Ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen ist essentiell für die physische und psychische Gesundheit. Aber wie viel Wasser sollte man täglich trinken und welche Faktoren beeinflussen den menschlichen Wasserhaushalt?
Mehr als drei Liter am Tag?
Die Ernährungsberaterin Beth Czerwony von der Cleveland Clinic (USA) kritisiert den neuen Trend in den USA, täglich mindestens eine Gallone (3,7 Liter) Wasser am Tag zu trinken. Dazu erklärt die Expertin: „Es ist nicht wirklich notwendig eine Gallone Wasser pro Tag zu trinken, aber es wird Ihnen auch nicht schaden.“ Die ideale Wasserzufuhr hänge von dem individuellen Hydrationsgrad ab. Dieser hängt wiederum vom Gewicht, dem Aktivitätsniveau, der Schweißproduktion, der Temperatur, den eingenommenen Medikamenten und der Ernährung ab. Die meisten Menschen würden der Medizinerin zufolge jedoch keine Gallone täglich benötigen.
Der Körper macht sich normalerweise durch ein Durstgefühl bemerkbar, wenn es ihm an Flüssigkeit fehlt. Auch am Urin lässt sich einfach erkennen, ob ein Flüssigkeitsmangel vorliegt: Idealerweise sollte er klar bis leicht gelblich sein. Hat er eine dunklere Farbe, könnte das ein Indikator dafür sein, dass mehr Wasser getrunken werden sollte. Aber auch einige Medikamente und Nahrungsmittel können die Farbe des Urins beeinflussen, erklärt Czerwony.
Wie viel Wasser ist gesund?
Die nötige Flüssigkeitszufuhr schwankt von Mensch zu Mensch. Die Standardmenge, die jedermann anstreben sollte, liegt nach den Angaben der Expertin für Erwachsene allerdings bei 1,9 Litern pro Tag. Das Aktivitätsniveau, der Stoffwechsel und die Körpergröße sollten bei der tatsächlich benötigten Menge ebenso berücksichtigt werden wie die Außentemperaturen und Klimafaktoren am Aufenthaltsort. Manche Menschen benötigen von Natur aus mehr Wasser, andere eben weniger, so Czerwony.
Wenn mehr Flüssigkeit getrunken wird, verändern sich die Nierenfunktion und der Hormonhaushalt. Der Körper kalibriert sich neu und kann effizienter mit der hohen Wassermenge umgehen, erläutert die Expertin. Gegebenenfalls sehnt sich der Körper mehr nach Wasser, wenn die Wasserzufuhr steigt. Es sollte dennoch versucht werden, den ganzen Tag über regelmäßig zu trinken, anstatt größere Mengen am Abend „herunterzukippen“. Andernfalls könnten störende nächtliche Toilettengänge drohen.
Warum Wasser so wichtig ist
Wasser hat zahlreiche gesundheitliche Vorteile. Die Polster zwischen den Gelenken werden durch eine ausreichende Wasserzufuhr mit Flüssigkeit versorgt und die Gelenkfunktion wird gefördert. Außerdem sei es nach Czerwony wichtig für die Funktion von Organen und Zellen. Die Flüssigkeit im Darm unterstützt den Körper dabei, sich von festen Abfallstoffen zu befreien, erläutert die Expertin. Auch hilft Wasser dabei, Blut und Sauerstoff in Organe fließen zu lassen, wodurch sich der Körper wach und energiegeladen fühlt. Aufgenommene Giftstoffe werden durch das Trinken aus dem System gespült. Und auch für eine Umstellung auf eine gesündere Ernährung ist das Wassertrinken nützlich: Oftmals wird laut der Expertin Durst mit Hunger verwechselt. „Wenn Sie sich hungrig fühlen, trinken Sie ein Glas Wasser und warten Sie ein paar Minuten. Sie werden vielleicht feststellen, dass der Hunger vergangen ist, weil Sie eigentlich nur durstig waren”, so Czerwony. Wasser könne somit das Hunger- und Durstgefühl über den Tag hinweg regulieren und bei der Umstellung auf eine gesündere Ernährung helfen, erläutert die Medizinerin.
Kann man zu viel trinken?
Für die meisten Menschen gibt es keine Grenze für die tägliche Wasseraufnahme und auch mehr als drei Liter pro Tag sind nicht schädlich. Aber für Menschen mit kongestiver Herzinsuffizienz oder Nierenerkrankungen im Endstadium muss die Wasseraufnahme manchmal eingeschränkt werden, weil der Körper das Wasser nicht mehr richtig verarbeiten kann, erläutert Czerwony. Betroffene sollten sich daher zur Wasseraufnahme ärztlich beraten lassen. Es ist nach Angaben der Expertin auch erwähnenswert, dass das schnelle Trinken von großen Mengen Wasser durchaus gefährlich sein kann. Allerdings nur in seltenen Fällen: „Von Hyponatriämie spricht man, wenn der Natriumspiegel im Körper aufgrund von zu viel Wasser zu niedrig ist. Verschiedene Faktoren können eine Hyponatriämie auslösen, aber sie kann auch durch den Konsum von zu viel Wasser in einer sehr kurzen Zeitspanne verursacht werden. All das Wasser verdünnt Ihren Natriumspiegel und Ihr Blut kann verwässert werden“, warnt Czerwony. Dies ist jedoch nur bei einer sehr großen Menge innerhalb kürzester Zeit zu befürchten.
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