Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland – allein im Jahr 2021 fielen ihnen über 340.000 Menschen zum Opfer. Der Herzinfarkt ist eine dieser tödlichen Krankheiten – doch entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass Herzinfarkte vor allem ältere Personen treffen, wird momentan ein Anstieg bei jungen Patienten verzeichnet. Woran liegt es, dass Menschen in der Blüte ihres Lebens von dieser Erkrankung heimgesucht werden?
Akute Versorgungsnotlage
Bei einem Herzinfarkt kommt es zu einer Verstopfung einer oder mehrerer Herzkranzgefäße, wodurch der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt werden kann. Der Herzmuskel stirbt nach und nach ab und ist nicht in der Lage, sich wieder zu regenerieren. Je länger dieser Zustand also anhält, umso schwerwiegender sind die Folgen. Neben lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen und akuter Herzschwäche droht im schlimmsten Falle der Tod.
Wichtige Anzeichen kennen
Um möglichst schnell handeln zu können, ist es wichtig, typische erste Anzeichen eines Herzinfarkts zu kennen. Charakteristisch äußert er sich durch starke Schmerzen und ein Enge- beziehungsweise Druckgefühl im Brustkorb. Diese können aber auch nur hinter dem Brustbein auftreten oder aber sogar in andere Körperregionen wie Arme, Rücken, Oberbauch, Hals, Kiefer oder Schulterblätter ausstrahlen. Einige Menschen berichten auch von einem unangenehmen Brennen im Brustkorb. Durch die Panik, die während dieser Situation in Betroffenen aufsteigt, entwickelt sich kalter Angstschweiß und das Gesicht erscheint fahl. Begleitet werden können diese Symptome von Übelkeit, Erbrechen und Atemnot. Bei Frauen ist besondere Vorsicht geboten, da sie häufiger recht unspezifische Anzeichen aufweisen, wodurch der Ernst der Lage oftmals nicht so schnell erkannt wird. Um sicherzugehen, sollte bei Beschwerden, die noch nie da gewesen sind und die länger als fünf Minuten andauern, der Notruf gewählt werden.
Das Durchschnittsalter sinkt
Wenn wir das Wort Herzinfarkt hören, denken wir generell eher an ältere Personen, die vielleicht sogar schon an Vorerkrankungen litten. In letzter Zeit wird jedoch davon berichtet, dass immer mehr junge Menschen betroffen sind. Eine Studie von US-amerikanischen und chinesischen Forschern, die im September 2022 veröffentlicht wurde, zeigt genau dieses Phänomen auf: Ihre Daten belegen, dass seit Anfang der Corona-Pandemie immer mehr Menschen im Alter von 25 bis 44 Jahren einem Herzinfarkt zum Opfer fallen. Verglichen mit den Jahren zuvor, hat sich für diese Altersgruppe das Risiko, an einem Herzinfarkt zu versterben, um bis zu 34 Prozent erhöht. Eine derartige Tendenz konnte jedoch bereits vor der weltweiten Gesundheitskrise erkannt werden.
Frauen in Gefahr
Schon im Jahr 2018 demonstrierte das Forscherteam um Sameer Arora von der University of North Carolina School of Medicine dieses Geschehen im Rahmen ihrer Studie. Mithilfe der Daten von über 28.000 Herzinfarkt-Patienten zwischen 1995 und 2014 konnten sie ermitteln, dass die Anzahl junger Patienten, die mit einem Herzinfarkt im Krankenhaus landen, kontinuierlich anstieg. Während die Zahl junger Betroffenen zwischen 1995 und 1999 um 27 Prozent wuchs, waren es in den Jahren von 2010 bis 2014 schon 32 Prozent. Die größte Zunahme wurde bei jungen Frauen verzeichnet.
Immer wieder Lebensstil
Doch worin liegen die Gründe für diese Entwicklung? Der Kardiologe Jim Liu vom Wexner Medical Center der Ohio State University sieht Veränderungen des Lebensstils als Hauptursache dafür. Lebensstilfaktoren, also vermeidbare, negative Gewohnheiten, gehören zu den größten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dazu gehören:
- Übergewicht
- Ungesunde Ernährung
- Bewegungsmangel
- Hoher Alkoholkonsum
- Rauchen (auch E-Zigaretten)
- Schlechter Schlaf
- Stress
- Drogenkonsum
- Kein Bewusstsein fürs eigene Herzinfarkt-Risiko (z.B. keine Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen)
Auch die Corona-Pandemie könnte einen gewissen Teil zu diesem Trend beigetragen haben: durch etliche Lockdowns und viel Zeit in den eigenen vier Wänden haben sich die Ernährungsweise und die sportliche Aktivität vieler Menschen zum Negativen verändert. Dies könnte sich vermehrt auf das Gewicht, den Blutdruck und das kardiovaskuläre Risiko ausgewirkt haben. Umso wichtiger ist es, sich wieder darüber im Klaren zu werden, wie wichtig Ernährung und Sport für unsere Herzgesundheit sind. Auch Vorsorgeuntersuchungen, vor allem bei bestehenden Vorerkrankungen, sollten keinesfalls ausgelassen werden.
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