Der Informationsüberschuss in unserer heutigen Welt ist enorm. Viele sind dadurch überfordert und wissen nicht, wie und wo sie sich am besten informieren – speziell zu ernsten Themen. Gerade in Zeiten der Pandemie ist es aber umso wichtiger, Fehlinformationen von vertrauenswürdigen Quellen unterscheiden zu können. Eine jüngst veröffentlichte Studie aus den USA hat das vorhandene Faktenwissen rund um Covid-19 mit den herangezogenen Quellen der Befragten verglichen.
Facebook mit Vorsicht genießen
Das Ergebnis: Jene, die sich primär auf staatlichen Gesundheitswebsites informierten, wussten besser über die Fakten rundum Covid-19 Bescheid als die, die sich auf diverse andere Quellen aus Web und Fernsehen verließen. Social Media als Nachrichtenquelle bewerteten die Forschenden als besonders besorgniserregend, denn: Teilnehmer, die sich unter anderem über Facebook erkundigten, waren weniger gut aufgeklärt in Hinblick auf SARS-CoV-2 als Personen, die keine Informationen über Facebook einholten.
Fake News in sozialen Medien
In Amerika informieren sich mittlerweile 66 Prozent primär über die sozialen Medien, was Wissenschaftler stark beunruhigt. Da im Netz jeder beliebig viele Inhalte kreieren kann, ist eine enorme Menge an Falschinformationen vorprogrammiert. Dazu spielt auch noch die Funktion des Algorithmus eine Rolle: Dieser sorgt dafür, dass Nutzenden die Neuigkeiten angezeigt werden, die sie am meisten interessieren. Weil wir besonders auf überraschende und schockierende Beiträge anspringen, wird dadurch Desinformationen – welche diese Eigenschaften meist besonders stark vertreten – noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt.
Online-Befragung mit 6.000 US-Amerikanern
Im Zuge der Online-Umfrage wurden Ende März letzten Jahres knapp 6.000 Erwachsene von einem Team der Pennsylvania State University befragt. Der Grund für die frühe Durchführung war schnellstmöglich ein unvoreingenommenes Bild über die öffentliche Meinung und den Aufklärungsstand in der Bevölkerung zu erhalten. Durch ihren Umfang zählt diese zu den größten bisher durchgeführten Umfragen über die Informationsbeschaffung während der Pandemie. Befragt wurden die Teilnehmenden hinsichtlich Faktenwissen, persönlicher Wahrnehmung sowie bevorzugte Quellen zur Informationsbeschaffung. Ihr Wissen wurde in Bezug auf die Übertragung, Behandlung und den Schweregrad von Covid-19 geprüft und bewertet. Darüber hinaus wurde in der Umfrage nach der persönlichen Einschätzung der Sicherheit über die Richtigkeit der Antworten gefragt.
Regierungswebsites als vertrauenswürdig bewertet
Mit rund 43 Prozent Zustimmung wurden Websites der Regierung von den Befragten als verlässlichste Quellen bewertet. Das Fernsehen erfuhr mit über 27 Prozent die zweitgrößte, Kommunikatoren aus dem Gesundheitssystem mit über 9 Prozent die drittgrößte Zustimmung. Im Zuge der Studie konnte eine eindeutige Verbindung zwischen der Art der ausgewählten Quelle(n) und dem jeweiligen Wissensstand ermittelt werden. Staatliche Websites gingen mit den meisten richtig beantworteten Fragen und dem somit größten Faktenwissen einher. Weniger gut aufgeklärt waren jene, die auf Quellen aus Fernsehen und Social Media setzten.
Ergebnisse sind nicht universal gültig
Hier gilt es aber zu berücksichtigen, dass diese Umfrage aus soziodemographischer Sicht sehr eingeschränkt ist. Es kommen beispielsweise Unterschiede im örtlichen Pandemiegeschehen und der besonders hohen Anzahl an US-amerikanischen Fernsehsendern im Vergleich zu Deutschland hinzu. Diese Faktoren müssen ebenso einkalkuliert werden, denn: Mehr Sender haben zur Folge, dass der durchschnittliche Wahrheitsgehalt der darin getätigten Aussagen geringer ausfällt. Daher lässt sich das durch Fernsehquellen geringere Faktenwissen in den USA nicht unbedingt auf Deutschland übertragen. Zudem kann davon ausgegangen werden, dass die Teilnehmenden durch ihre Partizipation ein erhöhtes Interesse für die Pandemie aufbrachten als der Durchschnittsbürger. Aus diesen Gründen lassen die Ergebnisse nur eingeschränkt Rückschlüsse auf die Allgemeinheit zu.
Verständnis als Voraussetzung für Zusammenhalt
Laut den Studienautoren ist eine ausreichende Aufklärung eine wichtige Voraussetzung für die Einhaltung der Maßnahmen. Denn nur wer auch versteht, warum Hygienemaßnahmen wie Maskenpflicht, Abstandsregeln und andere Beschränkungen notwendig sind und diese auch persönlich als sinnvoll erachtet, wird sich konsequent daran halten. Daher sollten bevorzugte Nachrichtenquellen der Menschen bei der Maßnahmenentwicklung beachtet werden. Eine umfangreiche Kommunikation ist also unausweichlich im Kampf gegen das Virus. Außerdem müsse die Enttarnung von Fake News – insbesondere jene über Covid-19 – ausgebaut und gefördert werden. Je mehr falsche Quellen gefunden und korrigiert werden, umso geringer ist die Gefahr, dass diese zu Missverständnissen in der Bevölkerung führen.
Übersicht: Verlässliche Quellen für deutsche Bürger
Hier finden Sie die vom deutschen Bundesministerium empfohlenen vertrauenswürdigen Quellen zu Informationen rund um Covid-19:
- Zusammen gegen Corona – ein Informationsangebot des Bundesministeriums für Gesundheit
Einfach und kurz erklärt: Informationen für den Alltag, für Familien, ältere Menschen und medizinisches Personal sowie zur Arbeitswelt. - Robert Koch-Institut (RKI): Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Coronavirus SARS-CoV-2
Ausführlichere Informationen, etwa zum korrekten Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes oder zur Pneumokokken-Impfung in der aktuellen Covid-19-Pandemie. - RKI: Flyer (PDF) für Patienten und Angehörige zur häuslichen Isolierung bei bestätigter Infektion
Hinweise für den Alltag in häuslicher Isolierung – vom Kontakt mit Haushaltsangehörigen über Hygieneregeln bis hin zur Abfallentsorgung. - infektionsschutz.de – Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
Hygienemaßnahmen, Verhaltensregeln und -empfehlungen zum Schutz vor dem Coronavirus im Alltag und im Miteinander. - Patientenservice – ein Informationsangebot der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV)
Wie Sie erkennen, ob Sie sich mit Covid-19 infiziert haben, worauf Sie beim Praxisbesuch achten sollten sowie Hinweise zur Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. - Weltgesundheitsorganisation (WHO), englischsprachig
Latest updates – Outbreak situation – Videos – What you need to know – Q&A on coronaviruses – Travel advice – Situation reports. - Protect yourself (WHO), englischsprachig
What can people do to protect themselves and others from getting the new coronavirus? Why is it recommended to avoid close contact with anyone who has fever and cough? How is the new coronavirus affecting people who get it? - Europäischer Rat
Covid‑19‑Pandemie: Reaktion der EU - Europäische Kommission
Coronavirus Krisenreaktion.
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