Viele Menschen denken, die Syphilis sei ähnlich wie die Pest oder die Pocken ein Schreckensgespenst der Vergangenheit, das heutzutage keine Rolle mehr spielt. Das ist jedoch ein gefährlicher Irrglaube: In den letzten Jahrzehnten wurden in Deutschland immer wieder Anstiege der sexuell übertragbaren Krankheit registriert. Im schlimmsten Fall befällt die Syphilis das Gehirn und lässt den Verstand verkümmern. Deshalb ist es wichtig, dass ein verstärktes öffentliches Bewusstsein für die Krankheit entsteht. Erfahren Sie im Folgenden alles, was Sie über die Syphilis wissen müssen.
Sogar Küssen kann gefährlich sein
Die Ursache für Syphilis ist das Bakterium „Treponema pallidum“. Dieses wird meist über den Geschlechtsverkehr weitergegeben. Eine Infektion ist aber auch durch das Küssen mit einer betroffenen Person möglich, wenn diese das für Syphilis typische Geschwür am Mund aufweist. Außerdem können infizierte Schwangere die Krankheit auf ihr ungeborenes Kind übertragen. Vor allem in der ersten Zeit nach einer Infektion sind die Erkrankten sehr ansteckend – daher ist ungeschützter Geschlechtsverkehr in dieser Phase besonders riskant.
Frühe Syphilis: Ausschläge im Intimbereich
Wenn keine Behandlung erfolgt, durchlaufen an Syphilis Erkrankte bis zu vier Krankheitsstadien. Unter den Patienten, die nicht therapiert werden, heilt die Krankheit nur bei etwa jedem Dritten von selbst.
In den ersten zwei bis drei Wochen machen sich die Bakterien noch nicht bemerkbar. Erst danach entwickelt sich dort, wo die Erreger eingedrungen sind, ein sogenannter „harter Schanker“. Dabei handelt es sich um eine Schwellung, die keine Schmerzen verursacht und nach einigen Wochen wieder abklingt, dabei aber Narben hinterlässt. Meist tritt das Geschwür im Intimbereich auf, in manchen Fällen am Mund. Etwa zwei Monate nach der Ansteckung zeigen sich schließlich Ausschläge an Händen und Füßen. Im Intim- und Analbereich entstehen nässende kleine Knoten auf der Haut.
Die Syphilis schlägt oft erst nach Jahren zu
Nachdem die Patienten die ersten beiden Stadien durchlitten haben, gehen die Bakterien häufig für lange Zeit in einen inaktiven Zustand über. Das kann jahrelang dauern, manchmal sogar für den Rest des Lebens. Die Infizierten leiden dann an keinen Symptomen. Erwachen die Erreger jedoch irgendwann wieder, reagiert der Körper mit Entzündungsprozessen. Dabei entstehen kleine Verdickungen auf der Haut und der Schleimhaut; sogar die Knochen können davon betroffen sein. Außerdem entzünden sich die Arterien. Eine mögliche Folge ist ein Aneurysma der Hauptschlagader – platzt dieses, droht der Tod.
Letztes Stadium: Das Gehirn wird befallen
Bei einigen Patienten bahnen sich die Erreger im Laufe der Jahre ihren Weg ins Gehirn und ins Rückenmark. Das kann zu Schmerzen in Bauch und Beinen führen, zu einer Hirnhautentzündung, Krampfanfällen, Taubheitsgefühlen und Schlaganfällen. Auch Seh- und Hörstörungen sind möglich. Die Bakterien können auf Dauer schließlich so viel Schaden im Nervensystem anrichten, dass irgendwann die kognitiven Fähigkeiten darunter leiden oder sich Persönlichkeitsveränderungen einstellen.
Wie verbreitet ist die Syphilis in Deutschland?
In Deutschland wurde seit vielen Jahren ein stetiger Anstieg der Syphilis-Fälle verzeichnet. Der Höchstwert wurde schließlich im Jahr 2019 mit 7.931 Betroffenen erreicht. Seitdem sind die Zahlen zwar wieder zurückgegangen – dennoch wurden im Jahr 2022 noch immer knapp 5.800 Fälle registriert.
Aus den Daten des Robert-Koch-Instituts zu Syphilis geht hervor, dass die Krankheit in großen Städten wie Berlin und Hamburg besonders weit verbreitet ist. Doch auch die Landbevölkerung ist nicht davon verschont. Ungefähr 90 Prozent der Infizierten sind Männer. Davon stecken sich 30- bis 39-Jährige am häufigsten an. Ein großes Risiko haben außerdem Männer, die Geschlechtsverkehr mit Männern haben. Frauen hingegen trifft es meist beim heterosexuellen Geschlechtsverkehr. Viele der an Syphilis Erkrankten sind zusätzlich mit HIV infiziert – eine denkbar schlechte Kombination, da sich die beiden Krankheiten gegenseitig negativ in ihrem Verlauf beeinflussen.
Was kann man gegen Syphilis tun?
Gegen Syphilis hilft das Antibiotikum Penicillin. Erhalten die Patienten das Medikament innerhalb eines Jahres nach ihrer Infektion, sind die Heilungsaussichten gut. Dabei reicht meist eine einmalige Gabe. Bei Erkrankten in weiter fortgeschrittenen Stadien ist Penicillin noch immer effektiv, allerdings werden dann oft mehrere Dosen benötigt.
Am besten verhindert man jedoch, sich überhaupt erst anzustecken. Eine Impfung gibt es zwar leider nicht, doch Kondome und Lecktücher beim Geschlechtsverkehr können Schutz bieten. Da die Infektion auch über das Küssen erfolgen kann, unterdrücken Präventivmaßnahmen die Ausbreitung der Krankheit jedoch nicht vollständig. Das Robert-Koch-Institut empfiehlt daher, dass sich vor allem Risikogruppen regelmäßig auf Syphilis testen lassen.
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