Der neueste Fall einer Frau, welche in Folge ihrer Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff ins Universitätsklinikum Graz eingeliefert wurde, beschert dem Vakzin erneut Kritik. In vergangenen Berichten war bereits von gravierenden Nebenwirkungen die Rede, beispielsweise tödlichen Hirnvenenthrombosen. Doch bei der 51-jährigen Patientin äußerten sich nun weitere, auf das Serum zurückzuführende Begleiterscheinungen: Die Ärzte diagnostizierten eine Bauchvenenthrombose sowie eine Lungenembolie.
Impfstoff wirkte sich auf Blutgerinnung aus
Die Betroffene traf elf Tage nach ihrer ersten Teilimpfung in der Notaufnahme des Grazer Universitätsklinikums ein. Sie klagte über Symptome wie Atemnot, Husten und Müdigkeit. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, wurden diverse Untersuchungen durchgeführt. Das Corona-Testergebnis war negativ, die Dame war fieberfrei und hatte bloß leicht erhöhten Blutdruck und Pulsschlag. Erst die Laborergebnisse machten deutlich: Der Ursprung lag in den Thrombozyten, denn sie wies sowohl Änderungen in der Blutgerinnung als auch Defizite in der Anzahl ihrer Blutblättchen auf.
Neben Thrombose auch Lungenembolie diagnostiziert
Um Erkrankungen der Lunge auszuschließen, führten die Mediziner noch ein CT (Computertomographie) durch. Im Zuge dessen konnte allerdings eine massive Lungenembolie festgestellt werden. Da die Laborwerte eine starke Thrombozytopenie – einen Mangel an Thrombozyten (Blutblättchen) – zeigten, wurde im Anschluss noch eine MR (Magnetresonanzuntersuchung) durchgeführt. Dabei zeigte sich eine ausgeprägte Bauchvenenthrombose im Körper der Patientin.
Als Auslöser für die Veränderungen in der Blutgerinnung wird eine Autoimmunreaktion vermutet. Das bedeutet, dass der Körper eigene Zellen als fremd einstuft und diese daher angreift. Da die behandelnden Ärzte schnell die Ursachen herausfanden und somit rechtzeitig mit der Behandlung beginnen konnten, war die Frau nach zwei Wochen stationärem Aufenthalt wieder gesund. Ihre Werte stabilisierten sich, sodass sie entlassen werden konnte.
EMA hat Zusammenhang nachgewiesen
In einer offiziellen Mitteilung der Europäischen Arzneimittelaufsicht (EMA) wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen der Thrombose-Neigung und dem Arzneimittel des Pharmakonzerns AstraZeneca nachgewiesen. Jedoch ist es wichtig anzumerken, dass das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs durch eine Infektion mit dem Coronavirus das einer Thrombose durch den Impfstoff stark übersteigt – diese Einschätzung gab auch EMA wieder. Außerdem äußern sich Nebenwirkungen wie diese nur in den seltensten Fällen – derzeit wird von nur einem Krankheitsfall unter 100.000 erfolgreich geimpften Personen ausgegangen. Überraschenderweise seien jüngere Frauen besonders gefährdet.
Abwägung der Risiken spricht für Impfung
Im Übrigen ist – unter Voraussetzung frühzeitiger Erkennung und interdisziplinärer Therapie – der Behandlungserfolg und die zeitnahe vollständige Genesung der Betroffenen relativ sicher zu erreichen. Dies zeigte sich in der Geschichte der 51-jährigen Grazerin, in deren Fall sowohl die Ärzte als auch sie selbst genau richtig reagierten und sie nach zwei Wochen erfolgreicher Behandlung das Krankenhaus als geheilte Patientin verlassen konnte. Darüber hinaus darf das weitaus größere Thromboserisiko, welches mit einem schweren Covid-19-Krankheitsverlauf einhergeht, keinesfalls unterschätzt werden. Experten stellen damit dieses Risiko klar über die potentiellen Nebenwirkungen durch eine AstraZeneca-Impfung.
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