In den letzten Jahren haben sich immer mehr Menschen mit der Hefepilzart Candida auris angesteckt – auch in Deutschland. Dieser Pilz ist häufig resistent gegen Medikamente und führt bei vielen Betroffenen zum Tod. Lesen Sie hier, welche Personengruppen ein hohes Risiko haben und wie groß die Gefahr in Deutschland ist.
Ansteckungsgefahr im Krankenhaus
Candida auris befällt überwiegend Menschen, die sich im Krankenhaus befinden und deren Immunsystem bereits geschwächt ist. Das betrifft vor allem Patienten, bei denen ein zentraler Venenkatheter oder andere Schläuche in den Körper führen. Eine vor kurzem durchgeführte OP sowie eine Behandlung mit Antibiotika erhöhen ebenfalls das Risiko. Auch Menschen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes infizieren sich mit höherer Wahrscheinlichkeit. Wer gesund ist, muss sich hingegen keine Sorgen machen. Beim Kontakt mit Infizierten empfiehlt es sich dennoch, sich danach gründlich die Hände zu waschen. Die Ansteckungen erfolgten bisher hauptsächlich in Krankenhäusern und anderen Gesundheitseinrichtungen durch den Kontakt mit kontaminierten Oberflächen. Doch auch von Person zu Person kann eine Infektion erfolgen.
Das große Problem bei Candida auris: Die verfügbaren Medikamente wirken oft nicht. Außerdem ist der Pilz mit Standard-Labormethoden nur schwierig zu identifizieren. Wird er nicht erkannt, gehen die Verantwortlichen in Gesundheitseinrichtungen womöglich falsch damit um, sodass sich schließlich weitere Patienten anstecken. Die US-Behörde „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC), die kürzlich eine Pressemitteilung zu Candida auris veröffentlicht hat, fordert daher: Krankenhäuser sollten wachsam in Hinblick auf Pilzinfektionen sein.
Pilzinfektion kann tödlich enden
Menschen jedes Alters können sich mit Candida auris anstecken. So wurden Infektionen sowohl bei Säuglingen als auch bei Hochbetagten registriert. Der Pilz befällt die Ohren oder Wunden – gelangt er in den Blutkreislauf, kann er sich im ganzen Organismus ausbreiten. Die dadurch entstehenden Symptome werden womöglich übersehen, da die meisten Betroffenen bereits an verschiedenen anderen Krankheiten leiden. Je nachdem, welche Körperregion betroffen ist, können die Beschwerden zudem stark variieren. Die bisher verfügbaren Daten sprechen dafür, dass 30 bis 60 Prozent der Infizierten sterben. Dabei ist aber zu beachten, dass der Großteil bereits zuvor schwer krank war.
Wie verbreitet ist der Pilz in Deutschland?
Seitdem Candida auris erstmals im Jahr 2009 in Japan nachgewiesen wurde, hat er sich in immer mehr Ländern ausgebreitet und führt zu steigenden Fallzahlen. Vor allem in den USA wird ein rasanter Anstieg beobachtet: So waren es vor vier Jahren noch knapp 500 klinische Fälle – im Jahr 2022 bereits etwa 2.400. Die WHO und das CDC warnen daher ausdrücklich vor der Gefahr durch den Pilz. In Deutschland haben sich bisher zwar nur wenige Menschen angesteckt, doch auch hier geht der Trend nach oben: 2015 waren es noch zwei Betroffene, im Jahr 2022 bereits zwölf. Nachdem der Pilz anfangs vor allem aus dem Ausland eingeschleppt wurde, ist es mittlerweile zu Ansteckungen innerhalb Deutschlands gekommen. Dies ergab eine Untersuchung, die kürzlich im „Deutschen Ärzteblatt“ erschien.
Klimawandel macht Pilze zur globalen Herausforderung
Schon im Jahr 2022 hat die WHO vor der zunehmenden Bedrohung durch verschiedenste Pilzarten gewarnt. Aufgrund des Klimawandels und der Globalisierung erobern diese nach und nach weitere Teile der Erde. Das gefährdet Menschen, die sowieso schon geschwächt sind, wie etwa Patienten mit Krebs, HIV, Atemwegserkrankungen oder transplantierten Organen. Die wenigen Medikamente, die es gegen Pilze gibt, bleiben außerdem oft wirkungslos. Obwohl die Gefahr durch die Infektionen steigt, wird nur wenig getan, um sie einzudämmen. Die WHO fordert daher unter anderem Maßnahmen, um Medikamentenresistenzen zu verhindern. Außerdem sei es wichtig, dass mehr Gesundheitseinrichtungen das nötige Equipment erhalten, um Pilze im Labor nachzuweisen.
Was meinen Sie?