Das Herz kann wegen Liebeskummer schmerzen, vor Trauer brechen und bei Aufregung bis zum Hals schlagen – in unserer Sprache ist verankert, wofür in der Wissenschaft ein zunehmendes Bewusstsein entsteht: Unsere emotionalen Zustände und das Herz sind eng miteinander verbunden. Daher können psychische Probleme auch zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Wie genau, erfahren Sie hier.
Wie Psyche und Herz zusammenhängen
Bluthochdruck, zu hohe Cholesterinwerte, Genetik und Lebensstil: Vor einiger Zeit herrschte noch die Auffassung, dass Herzprobleme vor allem auf diese Faktoren zurückzuführen sind. Tatsächlich tragen sie auch erheblich zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko bei. Doch mittlerweile ist klar: Auch die Psyche beeinflusst die Herzgesundheit, und zwar in einem großen Ausmaß. Psychische Belastungen, etwa aufgrund von Depressionen oder dauerhaftem Stress, erhöhen auf lange Sicht das Risiko für Infarkte, Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz. Dabei spielt es auch eine Rolle, ob man bereits in der Kindheit Traumata erlebt hat, etwa Missbrauch oder Vernachlässigung. Solche Erfahrungen führen nämlich häufig dazu, dass Betroffene in ihrem späteren Leben empfindlicher auf belastende Ereignisse reagieren.
Broken-Heart-Syndrom: Herzinfarkt nach Hiobs-Botschaft?
Große emotionale Belastungen – etwa die Nachricht über den Tod eines Angehörigen – führen in manchen Fällen zu Symptomen, die einem Herzinfarkt ähneln: Plötzlich kann das Herz nicht mehr richtig pumpen und ein sogenannter kardiogener Schock tritt ein. Das bedeutet, dass der Blutdruck rapide absinkt und somit nicht mehr ausreichend Blut in die verschiedenen Körperregionen gelangt. Meistens handelt es sich bei den Betroffenen um Frauen nach den Wechseljahren. Warum diese Personengruppe besonders gefährdet ist, muss noch geklärt werden. Man vermutet aber, dass eine Flut an Stresshormonen bei emotionalen Ausnahmezuständen zu einer Überforderung des Organismus führt.
Angststörung: Kann das Herz vor Furcht kollabieren?
Menschen mit einer Angststörung fürchten sich vor manchen Objekten oder Ereignissen so sehr, dass ihr Herz scheinbar unkontrolliert rast. Daher kommt bei vielen Betroffenen neben der Furcht vor der angstbesetzten Situation auch noch die Sorge hinzu, dass sie einen Herzanfall erleiden könnten. Vor allem Menschen, die immer wieder in Panikattacken verfallen, haben mitunter so ausgeprägte Symptome, dass sie manchmal für einen Myokardinfarkt gehalten werden. Hierzu kann man aber Entwarnung geben: Hinter diesen Symptomen steckt in aller Regel keine echte Bedrohung für das Herz. Sich seinen Ängsten zu stellen ist also nicht gesundheitsgefährdend – im Gegenteil, es ist sehr wichtig, um sich dauerhaft von seiner Angststörung zu befreien.
Stresshormone: Auf Dauer Gift für die Psyche
Die Mechanismen, mit denen die Psyche auf das Herz wirkt, sind noch nicht umfassend erforscht. Was jedoch bereits bekannt ist: Erfährt eine Person ein Trauma, kann das auf Dauer Kreisläufe im Körper durcheinanderbringen, die für die Ausschüttung von Stresshormonen zuständig sind. Die Folge ist ein ansteigender Blutdruck, ein geschwächtes Immunsystem und eine leichtere Blutgerinnung, was das Risiko für Herzinfarkte erhöht. Außerdem können anhaltende Entzündungen im Organismus entstehen, die auch bei Depressionen zu beobachten sind – Ablagerungen in den Blutgefäßen sind eine mögliche Konsequenz. Wünschenswert wäre es, wenn man diese Prozesse mithilfe von Medikamenten aufhalten könnte. Dafür muss aber zunächst weiter geforscht werden.
Wie man Herz und Psyche heilt
Psychische Schieflagen haben übrigens nicht nur direkte, sondern auch indirekte Effekte auf das Herz, nämlich über die Verhaltensweisen der Betroffenen: Gestresste und depressive Menschen vernachlässigen häufig ihre Gesundheit und finden zum Beispiel nicht die Kraft mit dem Rauchen aufzuhören.
Bei der Therapie von kardiologischen Krankheiten ist es generell wichtig, auch immer psychische Faktoren miteinzubeziehen. Dazu sollte zunächst abgeklärt werden, welche Rolle seelische Belastungen beim individuellen Patienten tatsächlich spielen. Eine Psychotherapie kann dann helfen, belastende Ereignisse aus der Vergangenheit aufzuarbeiten. Viele Patienten finden auch Erleichterung durch Entspannungs- oder Achtsamkeitsübungen.
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