Bereits 2020 gab es erste Hinweise darauf, dass das Coronavirus in der Lage zu sein scheint, auch über die Augen in den Körper zu gelangen. Neue Studien zeigen ebenfalls, dass Brillenträger offenbar seltener an Covid-19 erkranken. Es stellt sich nun die Frage, ob Brillen tatsächlich vor einer Virusübertragung über die Augen schützen können.
Möglicher Zusammenhang gefunden
Auch über die Augen könnte sich eine Person möglicherweise mit dem Coronavirus infizieren, da der Tränenkanal im Auge direkt mit dem Nasen-Rachenraum verbunden ist, wo sich das Virus vermehrt repliziert. Forschenden der Nanchang University in China fiel nun auf, dass nur wenige ihrer an Covid-19 erkrankten Patienten eine Brille trugen. Das Team prüfte daraufhin die Daten von 276 Menschen, die wegen Covid-19 in einem Krankenhaus behandelt wurden. Es wurde festgestellt, dass nur 16 Betroffene (5,8 Prozent) eine Brille trugen. Dieser Wert liegt weit unter dem Bevölkerungsdurchschnitt.
Deutlich geringeres Ansteckungsrisiko durch das Brillentragen
Eine weitere Studie aus Indien kam zu einem ähnlichen Ergebnis: Nach der Untersuchung von 304 Corona-Patienten wurde ermittelt, dass Menschen, die tagsüber eine Brille tragen, ein um zwei Drittel geringeres Risiko haben, an Covid-19 zu erkranken. Der Zusammenhang kann nach Amit Kumar Saxena Senior, einem Autor der indischen Studie, darin liegen, dass Menschen im Durchschnitt 23 Mal pro Stunde ihr Gesicht und drei Mal pro Stunde ihre Augen berühren. Da die Augen als mögliche Eintrittspforte in Frage kommen, könnte eine Brille dadurch eine gewisse Schutzfunktion ausüben, da Brillenträger deutlich weniger oft ihre Augen berühren.
Kausaler Zusammenhang ist nicht bewiesen
Zwar liefern die zwei Studien Hinweise darauf, dass das Tragen von Brillen – zumindest in Indien oder China – mit einem verringerten Risiko für Covid-19 verbunden ist. Die genauen Gründe dafür sind jedoch noch nicht geklärt – es könnten doch auch weitere Faktoren zu der niedrigeren Ansteckungsrate beitragen. Laut dem Deutschen Ärzteblatt kann sich in China beispielsweise nicht jeder eine Brille leisten. So könnten die Ergebnisse auch dahingehend interpretiert werden, dass eine Brille ein Indikator für Wohlstand ist. Brillenträger leben somit wahrscheinlich in weniger überfüllten Räumen und sind deshalb einer geringeren Ansteckungsgefahr ausgesetzt. Ähnliche Verhältnisse könnten auch in Indien vorliegen. Weitere Forschungsarbeiten sind demnach dringend nötig. Wenn die Augen tatsächlich eine tragende Rolle bei der Infektion mit dem Coronavirus spielen, müssten weitere Maßnahmen eingeleitet werden. Die Möglichkeit einer schützenden Brille wäre schon mal ein erster Schritt in Richtung Schutz.
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