Als Demenz ist eigentlich eine Reihe von Symptomen unterschiedlicher Erkrankungen gemeint, die eine Verschlechterung von mehreren geistigen (kognitiven) Fähigkeiten verursachen. Allein in Deutschland sind etwa 1,6 Millionen Menschen von einer Demenzerkrankung betroffen – am häufigsten von der Alzheimer-Krankheit. Aufgrund demografischer Entwicklungen steigt diese Zahl stetig. Dazu kommen gewisse Risikofaktoren, wobei die Universität Leipzig in einer aktuellen Studie nun einen weiteren gefunden hat: Auch Hörschäden erhöhen das Risiko für eine Erkrankung an Demenz.
Hauptursache für Pflegebedürftigkeit
In einer Mitteilung betonen die Forschenden, dass Demenz noch immer einer der Hauptursachen für Pflegebedürftigkeit im Alter sei. Dies erhöht einerseits den Bedarf an Pflegekräften, andererseits entstehen zusätzliche Kosten für das Gesundheitssystem. Daher ist auch die frühzeitige Behandlung sensorischer Beeinträchtigungen ein wichtiger Bestandteil zur Prävention einer Erkrankung. Dass dies der richtige Weg sei, bestätigen ebenfalls die im Jahr 2020 erhobenen Zahlen der deutschen Alzheimer Gesellschaft: Bisher ging man von 3 Millionen Demenz-Erkrankten bis zum Jahr 2050 aus, neuere Studien korrigieren diese Annahme auf 2,4 bis 2,8 Millionen. Die Gründe dafür liegen wahrscheinlich in den besseren Lebensbedingungen und der verfügbaren Gesundheitsversorgung in den westlichen Ländern.
Mehrere Risikofaktoren führen zur Erkrankung
Werden Beeinträchtigungen aber zu spät behandelt, kommt es in Folge zu Demenz, die sich in einer langfristigen Einschränkung der geistigen Leistungsfähigkeit zeigt. Unterschieden wird dabei zwischen einer primären und sekundären Demenz. Erstere findet sich in eigenständigen Erkrankungen, wie beispielsweise Alzheimer, deren Ursachen bis heute nicht genau geklärt werden konnten. Bei der sekundären Demenz handelt es sich wiederum um eine Folge anderer Erkrankungen, die unter anderem durch Alkoholsucht, Stoffwechselstörungen, Entzündungen und Medikamente verursacht werden können.
Schwerhörigkeit als unabhängiger Risikofaktor
Daneben scheint auch eine Hörminderung, nicht jedoch eine Sehminderung das Risiko für eine Erkrankung zu erhöhen: „Insgesamt 30 Prozent der Teilnehmer berichteten am Anfang der Studie über eine Hörminderung und gut ein Viertel der Teilnehmer entwickelte im Laufe der Zeit eine Demenz. Es zeigte sich, dass Schwerhörigkeit ein signifikanter, unabhängiger Risikofaktor für eine Demenzentwicklung ist“, berichtet Studienautor Dr. Alexander Pabst. Für die Studie wurden Daten von 3.500 Senioren ab einem Alter von 75 Jahren mithilfe eines neuen Modells analysiert, wodurch sich letztendlich ein Anstieg der Erkrankungen nachweisen ließ: „So war das längsschnittliche Erkrankungsrisiko für Teilnehmer mit einer Hörminderung um 16 Prozent erhöht,“ ergänzt Pabst.
Vielversprechende Ansätze für die Prävention
Die Forscher empfehlen deshalb mehrere Risikofaktoren gleichzeitig anzugehen, um einen Ausbruch der Krankheit bestmöglich zu verhindern: „Die Erkenntnisse der Studie haben wichtige Auswirkungen auf die Versorgung. Auch wenn die biologische Verbindung zwischen Hörstörungen und Demenz weiterer Untersuchungen bedarf, so zeigen die Daten doch eindrücklich, dass der Fokus auf vermeidbare Risikofaktoren das individuelle Demenzrisiko erheblich verringern kann. Ansätze zur Prävention geistiger Abbauprozesse sollten sich das zunutze machen“, meint etwa Studienautorin Prof. Dr. Steffi G. Riedel-Heller.
Eigene Gesundheit darf nicht vernachlässigt werden
Das Forscherteam bestätigt zudem die Annahme vieler Gesundheitsexperten: Eine kombinierte Intervention gilt als besonders vielversprechend, wenn es um den Erhalt der kognitiven Fähigkeiten geht. Dazu gehören eine Erhöhung der körperlichen und geistigen Aktivität, gesunde Ernährung und eine gute Einstellung des Blutdrucks sowie des Blutzuckers bei entsprechenden Erkrankungen – und die nun nachgewiesene frühzeitige Behandlung von Hörbeeinträchtigungen. Denn selbst wenn eine sekundäre Demenz ausbrechen sollte, kann diese geheilt werden, solange die Ursache frühzeitig erkannt und behandelt wird.
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