Ob Öl, Kapseln, Creme oder sogar Gummibärchen: CBD ist in allen möglichen Formen und Einnahmetypen erhältlich. Es soll bei Schlafstörungen, Depressionen oder Stress helfen und zur Schmerzlinderung beitragen. Aber hält der Wirkstoff, der aus der weiblichen Hanfpflanze gewonnen wird, auch das, was er verspricht? Selbst Experten waren sich lange unsicher über die Wirkung der CBD-Produkte. Jetzt haben Forschende der Sycaruse University in New York (USA) ihre angeblich schmerzlindernden Kräfte genauer unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse veröffentlichten sie kürzlich im englischsprachigen Fachblatt „Experimental and Clinical Psychopharmacology“.
CBD hat Effekt auf Schmerzen
Das Forschungsteam stellt direkt zu Beginn klar, dass CBD keine signifikanten Auswirkungen auf die Schmerzschwelle, -toleranz oder -intensität hat. Dennoch kann der Wirkstoff bestimmte Schmerzergebnisse unterschiedlich stark beeinflussen. CBD gilt weltweit als Wundermittel und seine Produkte sind dementsprechend umsatzstark. Trotzdem existieren bisher nur wenige experimentelle Untersuchungen über die tatsächliche Wirksamkeit des Cannabidiol bei Menschen.
Spielt der Placebo-Effekt eine Rolle?
Die Forschenden untersuchten im Rahmen der aktuellen Studie, inwiefern der sogenannte Placebo-Effekt die empfundene Schmerzlinderung des Mittels beeinflusst. „Für die Wissenschaft und die breite Öffentlichkeit blieb die Frage, ob die Schmerzlinderung, die CBD-Anwender zu erleben behaupten, aufgrund von pharmakologischen Effekten oder Placebo-Effekten auftritt”, erklärt Martin De Vita von der Sycaruse University. Der Wissenschaftler fügt hinzu, dass dies eine berechtigte Frage sei. Es ist bekannt, dass der sogenannte Erwartungseffekt durchaus eine stärkere Wirkung einer Substanz suggerieren kann. Dies gilt auch für Veränderungen der Schmerzempfindlichkeit. Sobald der Behandelte die Erwartung hat, dass das Mittel eine Verbesserung bestimmter Symptome bewirkt, kann dies auch zu einem gewissen Grad eintreten. Die Forschenden führten die erste systematische Überprüfung und Meta-Analyse bezüglich des Einflusses der Cannabidiol-Medikamente auf Schmerzen durch. Hierbei ordneten sie die Ergebnisse der Untersuchungen als konsistent und beachtlich ein.
Schmerz weniger unangenehm wegen CBD?
Die Wissenschaftler kamen unter anderem zu dem Befund, dass CBD und die Erwartung, CBD zu erhalten, die Schmerzintensität während des Experiments nicht zu verringern schienen. Dennoch stellten sie fest, dass in beiden Fällen der Schmerz als weniger unangenehm wahrgenommen wurde. Durch hochentwickelte Geräte, die experimentellen Hitzeschmerz risikofrei induzieren, wurde den Teilnehmenden Schmerz zugefügt. Somit konnte das Team ermitteln, wie das Nervensystem der Personen auf die erzeugten Reize reagiert. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurde entweder reines CBD oder ein Placebo verabreicht, um danach abermals die Schmerzreaktionen und potenziellen Veränderungen zu ermitteln. Dabei gaben die Forschenden ein Placebo, während die Teilnehmenden davon ausgingen, CBD zu erhalten. Andersherum wurde es genauso untersucht: Die Teilnehmenden dachten, sie hätten das Placebo bekommen, wobei es tatsächlich CBD war. So konnten die Wissenschaftler erfassen, inwiefern der Erwartungseffekt bei der Wirksamkeit der Mittel eine Rolle spielt.
Festgestellte Effekte von CBD
Das Forschungsteam beobachtete, dass in beiden Fällen Verbesserungen auftraten. Das heißt, dass sowohl der Placebo-Effekt als auch die pharmakologischen Auswirkungen das Schmerzempfinden der Betroffenen beeinflusste. „Wir stellten die Hypothese auf, dass wir in erster Linie erwartungsinduzierte Placebo-Analgesie (Schmerzlinderung) feststellen würden. Was wir jedoch nach der Messung mehrerer verschiedener Schmerzergebnisse gefunden haben, ist, dass eigentlich ein bisschen von beidem vorliegt“, erläutert Studienautor De Vita in einer Pressemitteilung der Sycaruse University. Er fügte auch hinzu, dass Schmerz viele Dimensionen habe und ein komplexes Phänomen sei. Demnach stelle beispielsweise die Schmerzintensität eine sensorische Dimension dar, während das Unwohlsein eher ein emotionaler Faktor sei. „Wenn man sich den Schmerz als ein schädliches Geräusch vorstellt, welches aus einem Radio kommt, kann die Lautstärke die Intensität des Schmerzes darstellen, während der Sender die Qualität repräsentiert”, so der Experte. CBD-Medikamente verringern somit nicht die Lautstärke, viel mehr wechseln sie den Sender und der Schmerz wirkt weniger unangenehm.
Quelle des CBD ist wichtig
Obwohl die Forschenden lediglich die erwartungsbedingte Schmerzlinderung der Mittel nachweisen wollten, erwies sich die Lage als deutlich komplexer als erwartet. Einer der wichtigsten Aspekte, die man beachten sollte, ist die Quelle des CBD. „Kommerziell erhältliche CBD-Produkte unterscheiden sich in ihrem Gehalt und ihrer Reinheit, so dass die Ergebnisse für verschiedene CBD-Produkte unterschiedlich ausfallen können, je nachdem, welche anderen Verbindungen sie enthalten oder nicht“, erläutert De Vita. Man solle demnach darauf achten, wo das CBD-Produkt seinen Ursprung hat.
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