Direkt vor Ort Wasser auf Erreger oder Körperflüssigkeiten auf Viren überprüfen? Besonders in den Zeiten einer globalen Pandemie klingt das verlockend. Dank einer Erfindung zweier deutscher Forscher soll das schon bald Realität werden.
Innovatives Vorhaben bekommt Forschungspreis
Dr. Patrick Steglich und Prof. Dr. Andreas Mai vom Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik (IHP) entwickelten ein Verfahren, welches pathogene Stoffe in Flüssigkeiten aufspürt. „HyPhoX“ soll es ermöglichen Viren, Bakterien und Giftstoffe zum Beispiel in Wasser, Urin oder Blut nachzuweisen. Aber nicht nur das: Die Auswertung erfolgt dank eines photonischen Sensors auch noch in Echtzeit. Das wäre ein großer Gewinn für die Diagnostik, da Blut direkt vor Ort etwa auf Antikörper für Covid-19 kontrolliert werden könnte. Aber nicht nur die Medizin würde davon profitieren, auch die Hygieneprüfung von Wasser ist ein potentieller Anwendungsbereich. So könnte das Verfahren das Vorkommen von Legionellen nachweisen, einer Bakterienart, die die sogenannte Legionärskrankheit hervorruft. Für dieses universale Analysetool erhalten die beiden Wissenschaftler aus Frankfurt (Oder) dieses Jahr den Leibniz-Gründungspreis.
Breite Anwendungsbereiche und kostengünstige Produktion
Das innovative Verfahren nutzt Sensorchips mit einer siliziumbasierten und industriell nutzbaren Halbleitertechnologie, welche auch kostengünstig und in Masse produziert werden kann. Außerdem kommen Herstellungsprozesse aus der Mikroelektronik zum Einsatz, die ebenfalls eine einfache und kostengünstige Weiterverarbeitung ermöglichen. Damit ist HyPhoX nicht nur breit einsetzbar sondern auch ökonomisch. Außerdem soll es zur Anwendung gut in bestehende Systeme integrierbar sein. Noch ist das Tool nicht marktreif, doch das Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro hilft den Forschenden dieses Ziel schneller zu erreichen. Auch mit Partnern aus der Industrie überprüfen sie bereits verschiedene Anwendungsszenarien.
Schon jetzt große Nachfrage
„Mit Hilfe der am Leibniz-IHP verfügbaren Technologien und unterstützt durch Forschungsprojekte mit Partnern wie der TH Wildau, wurden innovative Sensorchips entwickelt. Unser Sensorsystem ist extrem vielseitig einsetzbar und der Bedarf von kleinen und mittleren Unternehmen der Region wird uns bereits seit einiger Zeit signalisiert“, erzählt Dr. Steglich über die preisgekrönte Innovation.
„Die Breite der Anwendungen ist jedoch auch die besondere Herausforderung für das Gründungsvorhaben,“ fügt Prof. Mai hinzu. „Die Entwicklung zu einem fertigen Produkt ist noch nicht komplett abgeschlossen, aber der Gründungspreis hilft uns dabei weitere Schritte zu gehen und so relevante Anwendungen zu identifizieren und den Markteintritt zu planen.“ Jedes Jahr vergibt die Leibniz-Gemeinschaft einen hochdotierten Preis für Gründungsvorhaben in der Vorbereitungs- oder Startup-Phase, die durch ihre Innovation und Geschäftsidee besonders herausstechen. Mit dem zweckgebundenen Gewinn sollen die Vorhaben bei der praktischen Umsetzung unterstützt werden.
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