Noch immer betreffen chronisch-entzündliche Dermatosen, wie beispielsweise Schuppenflechte und Neurodermitis, mehrere Millionen Deutsche aller Altersstufen. Dabei können die Ursachen bis heute nicht hinreichend erklärt werden, vermutet wird aber vor allem eine genetische Veranlagung. Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG) und der Deutsche Psoriasis Bund e.V. befassen sich beide unter anderem mit diesen Erkrankungen und haben die effektivsten Behandlungsmethoden anlässlich zum Auftakt der 51. virtuellen Tagung in einer aktuellen Aussendung zusammengefasst.
Betroffene erleben häufig Ablehnung und Distanz
Zusätzlich zu den störenden Symptomen der Hauterkrankungen erleben Betroffene oft psychische Belastungen, da ihr Umfeld sie häufig ablehnt oder meidet. Dabei sind beide Krankheiten nicht ansteckend. Das herrschende Schönheitsideal tut dann seinen Rest dazu: „In unseren Breiten dominiert ein bestimmtes Ideal von Schönheit zu dem helle, glatte und makellose Haut gehört. Für Menschen mit Hauterkrankungen – vor allem an sichtbaren Stellen wie Gesicht, Händen oder Haaransatz – bedeutet das oft, dass sie aufgrund der ‚anders aussehenden Haut‘, der Rötungen oder Schuppungen stigmatisiert werden“, erklärt Prof. Dr. med. Michael Hertl, Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Marburg/UKGM. Auch Diskriminierung kann eine Folge sein.
Ablehnung auf breiter Front
Diese vorherrschende Stigmatisierung bestätigen auch die Zahlen einer Fragebogenerhebung aus dem Jahr 2020, an der 630 Personen teilnahmen. Etwa neun von zehn Befragten (87,1 Prozent) gaben an, dass sie abfälligen Blicken oder abwertenden Bemerkungen ausgesetzt sind. Davon sind sogar drei Viertel der Befragten (77,4 Prozent) bis zu viermal jährlich betroffen. Die widerfahrene Ablehnung wirke sich auf das gesamte Leben der erkrankten Personen aus und kann sich in sozialer Isolierung, Stimmungsschwankungen und sogar Depressionen äußern: „Die sozialen Folgen der Erkrankung senken die Lebensqualität der Betroffenen. Umso erfreulicher ist es, dass wir mit den Biologika Medikamente bei Psoriasis (Schuppenflechte) und bei Neurodermitis einsetzen können, die nicht nur das klinische Bild verbessern und die Symptome lindern, sondern auch die Lebensqualität erhöhen“, ergänzt Hertl und verweist auf aktuellere, medikamentöse Behandlungsmethoden, die eine gute Wirkung zeigen würden.
Zusätzliche Parameter bringen den Erfolg
Wurde Schuppenflechte vor 20 Jahren noch vor allem lokal und damit rein äußerlich behandelt, können heutige entzündungshemmende Biologika die Krankheit wirksamer bekämpfen. Zusätzlich wird anhand des Psoriasis Area and Severity Index (PASI) die Symptomstärke zur klinischen Beurteilung der Erkrankung angewendet, die eine individuelle Behandlung zulässt. Dabei wird eine Zielgröße festgelegt, der sogenannte PASI-90, wodurch sich die Hautveränderungen um 90 Prozent verbessern sollen. Durch monoklonale Antikörper gegen entzündungsfördernde Zytokine wird dieses Ziel nach und nach erreicht. Ähnlich sieht es bei der Behandlung von Neurodermitis und Nesselsucht aus, bei denen Antikörper gegen entzündungsfördernde Zytokinrezeptoren und IgE-Antikörper zum Einsatz kommen. Das führe zu einer deutlichen Verbesserung des klinischen Bildes und des auftretenden Juckreizes.
Medikamentöse Behandlung reicht nicht aus
Die psychische Belastung und verminderte Lebensqualität, die durch die beiden Krankheiten entstehen, wird durch die Behandlung mit Biologika jedoch nicht ausreichend verbessert. Dazu braucht es breite Gesamtkonzepte, die Betroffene in ihrem Kampf gegen Stigmatisierung und Benachteiligung besser unterstützen: „Zusammen mit den Patienteninitiativen müssen wir Konzepte entwickeln, die im Arbeits- und im Freizeitbereich greifen. Medikamente allein, so gut sie auch sein mögen, reichen nicht aus, um die Lebensqualität der Erkrankten nachhaltig positiv zu beeinflussen“, so auch Prof. Dr. Elsner, Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena.
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