Heutzutage wird alles immer schneller und einfacher: Einerseits trägt die Digitalisierung dazu bei, dass sich unsere Aufmerksamkeitsspanne verkürzt, andererseits fördern Wirtschaftstreibende mit extra darauf zugeschnittenen Lösungen wie Fast-Food-Restaurants diesen Trend der Schnelllebigkeit weiter. Im Zuge einer Studie wurde bei übergewichtigen Müttern aus finanziell benachteiligten Schichten nun eine Lebensstil-Intervention durchgeführt. Dabei zeigte sich ein überraschend starker Zusammenhang zwischen Stressminderung und geringerem Konsum von Fast-Food sowie ungesunden Snacks.
Innovative Schulungsmethoden per Video
Das über 16 Wochen hinweg durchgeführte Programm hatte das Ziel, mithilfe von Stressbewältigung und einem gesünderen Lebensstil in Bezug auf Ernährung und Bewegung Gewichtszunahmen abzuwenden. Die beiden Schlüssel zum Erfolg der Studie waren richtiges Zeitmanagement und Prioritätensetzung. Dabei wurden den über 200 Teilnehmerinnen Videos von Frauen gezeigt, mit denen sie sich identifizieren konnten. Die Devise war nicht den Müttern Befehle zu erteilen, sondern ihnen dabei zu helfen selbst Erkenntnisgewinne zu erzielen und im weiteren Verlauf Methoden zur Problembewältigung vorzuschlagen.
Frauen leiden unbemerkt unter chronischem Stress
Diese Videos zeigten etwa Frauen in vergleichbaren Situationen und deren Interaktionen mit Familien. Viele Frauen erkannten erst im Zuge der Intervention wie gestresst sie waren. Zwar litten einige schon lange an Folgen von Stress, wie Schlafstörungen, Nackenverspannungen oder Kopfschmerzen. Jedoch konnten sie zuvor nie eine Verbindung zwischen diesen Faktoren und Stress herstellen – für etliche gehörte der stressige Alltag zur Normalität.
Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung
Ohne eigene Erkenntnis funktioniert langfristig auch keine Veränderung. Daher folgten seitens der Studienleiter weitere Lösungsvorschläge für die Frauen: Die Teilnehmerinnen sahen sich dazu wieder Videos an, in denen über Erfahrungswerte zu gesunder Ernährung, körperlicher Aktivität und Stressbewältigung berichtet wurde und nahmen zusätzlich an Telefonkonferenzen teil. Im Zuge der Studie zeigte sich eine eindeutige Abnahme des Konsums von Fast Food und Fertiggerichten, welcher durch die erreichte Stressreduktion erklärt werden konnte. Der Zusammenhang war sogar sehr stark: Die Verringerung von Stress um den Faktor eins führte zum Rückgang des Fast-Food-Konsums um den Faktor sieben – denn wer mehr Zeit hat, neigt eher dazu mit frischen Lebensmitteln selbst zu kochen, als schnell beim nächstbesten Lieferdienst etwas zu bestellen.
Was sind Stressfaktoren?
Die Verhältnisse, aus denen die Frauen stammten, bringen verschiedene Herausforderungen mit sich: Finanzielle Probleme, die mit Existenzängsten einhergehen, und häufige Umzüge, wodurch es ihnen und den Kindern oft an Stabilität und Sicherheit mangelt. Diese fehlende Stabilität findet sich bei einigen auch in den Partnerschaften wieder. Auch das Umfeld – viele lebten in ärmeren Gegenden – machte ihnen das Leben nicht unbedingt einfacher. Hat man dann auch noch mehrere Kinder und damit ständigen Trubel um sich, wird ein stressiger Alltag zum Normalzustand. Außerdem kamen viele Mütter aus schwächeren sozialen Verhältnissen und hatten nach der Geburt ihrer Kinder über zehn Kilogramm des Schwangerschaftsgewichts beibehaltet. Dies erhöht ihr Risiko für Adipositas und gleichzeitig auch die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Kinder Adipositas (Fettleibigkeit) entwickeln.
Auf Lösungen konzentrieren
Für das Forscherteam war primär wichtig, dass die Hilfestellungen praktisch sind. In der Theorie kann viel erzählt werden, aber jeder sollte verstehen können, wie die Vorschläge in den eigenen Alltag integriert werden können. Denn von der Erkenntnis bis zur Änderung des Lebensstils können unbetreut oft Jahre vergehen, oder es kommt erst gar nicht dazu. Darum orientierte sich die Intervention an ganz simplen, alltagstauglichen Beispielen und Vorgehensweisen für einen möglichst gesunden und stressfreien Alltag. Darüber hinaus wurde den Teilnehmerinnen vermittelt, die Fehler nicht bei sich selbst zu suchen sowie sich eine lösungs- und zukunftsorientierte Denkweise anzueignen. Weiters thematisiert wurden der Aufbau des eigenen Selbstbewusstseins und die bessere Kontrolle negativer Emotionen. Dies macht es einfacher den verbesserten Lebensstil auch langfristig beizubehalten.
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