Bei der Entstehung von Allergien wird bereits vermutet, dass die erhöhte Hygiene heutzutage ihren Teil dazu beiträgt, da das Immunsystem sich aus Langeweile auf diese Art eine zusätzliche Beschäftigung sucht. Das macht den Körper aber anfälliger gegenüber anderen Erkrankungen. Nun befürchten Experten, dass auch durch die Maßnahmen der Corona-Krise die Abwehrkräfte des Körpers auf ähnliche Weise geschwächt werden könnten.
Maßnahmen greifen teilweise zu gut
Anhand der Zahlen der aktuellen Grippewelle lässt sich ein Trend abzeichnen, was die Wirkung der Maßnahmen durch die Corona-Krise betrifft. Deshalb ist die Infektionsrate dieses Jahr so gering wie schon lange nicht mehr. Hinzu kommt, dass auch andere Infektionskrankheiten durch sogenanntes „Social Distancing“ besser abgewehrt werden. Das könnte aber dazu führen, dass das Immunsystem sich weiter zurückfährt und anfälliger gegenüber anderen Krankheiten wird, wie Forscher nun vermuten. Vor allem sobald die Schutzmaßnahmen wieder nach Abklingen der Pandemie zurückgefahren werden, könnte das Tür und Tor für verschiedene Erreger öffnen.
Fälle in China sorgen für Aufsehen
In Hong Kong wurde bereits vor Monaten eine ähnliche Entwicklung beobachtet. Bei der Rückkehr von Kindern im vergangenen Oktober aus dem Homeschooling schoss gleichzeitig die Zahl der Infektionskrankheiten an den Schulen in die Höhe. Und das, obwohl weiterhin die bekannten Corona-Schutzmaßnahmen angewandt wurden. Besonders betroffen waren davon Grundschulen, Kindergärten, Kindertagesstätten und Vorschulen. Weiterführende Schulen bildeten dabei das Schlusslicht.
Rhino- und Enteroviren als Hauptursache
Es zeigten sich aber im Labor nicht etwa Coronaviren bei den betroffenen Schülern. Stattdessen fanden sich zahlreiche Rhino- und Enteroviren in den Proben, die die Infektionen ausgelöst hatten. Besonders auffällig war, dass die Ausbrüche sehr weitreichend in ihrer Ausbreitung waren, was untypisch im Vergleich zu vergangenen Infektionsgeschehen ist. Bevor aber ein Zusammenhang zwischen den Corona-Maßnahmen und den Auswirkungen auf die chinesischen Schüler genau nachgewiesen werden kann, sind noch weitere Studien erforderlich.
Gleiche Entwicklung wie in Europa
Auch in Hong Kong zeigten sich bei anderen Infektionskrankheiten ähnliche Entwicklungen wie hier in Europa. Erkältungsfälle und grippeähnliche Erkrankungen gehen vor allem in Zeiten von strikten Maßnahmen am meisten zurück. Werden diese jedoch gelockert, vor allem was den Schulbetrieb anbelangt, steigen die Zahlen wieder an. So auch in Großbritannien, wo ein Anstieg von Erkältungsfällen etwa zwei Wochen nach einer erfolgten Schulöffnung bemerkt wurde. Denn Kinder weisen im Gegensatz zu Erwachsenen ein höheres Übertragungspotenzial auf, wie sich anhand der Analysen von Infektionsgeschehen zeigt: Sie gelten damit als Hauptüberträger von Viren.
Mund-Nasen-Schutz schützt nicht vor allen Viren
Auffällig ist auch, dass es nicht zu signifikant höheren Ansteckungen mit Corona-Viren bei den Öffnungsschritten gekommen ist, im Gegensatz zu Erkältungskrankheiten und anderen Infektionskrankheiten. Das Rhinovirus gilt hier als besonders hartnäckig. Dieses zeigt sich nicht nur unbeeindruckt vom Mund-Nasen-Schutz, auch Desinfektionsmitteln hält es besser stand. Das macht einen immungeschwächten Körper umso empfänglicher für mögliche Infektionen. Gegenstand zukünftiger Forschungen müssen daher auch die Übertragungswege der Viren sein, da diese eine wichtige Rolle für die Verbreitung der jeweiligen Virenart spielen. Dann könnten auch Maßnahmen wirksamer greifen und lokale Epidemien besser bekämpft oder gar verhindert werden.
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