Personen aus Regionen mit hartem Wasser kennen das Problem: An Armaturen, im Wasserkocher oder der Kaffeemaschine bilden sich rasch Kalkablagerungen. Während einige die Funktionsfähigkeit ihrer Geräte gefährdet sehen, befürchten andere negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit. So wird vermutet, dass der Konsum von kalkhaltigem Wasser mit einem erhöhten Risiko für Arteriosklerose einhergeht. Fachleute der Verbraucherzentrale Südtirol sowie Experten der Deutschen Herzstiftung klären nun auf, ob sich die weitverbreitete Hypothese bewahrheitet.
Kalkgehalt von Mineralanteil beeinflusst
Im Allgemeinen wird der Kalkgehalt im Leitungswasser vom Anteil an Mineralsalzen beeinflusst. Wie viele Mineralien ins Trinkwasser gelangen, hängt in erster Linie von den Gesteinsarten ab, durch die das Wasser fließt. Verläuft der Wasserstrom überwiegend durch Sandstein-, Granit- und Schieferböden, fällt die Kalkkonzentration eher niedrig aus. Fließt das Wasser hingegen durch Dolomit- und Kalkböden, liegt zumeist ein erhöhter Härtegrad vor.
Weitverbreiteter Trugschluss
Sollte man nun zugunsten der Gesundheit auf kalkhaltiges Wasser verzichten? Laut der Verbraucherzentrale Südtirol sei diese Maßnahme nicht notwendig: Entgegen der allgemeinen Annahme konnte bislang kein Zusammenhang zwischen dem Konsum von sogenanntem harten Wasser und Arterienverkalkungen nachgewiesen werden. Der Deutschen Herzstiftung zufolge seien krankhafte Ansammlungen in den Blutgefäßen viel eher auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen. Zu den ausschlaggebendsten Risikofaktoren zählen unter anderem erhöhte Cholesterinwerte, Bluthochdruck, Übergewicht, überproportionaler Alkohol- und Tabakkonsum sowie Bewegungsmangel. All diese Aspekte forcieren Entzündungsreaktionen im menschlichen Organismus, welche wiederum die Entstehung von sogenannten Plaques in den Arterien begünstigen. Darunter werden spezielle Ablagerungen verstanden, welche sich aus Bindegewebe, Kalzium, Lipiden und Blutbestandteilen zusammensetzen.
Vernachlässigte Gesundheitsvorteile
Obwohl Kalk eher einen schlechten Ruf genießt, kann sich die chemische Verbindung in vielerlei Hinsicht positiv auf die Gesundheit auswirken. Kalk enthält nämlich lebenswichtige Mineralien wie Kalzium und Magnesium, welche maßgeblich zu stabilen Knochen, gesunden Zähnen, einer normalen Nerven- und Muskelfunktion sowie einem ausgeglichenen Energiestoffwechsel beitragen. Wer regelmäßig kalkhaltiges Wasser trinkt, deckt jedoch nicht automatisch seinen Mineralstoffbedarf: „Die Aufnahme von Kalzium und Magnesium über das Trinkwasser ist im Vergleich zur Aufnahme über feste Nahrungsmittel gering“, erklärt Silke Raffeiner, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Südtirol. Für einen ausgeglichenen Mineralstoffhaushalt würden sich laut der Expertin vor allem Milch- und Getreideprodukte sowie Gemüse eignen. Die Gefahr eines Überschusses bestehe bei gesunden Menschen nicht, da die Niere dafür sorgt, dass überflüssige Mineralien über den Urin ausgeschieden werden.
Problematischer Feuchtigkeitsentzug
Trotz der gesundheitlichen Vorteile kann kalkhaltiges Wasser in mehreren Lebensbereichen zu Problemen führen – unter anderem auch bei der Körperpflege. So trocknet ein erhöhter Anteil an Kalzium und Magnesium die Haare aus, sodass diese oftmals stumpf erscheinen und schneller verfilzen. Darüber hinaus wird ein gesteigerter Härtegrad im Wasser mit Juckreiz und Hautirritationen in Verbindung gebracht, da Kalk der Haut ihre Feuchtigkeit entzieht. Angesichts des einseitigen, eher bitteren Aromas von Kalkwasser greifen viele auf Wasserfilterkannen zurück, um den Geschmack zu verbessern. Hierbei ist laut der Verbraucherzentrale Südtirol jedoch Vorsicht geboten – einige Produkte würden nicht die versprochene Wirkung erzielen und seien zudem äußerst anfällig für Keime.
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