Stellen Sie sich vor, Sie können sich eines Tages nicht mehr an Ihre Hochzeit erinnern oder erkennen Ihr eigenes Kind nicht mehr. Dies ist das Schicksal von Millionen von Menschen weltweit, die an der Alzheimer-Demenz leiden. Dass es so weit kommt, könnte offenbar jedoch verhindert werden – mit einem beliebten Getränk: Espresso. Das legt zumindest eine Studie der Universität Verona nahe, die kürzlich im Fachblatt „Journal of Agricultural and Food Chemistry“ veröffentlicht wurde. Können wir uns also ganz einfach vor Demenz schützen, indem wir jeden Tag eine Tasse Kaffee trinken?
Wenn das Gehirn verkalkt
Die italienischen Forscher wollten herausfinden, wie sich Espresso auf die sogenannten Tau-Proteine auswirkt. Anhäufungen dieser Moleküle, auch Tau-Fibrillen genannt, finden sich nämlich typischerweise in den Gehirnen von Alzheimer-Patienten. Vermutlich sind die Protein-Ablagerungen maßgeblich an der Entstehung von Demenz beteiligt – auch mit der Parkinson-Krankheit scheint es einen Zusammenhang zu geben.
In einem ersten Schritt analysierten die Wissenschaftler die Zusammensetzung von Espresso, den sie mit einer Kaffeemaschine und im Handel erhältlichen Arabica- und Robusta-Bohnen herstellten. Von besonderem Interesse waren vier Bestandteile des Getränks: Koffein, Trigonellin, Genistein und Theobromin – letzteres ist auch in Schokolade enthalten. Die einzelnen Moleküle sowie der gesamte Espresso wurden im Anschluss mit Tau-Fibrillen in Kontakt gebracht. So wollte man feststellen, ob manche Bestandteile des Kaffees die Anhäufung der Proteine hemmen.
Espresso verhindert Ablagerungen im Gehirn
Tatsächlich verhinderten Koffein, Genistein und der gesamte Espresso, dass sich die Proteine zu Fibrillen formten. Je höher die Konzentration der chemischen Verbindungen, umso kürzer wurden die Proteinverklumpungen. Als am effektivsten zeigte sich der Espresso mit all seinen Bestandteilen im Vergleich zu den isolierten Molekülen. In weiteren Laborexperimenten stellten die Forscher außerdem fest: Die durch den Kaffee kleiner ausfallenden Fibrillen richteten keine Schäden in Zellen an. Sie hatten auch nicht zur Folge, dass die Tau-Proteine weiter verklumpten.
Espresso – das Wundermittel gegen Demenz?
Kann man sich nun also durch das Trinken von Espresso vor kognitivem Verfall schützen? Darauf eine klare Antwort zu geben, ist bisher nicht möglich. Schließlich wurden die Experimente nur an Zellen im Labor durchgeführt, nicht bei lebenden Organismen. Daher kann man nicht schlussfolgern, dass auch beim Menschen durch den Konsum von Espresso die Anhäufung der Tau-Proteine verhindert wird. Dafür müssten zunächst noch weitere Studien durchgeführt werden.
Dennoch sind die Ergebnisse der italienischen Forscher ein wichtiger Hinweis für mögliche zukünftige Behandlungen und Präventionsmaßnahmen. Sie passen außerdem zu den Erkenntnissen einer Vielzahl an weiteren Experimenten, die ergeben haben, dass bestimmte Mengen an Kaffee das Demenz-Risiko reduzieren.
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