Dass der regelmäßige Konsum von großen Mengen Alkohol nicht selten zur Abhängigkeit führt oder tragische Krankheiten hervorruft, ist den meisten Menschen sehr wohl bekannt. Dennoch nehmen die Deutschen durchschnittlich 131,1 Liter an alkoholischen Getränken pro Kopf und Jahr zu sich. Experten predigen seit Jahren, dass übermäßiges Alkoholtrinken das Herz schädigt. Ein aktueller Forschungsbericht zeigt nun, dass schon das tägliche Gläschen Wein oder Bier beträchtlichen Einfluss auf das Risiko für die Erkrankung an Herzrhythmusstörungen haben kann.
Erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel
Vorhofflimmern ist eine ernstzunehmende Störung des Herzrhythmus, bei welcher die Herzvorhöfe ungeordnet und unregelmäßig tätig sind. In Europa zählt Vorhofflimmern zu den häufigsten Formen der Herzrhythmusstörung, wobei in Deutschland rund zwei Millionen Menschen betroffen sind. Herzstolpern oder -rasen gehören zur typischen Symptomatik, oft bleibt die Krankheit jedoch unbemerkt. Das Flimmern der Vorhöfe ist nicht unmittelbar lebensbedrohlich, dennoch kann es ohne Behandlung gefährliche Folgen haben. Unter Umständen wird die Bildung von Blutgerinnseln begünstigt, welche nicht selten Thromboembolien oder Schlaganfälle auslösen. Laut Fachleuten können die Ursachen für das Flimmern nicht immer restlos geklärt werden: In den meisten Fällen ist ein erhöhtes Risiko jedoch auf fortgeschrittenes Alter, Bluthochdruck oder etwaige Herzerkrankungen zurückzuführen. Auch der Konsum von Alkohol kann Vorhofflimmern auslösen.
Macht die Menge das Gift?
Eine am Herz- und Gefäßzentrum des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) durchgeführte Langzeitstudie zeigte nun, dass der Risikofaktor Alkohol doch ausschlaggebender ist als bisher gedacht. „Mit der neuen Studie müssen wir erkennen, dass auch schon kleine Mengen Alkohol das Flimmern auslösen können“, so Dr. Götte, Kardiologe und wissenschaftlicher Beirat der Deutschen Herzstiftung. Das Forscherteam der UKE wertete Daten von über 100.000 Probanden aus, die in ihrem Leben nie zuvor unter Vorhofflimmern gelitten hatten. Im Laufe des Studienzeitraums von 14 Jahren entwickelten mehr als 5.800 der Teilnehmenden erstmalig ein Flimmern der Vorhöfe.
Das Risiko für die Herzrhythmusstörung war umso höher, je mehr Alkohol konsumiert wurde. Im Vergleich zu den abstinenten Testpersonen hatten Teilnehmer, die etwa 12 Gramm Alkohol (ein kleines Glas Wein oder Bier) pro Tag konsumierten, ein 16 Prozent höheres Risiko für Vorhofflimmern. Bei bis zu zwei alkoholischen Getränken täglich stieg die Wahrscheinlichkeit für die Herzerkrankung sogar um weitere 28 Prozent. Demnach können bereits geringe Mengen an Alkohol das Herz nachweislich aus dem Takt bringen.
Alkohol löst Flimmern auch bei Gesunden aus
Ein ganz klares Fazit der Forschenden: „In Bezug auf Vorhofflimmern muss man vom regelmäßigen Konsum selbst kleiner Mengen abraten.“ Die weitverbreitete Annahme, dass geringe Mengen Alkohol keine Schäden hervorrufen würden bzw. das Herz unter Umständen sogar schützen, ist damit wissenschaftlich widerlegt. Personen, welche bereits an Vorhofflimmern leiden, sollten daher jeglichen Alkoholkonsum tunlichst vermeiden. Für alle anderen gilt: Ein gelegentliches Gläschen Wein oder Bier schadet zwar nicht, doch der regelmäßige Konsum von alkoholischen Getränken kann sogar in geringen Mengen zu einem deutlich höheren Risiko für Störungen des Herzrhythmus führen. Davor sind auch völlig gesunde Menschen ohne jegliche Vorerkrankungen nicht gefeit.
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