Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form von Demenz und betrifft in Deutschland rund zwei Prozent der Bevölkerung. Die Gründe für das Auftreten sind großteils unbekannt und es gibt keine Möglichkeit der Heilung. Nun haben Forscher aber herausgefunden, wie Alzheimer in den späteren Stadien zukünftig behandelt werden könnte.
Therapie je nach Stadium
Alzheimer ist typischerweise eine Alterskrankheit – sie tritt nur selten bei Menschen unter 65 Jahren auf. Wenn es trotzdem Jüngere – etwa in ihren 50ern – trifft, so hat dies meist mit vererbten Mutationen bestimmter Gene zu tun. Das betrifft aber nur rund ein Prozent aller Alzheimer-Erkrankten. 2018 gab es rund 1,5 Millionen Alzheimer-Patienten in Deutschland, zwei Drittel von ihnen waren weiblich. Es wird prognostiziert, dass sich diese Zahl bis zur Mitte des Jahrhunderts auf über 2,3 Millionen Betroffene erhöhen könnte. Prinzipiell wird die Krankheit mit der Zeit progressiv schlimmer und es gibt noch keine Heilungsoption. Was es allerdings gibt sind Medikamente, die zum Beispiel die Merkfähigkeit ein wenig verbessern können. Die Krankheit entsteht durch toxische Proteine, die sich im Gehirn verbreiten und vervielfältigen. Warum diese Proteine entstehen, ist derzeit nicht bekannt. „Tau“, eines dieser toxischen Proteine, verbreitet sich in den Gehirnregionen während sich die Krankheit entwickelt und hinterlässt dort „Samen“, die sich dann vervielfachen. Dementsprechend ist es sehr schwierig, Alzheimer frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, da sich bei Ausbruch der ersten Symptome Tau und andere Proteine bereits im Gehirn niedergelassen haben. Forscher sind nun der Ansicht, dass sich eine Therapie gegen Alzheimer den unterschiedlichen Stadien der Krankheit anpassen muss.
Verbreitung kann derzeit nicht gestoppt werden
Das Team von Wissenschaftlern aus Cambridge verwendete ein mathematisches Modell, um herauszufinden, wie sich die Tau-Proteine verbreiten. In ihrer Untersuchung fanden sie heraus, dass sich die Tau-Samen in den Gehirnregionen ungefähr alle fünf Jahre verdoppeln. Das geht unter anderem mit einer Verschlechterung des Gedächtnisses und der Sprechfähigkeit einher. Studienautor Georg Meisl erklärt: „Die Theorie war, dass sich Alzheimer ähnlich wie viele Krebsformen entwickelt: Es beginnt in einer Region und verteilt sich dann über das restliche Gehirn. Stattdessen fanden wir heraus, dass, wenn Alzheimer Auswirkungen zeigt, es bereits in vielen Regionen des Gehirns Ableger gibt, weswegen es wenig bringen würde, die Ausbreitung in andere Gehirnregionen zu stoppen.“ Dafür sei es dann schon zu spät. Die Bekämpfung des Tau-Proteins war schon vor der Untersuchung eine interessante Therapiemöglichkeit, allerdings war bis dato nicht klar, ob dies in allen Stadien der Krankheit hilfreich ist. Dem mathematischen Modell der Studie zufolge ist es in den späteren Stadien der Erkrankung zielführender, lokale Vervielfältigung zu bekämpfen, als die Verbreitung im gesamten Gehirn unterbinden zu wollen.
Als nächstes wollen einige Studienautoren die früheren Phasen der Krankheit erforschen und auch andere Formen der Demenz genauer unter die Lupe nehmen. Wenn mehr über den Ursprung von Alzheimer bekannt wird, könnte das Forschern möglicherweise helfen, eine effektive Behandlungsmethode zu entwickeln.
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