Immer mehr Mutationen des Erregers Sars-CoV-2 breiten sich auf der Welt aus, darunter die kalifornische Version CAL.20C oder B.1.429. Das sorgt für Unbehagen, da die Mutationen meist ansteckender sind als der sogenannte Wildtyp, also die ursprüngliche Variante des Virus. Hinzu kommt die Sorge, dass die aktuell verfügbaren Impfungen gegen die neuen Varianten nicht schützen.
Impfschutz weiterhin hilfreich
Laut Robert-Koch-Institut weist die aktuelle Studienlage darauf hin, dass die bislang zugelassenen Impfstoffe auch gegen die britische Variante B.1.1.7 wirken. Von den bisher bekannten Mutationen kommt diese zurzeit in Deutschland am häufigsten vor. Die südafrikanische Version B.1.351 und die brasilianische Version P1 hingegen würden eine Veränderung am Spike-Protein aufweisen, die die Bindung von Antikörpern beeinträchtigt. Dies mindere womöglich teilweise die Wirksamkeit der bisher entwickelten Impfstoffe. Um darauf zu reagieren, passen einige der Impfstoffhersteller ihre Präparate nun an. Das geht zwar sehr viel schneller, als vollständig neue Impfstoffe zu entwickeln, doch auch so werden Monate vergehen, bis mit den neuen Präparaten geimpft werden kann. Um schon jetzt effektiv gegen die neuen Mutanten vorzugehen, werden zurzeit zwei Strategien diskutiert, die mit den bereits bestehenden Präparaten verfolgt werden könnten.
Viel hilft viel: Die Booster-Impfung
Eine Booster-Impfung, auch als Auffrischungsimpfung bekannt, ist die Verabreichung einer zusätzlichen Dosis desselben Stoffs. Das hilft dem Immunsystem, den Erreger nicht zu vergessen. Auffrischungsimpfungen sind im Impfwesen nichts Neues und auch bei den bisherigen Corona-Impfstoffen kommen sie bereits zum Einsatz. Eine extra Booster-Impfung würde bedeuten, dass nach den zwei Impfdosen, die man bisher erhält, noch eine dritte gespritzt wird. Die Wirksamkeit dieser Strategie zeigte die Infektiologin Marylyn Addo vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf bereits beim MERS-Virus. Wenn angepasste Impfstoffe zur Verfügung stehen, sieht BioNTech-Chef Uğur Şahin es auch als Möglichkeit, mit den neuen Präparaten zu boosten.
Impf-Potpourri: Der „Mix and Match“-Ansatz
Die „Mix and Match“-Impfung ist eine weitere Alternative, die auf die bereits zugelassenen Impfstoffe zurückgreift und dabei die verschiedenen Wirkweisen ausnutzen soll. Da jedes Präparat eine andere Immunantwort hervorruft, so die Hoffnung der Forschenden, würde eine solche Kombinationsimpfung einen breiteren Schutz gegen Covid-19 bieten. Marylyn Addo sieht grundsätzlich keine Hinweise darauf, dass die Kombination der verschiedenen Impfstoffe problematisch wäre. Außerdem könnte das diejenigen beruhigen, die Bedenken haben, sich mit dem Astrazeneca-Präparat impfen zu lassen. Trotzdem müssten natürlich die Verträglichkeit und Wirksamkeit überprüft werden. Die ersten klinischen Studien dazu laufen bereits. Wichtig sei nun, mit den vorhandenen Impfstoffen weiter zu impfen, betont der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts Klaus Cichutek – denn jeder Impfstoff sei besser als gar kein Impfstoff.
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