigkeitsgefüllte Kammern, auch Zysten genannt, in der Niere befinden.
Ursachen des akuten Nierenversagens sind Ereignisse, die zu einer verminderten Durchblutung des Organs führen – etwa ein Kreislaufschock nach einem Unfall, eine Sepsis, Leberzirrhose, Herzschwäche oder bestimmte Medikamente. Sind die Harnwege blockiert, kann der Urin nicht mehr abfließen – auch dadurch wird die Niere in ihrer Funktion behindert. Gründe hierfür sind beispielsweise eine vergrößerte Prostata, Nierensteine, Tumore oder Blutgerinnsel.
Symptome des chronischen Nierenversagens
Zu Beginn verursacht eine chronische Niereninsuffizienz unspezifische Beschwerden wie ständige Erschöpfung oder verminderten Appetit. Bei manchen Patienten zeigen sich Flüssigkeitseinlagerungen in den Beinen oder der Lunge. Viele Betroffene haben am Anfang auch einen ungewöhnlich häufigen Harndrang. Ursache dafür ist, dass der Harn in der Niere nicht mehr richtig konzentriert wird – daher erscheint er sehr hell. Im weiteren Verlauf kann es zu den verschiedensten Symptomen kommen:
- Blutarmut
- Steigender Blutdruck
- Polyneuropathie
- Knochenbeschwerden
- Ausbleibende Menstruation
- Impotenz
- Gerinnungsstörungen und blaue Flecken
- Kopfschmerzen
- Juckreiz
Irgendwann ist die Niere in ihrer Funktion so sehr eingeschränkt, dass zu viele Schadstoffe im Blut verbleiben. Die Folge: eine Harnvergiftung – der Patient erleidet Herzrhythmusstörungen, verliert das Bewusstsein oder fällt ins Koma.
Symptome des akuten Nierenversagens
Ein akutes Nierenversagen verursacht häufig zunächst keine Beschwerden. Es kann aber daran erkannt werden, dass weniger Urin gebildet wird. Schließlich kommt es, wie bei der chronischen Insuffizienz, zu einem Rückstau von Flüssigkeit, die sich häufig in den Beinen einlagert. Im Laufe der Zeit kann das Wasser in die Lunge gelangen, wo es zu Atemproblemen führt, oder es staut sich im Bauchraum. Zudem kann eine Harnvergiftung auftreten, die sich in Form von Übelkeit, Kopfschmerzen, Juckreiz und einer gelb-braun verfärbten Haut bemerkbar macht. Mitunter treten Muskelkrämpfe auf und bei manchen Betroffenen riecht der Atem nach Urin. Bei weiterem Fortschreiten des Nierenversagens zeigen die Patienten geistige Einschränkungen. Wie beim chronischen Verlauf droht irgendwann die Gefahr, dass die Betroffenen das Bewusstsein verlieren oder ins Koma fallen.
Kann die Niere gerettet werden?
Je nachdem, welche Krankheit dem Nierenversagen zugrunde liegt, werden andere Maßnahmen notwendig, etwa bestimmte Medikamente. Bei frühzeitigem Eingreifen kann sich das Organ häufig wieder erholen. Dies wird manchmal mit Wirkstoffen unterstützt, die die Filterprozesse wieder in Gang setzen sollen. Bleiben an der Niere jedoch dauerhafte Schäden, wird eine Dialyse notwendig. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem das Blut mithilfe eines Gerätes gereinigt wird. In einigen Fällen kommt auch eine Nierentransplantation infrage.
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