„Das ist doch keine Raketenwissenschaft.“ – dieser Spruch bedeutet, dass etwas nicht besonders kompliziert ist. Er sagt aber auch aus, dass man sehr intelligent sein muss, um Raketenwissenschaftler zu sein. Entgegen der allgemeinen Auffassung zeigt eine neue Studie, dass sowohl sie als auch Neurochirurgen nicht intelligenter als der Rest der Menschheit sind. Untersuchungen haben auch gezeigt, dass Intelligenz ein Faktor für bessere körperliche Gesundheit später im Leben ist.
Wer schneidet besser ab?
In einer Studie, die im British Medical Journal erschien, wollten Forscher die „jahrhundertealte“ Frage klären, wer klüger ist – Neurochirurgen, die am Gehirn operieren, oder Raketenwissenschaftler. Für ihre Analyse verwendeten sie Daten von 329 Raumfahrtingenieuren und 72 Neurochirurgen. Die Teilnehmer kamen aus Großbritannien, den USA und Kanada und absolvierten den „Great British Intelligence Test“. Außerdem machten sie Angaben zu ihrem Alter, Geschlecht und ihrer Expertise in ihrem jeweiligen Berufsfeld. Die Aufgaben des Tests sollen verschiedene Aspekte der Intelligenz messen, darunter logisches Denken, Erinnerungsvermögen, Aufmerksamkeit und Planungsfähigkeiten. Im Vergleich der beiden Berufsgruppen zeigte sich, dass Neurochirurgen weitaus besser bei semantischen Problemlösungen abschnitten. Das hat mit dem Verständnis von Sprache zu tun, beispielsweise geht es um Definitionen von seltenen Worten. Neurochirurgen waren dagegen besser in Sachen Aufmerksamkeit und räumlicher Vorstellungskraft – also wie sich ein Objekt bewegt und verändert, wenn es gedreht und gewendet wird.
Individuelle Stärken – und Schwächen
Die Ergebnisse der Studienteilnehmer verglichen die Forscher mit über 18.000 Datensätzen aus der allgemeinen britischen Bevölkerung. Auch hier zeigten sich wenige Unterschiede. Einerseits waren Neurochirurgen schneller bei der Lösung von Problemen, andererseits schnitten sie schlechter als die Allgemeinheit bei der Merkfähigkeit ab. Genauer gesagt darin, wie schnell sie etwas Gemerktes wieder abrufen können. Die Forscher führen aus: „Die schnellere Problemlösungsfähigkeit von Neurochirurgen könnte an der rasanten Natur der Neurochirurgie liegen, die jene mit einer Bevorzugung für schnelle Verarbeitung anzieht. Andererseits könnte es – wenn auch unwahrscheinlicher – ein Produkt des Trainings für schnelle Entscheidungen in zeitkritischen Situationen sein.“ Davon gibt es während chirurgischen Eingriffen am Gehirn schließlich genug. Studienautor Aswin Chari fügt hinzu: „Wir denken, dass es zeigt, dass jeder eine Bandbreite an Fähigkeiten hat und es sehr schwierig ist, besser in allem zu sein.“
Intelligentere Menschen sind gesünder
Es ist auch gut erforscht, dass höhere Intelligenz ein Faktor für bessere Gesundheit im fortgeschrittenen Alter ist. Eine Studie hat etwa untersucht, wie Intelligenz in der Jugend sich auf die physische Gesundheit im Alter von 50 Jahren auswirkt. Es zeigte sich, dass intelligentere Menschen im mittleren Alter tendenziell körperlich gesünder waren und auch ein geringeres Risiko für diverse chronische Erkrankungen, wie etwa Typ-2-Diabetes, Herzkrankheiten, Lungenerkrankungen oder auch Schlaganfälle hatten. Allerdings ist noch nicht klar, welche Rolle Intelligenz hierbei spielt. Außerdem ist Intelligenz ein sehr komplexes Konzept und jeder hat, wie Studienautor Chari meint, andere Fähigkeiten und ist besser in einigen, dafür schlechter in anderen Dingen. Daher sollte künftig erforscht werden, wie sich Intelligenz wirklich auf die körperliche Gesundheit auswirkt und warum das der Fall ist.
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