Die Version B.1.351 des Coronavirus ist unter positiv getesteten Geimpften am häufigsten vertreten. Damit stellt sich die Frage nach der Wirksamkeit der Impfungen bei Mutationen. Ist das das Ende der Hoffnung?
Schützen Impfungen auch vor Mutationen?
Langsam steigt auch in Deutschland der Anteil der geimpften Bevölkerung. Mit der Ausbreitung der neuen Varianten des SARS-Coronavirus-2 macht sich jedoch die Sorge breit, die Mutationen könnten den Impfschutz umgehen. Denn es ist möglich, dass sich Mutationen eines Virus so stark vom Wildtyp unterscheiden, dass die durch eine Impfung gebildeten Antikörper nicht mehr gegen sie ankommen. Um dies für die aktuell relevanten Virustypen zu klären, untersuchten israelische Forschende in einer Studie das Infektionsgeschehen unter Personen, die bereits das mRNA-Präparat von BioNTech erhalten hatten. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf den von der Weltgesundheitsorganisation als Variants of Concern (VOCs) gelisteten Varianten, da Laboruntersuchungen darauf hinwiesen, dass der Impfschutz des Vakzins diese Viren nur bedingt neutralisiert.
Anteil südafrikanischer Mutante unter Geimpften am größten
Dafür teilten die Wissenschaftler alle infizierten Personen in eine von drei Gruppen ein: Ohne Impfschutz, mit vollständigem Impfschutz und mit teilweisem Impfschutz. Insgesamt flossen Daten von 813 infizierten Personen in die Studie ein, davon 149 mit vollem und 247 mit teilweisem Impfschutz. Bei der Analyse der Proben zeigte sich zunächst, dass die B.1.1.7 Mutation, die zuerst in Großbritannien entdeckt wurde, auch in Israel die vorherrschende Variante des Virus ist. Die Prävalenz der B.1.351 Mutation aus Südafrika lag dagegen bei einem Prozent. Allerdings sah die Verteilung unter vollständig geimpften Infizierten anders aus: Hier kam die südafrikanische Variante acht Mal häufiger vor als in der Kontrollgruppe. Unter Personen, die nur die Erstimpfung erhalten hatten, war hingegen die britische Variante etwas stärker vertreten. Keine anderen VOCs oder neuen Mutationen wurden bei der Sequenzierung der Proben gefunden.
Britische Variante überwiegt
Damit weisen sowohl die Real-Life-Daten als auch die Laboruntersuchungen darauf hin, dass die südafrikanische Variante des Coronavirus den Impfschutz besonders gut umgehen kann. Doch das heißt zum Glück noch lange nicht, dass die Pandemie wieder von vorn losgeht. Zurzeit dominiert in Deutschland mit einem Anteil von 88 Prozent die britische Variante das Infektionsgeschehen. Der Anteil der B.1.351 Mutation hingegen liegt seit Wochen konstant bei einem Prozent, berichtet das Robert-Koch-Institut. Doch was passiert, wenn die Impfungen die Verbreitung der britischen Variante stoppen, die der südafrikanischen jedoch nicht?
Impfungen trotzdem essentiell
B.1.351 entzieht sich dem Impfschutz zwar erfolgreicher als andere Virusvarianten, doch das macht das Vakzin auch bei dieser Mutante nicht gleich unwirksam. Die Viruslast und damit das Risiko eines schweren Verlaufs sowie die Ansteckungsrate werden durch eine Immunisierung deutlich verringert. Das zeigen auch die Daten aus Israel: Trotz hoher Impfquoten hat sich die südafrikanische Variante noch nicht weiter ausgebreitet.
Unklar ist, wie sich andere Impfstoffe auf die Mutationen auswirken, da die erhobenen Daten sich nur auf das BioNTech-Präparat beziehen. Auch weisen die Studienautoren darauf hin, dass einige der Teilnehmenden sich infiziert haben könnten noch bevor der Impfschutz vollständig ausgebildet war. Die Forschenden betonen aber, dass die Infektionszahlen unter Geimpften – besonders mit dem südafrikanischen Virustyp – insgesamt niedrig sind. Hohe Impfraten in Kombination mit Kontaktnachverfolgung seien daher das beste Mittel, um die Ausbreitung aller Coronavirus-Varianten zu verhindern.
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