Lebererkrankungen verursachen in Europa jedes Jahr fast 300.000 vorzeitige Tode. Virusinfektionen, genetische und autoimmune Lebererkrankungen, aber vor allem auch Fettleibigkeit und Alkoholkonsum, sind dafür Risikofaktoren. Die Europäische Lebergesellschaft möchte den Fokus nun mehr auf die Prävention als auf die Behandlung im Endstadium legen. Nach dreijähriger Analyse der Situation in Europa kommt die EASL-Lancet-Liver Commission (European Association for the Study of the Liver) zu dem Schluss: „Die Gesundheit der Menschen in Europa hängt davon ab, dass wir künftig Lebererkrankungen früher erkennen, behandeln oder durch vorbeugendes Handeln ganz verhindern“, erklärt Professor Dr. Michael P. Manns, Präsident der Medizinischen Hochschule Hannover und Co-Vorsitzender der Leberkommission. Die Ergebnisse veröffentlichte die Kommission kürzlich auch im Fachjournal „The Lancet„.
Durch Werbeverbote ungesunde Lebensweisen verhindern
Die EASL berichtet, dass von Lebererkrankungen häufig auch jüngere Menschen betroffen sind. Vor allem im Gegensatz zu Erkrankungen, die durch einen ungesunden Lebensstil, wie etwa Rauchen oder Fettleibigkeit, bedingt sind, ist das Sterbealter bei Leberleiden mit circa 50 Jahren vergleichsweise jung. Um die Ursachen für Lebererkrankungen zu bekämpfen, empfiehlt das Expertengremium der Lebergesellschaft ein Werbeverbot für Alkohol in sozialen und digitalen Medien. Dies soll auch für die Bewerbung von sehr fett- und zuckerhaltigen Lebensmitteln gelten, die sich gezielt an Kinder richtet. Zudem soll eine Sensibilisierung des medizinischen Personals für Lebererkrankungen eine frühe Erkennung fördern. Auch finanzielle Anreize für die Erstversorgung sollen dabei helfen. „In den meisten Fällen können Lebererkrankungen verhindert werden“, unterstreicht EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in ihrem Grußwort an die EASL Lancet Liver Commission. „Prävention ist das beste Heilmittel, das wir haben.“
Prävention auch gegen Infektionen sinnvoll
Doch Vorbeugung und eine frühzeitige Behandlung sind nicht nur bei Erkrankungen, die durch die Lebensweise bedingt sind, sinnvoll. Hepatitis-Infektionen beispielsweise können unbehandelt zu Leberfibrose (Vernarbungen der Leber) oder Leberzirrhose (Schrumpfen des Organs) führen. Doch dank dem Fortschritt der Medizin in den letzten Jahrzehnten können diese Folgen verhindert werden. „Die Vorbeugung und Behandlung der meisten Leberkrankheiten ist heute dank bedeutender Errungenschaften der modernen Medizin möglich“, sagt Professor Manns. Dazu zählen etwa der Hepatitis-B-Impfstoff, der nachweislich Krebs vorbeugt, sowie Medikamente gegen Hepatitis-C-Infektionen, die nur 25 Jahre nach Entdeckung des Virus eine Heilung fast aller Patienten ermöglichen. Allerdings mahnt der Experte: „Wir müssen aber den Zugang zur Behandlung für alle Europäer gewährleisten.“
Was meinen Sie?