Covid-19 und Alzheimer haben gemeinsam, dass sie schwer verlaufen und das gewohnte Leben völlig aus der Bahn werfen können. Neuen Erkenntnissen zufolge ist das jedoch nicht die einzige Überschneidung der beiden Erkrankungen: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass ein bestimmtes Gen sowohl zu schweren Covid-Verläufen als auch Alzheimer führen kann.
Ist OAS1 der Schuldige?
Covid-19 äußert sich bei jedem Betroffenen anders: Der Eine bemerkt die Infektion kaum oder hat lediglich leichte Erkältungssymptome, der Andere muss auf die Intensivstation, weil er nicht mehr selbständig atmen kann. Noch immer sind Wissenschaftler fieberhaft auf der Suche nach den Faktoren, die einen schweren Verlauf der Erkrankung begünstigen. Wenn diese bestimmt werden können, wäre es auch möglich gezielte Behandlungsmethoden oder Medikamente zu entwickeln. Eine ähnliche Problematik zeigt sich bei Alzheimer, allerdings ist britischen Wissenschaftlern hierbei kürzlich ein Durchbruch gelungen: Sie identifizierten ein bestimmtes Gen, das risikoanfälliger macht – für beide genannten Erkrankungen. Das Gen OAS1 (oligoadenylate synthetase 1) erhöht laut den Forschern die Gefahr einer Alzheimer-Erkrankung, sowie einen kritischen Covid-19-Verlauf drastisch.
Ausblick ist trotzdem positiv
Die beteiligten Wissenschaftler, deren Ergebnisse im Fachmagazin „Brain“ veröffentlicht wurden, untersuchten das Genmaterial von über 1.300 Personen, die an Alzheimer leiden, und stellten dieses dem einer Kontrollgruppe gegenüber. Sie schlussfolgern aus den Ergebnissen, dass die „Daten eine Verbindung zwischen einem genetischen Risiko für Alzheimer und einer höheren Anfälligkeit für eine kritische Erkrankung mit Covid-19, basierend auf OAS1“ unterstützen. Diese Erkenntnis habe potentielle Auswirkungen auf zukünftige Behandlungen von Alzheimer und Covid-19. So könnten Forscher einerseits herausfinden, welche Personen ein genetisches Risiko für beide Krankheiten aufweisen, um sie aufgrund dessen schneller behandeln zu können. Andererseits könnten die Studienergebnisse möglicherweise auch zur Entwicklung von neuen Medikamenten beitragen.
Antivirale Covid-19-Tabletten
Medikamente, die Alzheimer heilen, gibt es derzeit noch nicht – ähnlich sieht es bei Covid-19 aus. Allerdings existieren bereits Medikamente, die schwere Covid-19-Verläufe entweder abschwächen oder – sofern sie frühzeitig verabreicht werden – diese verhindern. So wirkt etwa das neue Medikament Molnupiravir des Pharmakonzerns Merck vielversprechend. Es handelt sich um antivirale Tabletten, die Todesfälle und Hospitalisierungen von Risikopatienten nach Ergebnissen von Merck nahezu halbieren sollen. Das Unternehmen drängt derzeit auf eine Notzulassung des Medikaments.
Auf Grundlage der Studienergebnisse könnten also womöglich wirksame Medikamente entwickelt werden, die sich an dem OAS1-Gen orientieren und Risikopatienten vor Alzheimer und Covid-19 schützen. Bis es soweit ist, müssen jedoch noch weitere Studien den Zusammenhang dieses Gens mit der Entwicklung von Alzheimer und Covid-19 erforschen und auch die Wirkung von OAS1 auf Immunzellen erklären, wie die Studienautoren resümieren.
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