Abnehmen ohne Sport und Ernährungsumstellung: Das versprechen die zahlreichen Anbieter von Diät-Pillen. Da überflüssige Kilos gleichzeitig das Risiko für Herzprobleme erhöhen, liegt die Vermutung nahe, dass die schnellen Abnehmhilfen auch gut für das Herz sind. Doch ist das tatsächlich der Fall? Die Antwort liefert eine neue Studie aus den USA.
Checkliste für Herzgesundheit
Die amerikanischen Wissenschaftler verglichen Daten von mehr als 20.000 Erwachsenen, um die Auswirkung ihres Lebensstils auf das Risiko einer Herzerkrankung zu untersuchen. Das Ergebnis: Eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung führen zu Gewichtsverlust und reduzieren damit das Risiko für diverse Herzerkrankungen. Schnelle Lösungen, wie Diät-Pillen oder das Auslassen von Mahlzeiten, erzielen hingegen kaum Erfolg oder führen sogar zu einer Gewichtszunahme.
Die Daten über das Körpergewicht setzten die amerikanischen Wissenschaftler in Relation mit den „Life’s Essential 8“ – dabei handelt es sich um eine Checkliste, die von der American Heart Association (AHA) 2022 herausgegeben wurde. Enthalten sind acht Punkte, die es zu beachten gilt, wenn man seine Herzgesundheit stärken möchte: Körpergewicht, Blutdruck, Cholesterinwerte, Blutzucker, Rauchen, physische Aktivität, Ernährung und Schlaf. Aus diesen Faktoren lässt sich eine Punktzahl berechnen, die das Risiko für zukünftige Erkrankungen des kardiovaskulären Systems aufzeigt. Im Durchschnitt erreichen erwachsene Amerikaner dabei 60 der 100 möglichen Punkte. Die Wissenschaftler sind sich einig, dass dieser Wert deutlicher Verbesserung bedarf.
„Life’s Essential 8“ und Gewichtsverlust
Die neue Untersuchung wurde im „Journal of the American Heart Association“ veröffentlicht. Die Daten dafür kommen aus einer Nationalen Gesundheitsuntersuchung mit 20.305 Erwachsenen im Durchschnittsalter von 47 Jahren. Probanden gaben Auskunft über ihr Rauchverhalten, ihre körperliche Aktivität, Schlafgewohnheiten, ihr Körpergewicht, eine eventuelle Gewichtsabnahme sowie ihre Strategie dafür. Außerdem gaben die Teilnehmer an, was sie in den letzten 24 Stunden gegessen hatten. In einer Labor-Untersuchung wurden zusätzlich ihr BMI, der Blutdruck, der LDL-Cholesterinwert und der Blutzucker gemessen. Aus all diesen Messwerten ergab sich eine Punktzahl in Bezug auf die „Life’s Essential 8“, die anschließend mit dem Gewichtsverlust verglichen wurde.
Schon kleine Gewichtsreduktion sinnvoll
17.465 Personen verloren innerhalb des vergangenen Jahres weniger als fünf Prozent ihres Körpergewichts, hielten ihr Gewicht oder nahmen zu. Die restlichen 2.840 Teilnehmer berichteten im selben Zeitraum von einem bedeutsamen Gewichtsverlust. Laut der Hauptautorin der Studie führt eine klinisch relevante Reduktion des Gewichts zu Optimierungen bei bestimmten Werten, die einen Aufschluss über die allgemeine Gesundheit geben. Sie ist der Meinung, dass Menschen bereits mit einer kleinen Reduktion ihres Körpergewichts hoffnungsvoll sein dürfen – diese erlaubt gesundheitliche Verbesserungen und ist nachhaltiger als ein schneller Gewichtsverlust erreicht durch ungesunde Diäten. Insgesamt berichteten Personen mit einem klinisch relevanten Gewichtsverlust von einer besseren Ernährung. Dabei ist vor allem die Rede von einem erhöhten Proteinanteil, weniger verarbeiteten Kohlenhydraten und weniger zugesetztem Zucker. Zusätzlich war die körperliche Aktivität dieser Gruppe höher und ihr LDL-Cholesterinspiegel niedriger.
Forderung von präventiven Maßnahmen
Auf der anderen Seite zeigten sich bei jener Gruppe mit einem Gewichtsverlust von über fünf Prozent auch ein höherer durchschnittlicher BMI, ein höherer Blutzuckerspiegel und Schlafmangel. Diese Werte reduzierten wiederum die Punktzahl der „Life’s Essential 8“, was verdeutlicht, dass nicht das Gewicht allein die allgemeine Gesundheit bestimmt.
Personen, die weniger als 5 Prozent ihres Gewichts verloren hatten, berichteten davon eher zu ungesunden Diät-Formen zu greifen. Unter ihren Angaben finden sich Strategien, wie das Auslassen von Mahlzeiten und verschreibungspflichtige Diät-Medikamente. Auch Maßnahmen wie eine Low-Carb-Ernährung, Flüssignahrung, die Einnahme von Abführmitteln oder sogar das absichtliche Herbeiführen von Erbrechen wurden genannt.
Das zeige deutlich, dass viele Menschen noch immer nicht-evidenzbasierte Methoden für eine Gewichtsreduktion heranziehen. Für die Zukunft sei es von Bedeutung, dass Erwachsene ihr Essverhalten langfristig umstellen: So werden im Jahr 2030 laut Prognosen 85 Prozent der Amerikaner übergewichtig sein. Um die gesundheitlichen Folgen dieser Tendenz zu minimieren, müssten am besten sofort präventive Maßnahmen für die gesamte Bevölkerung getroffen werden, meint die Hauptautorin abschließend.
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