Ein saftiges Steak, direkt vom 3D-Drucker auf den Teller – eine Vorstellung, die bis vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre, sich im Zuge der fortschreitenden Klimakrise jedoch immer häufiger als Alternative für FleischliebhaberInnen präsentiert. Wer also weder auf den Geschmack noch auf die Konsistenz von Fleisch verzichten und parallel dazu Acht auf Tiere und Umwelt geben möchte, der sollte der Idee, Fleisch aus dem 3D-Drucker zu verzehren, zumindest offen gegenüberstehen.
Der Mensch – ein Fleischfresser?
Der weltweite Fleischkonsum steigt seit Jahrzehnten tendenziell an. Allein innerhalb der letzten 20 Jahre verdoppelte er sich und erreichte im Jahr 2018 mit 360 Millionen Tonnen einen Höchststand. Während der durchschnittliche weltweite Jahreskonsum 1990 noch bei 33,5 Kilogramm pro Kopf lag, kletterte er bis 2018 bereits auf 42,9 Kilogramm. Auch in Deutschland ist ein stetiger Aufwärtstrend zu beobachten: 75 Kilogramm Fleisch pro Kopf verzehrte die deutsche Bevölkerung 2020. Der Gesamtverbrauch liegt allerdings bei 84 Kilogramm, da hierbei auch die Fütterung der Tiere, die industrielle Verwertung sowie die Produktverluste miteinberechnet werden. Zudem werfen deutsche Haushalte pro Jahr ca. 570.000 Tonnen Frischfleisch im Wert von 1.300 Millionen Pfund weg – obwohl die Hälfte davon noch essbar wäre.
Erschreckend hohe Zahlen, wenn man bedenkt, dass die Spezies Mensch nicht zur Gattung der Carnivoren (= Fleischfresser) gezählt werden kann, sondern vielmehr als kochender Omnivore (= Allesfresser) die Welt für sich eroberte. Fleisch stand somit zwar seit jeher, wenn auch in geringer Menge, auf dem Speiseplan des Menschen, der Anteil an pflanzlichen Nahrungsmitteln überwog jedoch stets deutlich. Zudem existierte zu Beginn der Menschheitsgeschichte keine intensive Nutztierhaltung, die für die Ausbeutung von Tier und Mensch verantwortlich ist, und aufgrund ihres gigantischen Flächen- und Wasserverbrauchs mit ihren Emissionen einen beträchtlichen Beitrag zum Klimawandel leistet.
Eine neue Art der Fleischproduktion
Parallel zum wachsenden Fleischkonsum stieg jedoch auch das Bewusstsein hinsichtlich vieler dieser Missstände, wodurch der Weg zu neuen Innovationen und fleischlosen Ersatzprodukten geebnet wurde. Einen Meilenstein in Sachen Fleischersatz versucht nun das israelische Start-up Redefine Meat zu setzen – mithilfe des 3D-Druckers. Aus rein pflanzlichen Inhaltsstoffen wie Pflanzen-Proteinen, pflanzlichem Fett, Flüssigkeit und weiteren Zutaten wird komplett tierfreies Fleisch hergestellt. „Unsere Maschine ersetzt die Kuh und den Metzger“, plädiert Eshchar Ben-Shitrit, Gründer des Start-ups, für den Genuss somit ohne Tierleid oder Umweltschäden gewährleistet werden kann.
Die Funktionsweise eines Lebensmitteldruckers ähnelt der eines herkömmlichen Druckgeräts: Wird er auf die Produktion eines Nahrungsmittels eingestellt und die entsprechenden Lebensmittel hinzugefügt, druckt das Gerät diese automatisch nach Vorgabe. Die Verarbeitung der Rohstoffe muss dafür mechanisch oder thermisch erfolgen, um sie druckbar zu machen. Auf diese Weise kann beispielsweise auch aus Rinder-Zellen ein Stück (gedrucktes) Fleisch produziert werden. Diese Technologie ermögliche „die Herstellung exakter Strukturen, mit denen die Muskel- und Fettstrukturen von Fleischstücken reproduziert werden können“, heißt es auf der Homepage von Redefine Meat. Zudem könne der 3D-Drucker verschiedene Größen, Formen und Kombinationen von ‚Fett‘ und ‚Muskeln‘ drucken.
Viva la revolución!
Zurzeit ist diese Form der Fleischproduktion noch nicht massenmarkttauglich, obwohl eine wachsende Akzeptanz der Gesellschaft zu verzeichnen ist. Die pflanzliche gedruckte Fleischalternative ist bereits in vielen Restaurants in Israel, Großbritannien und den Niederlanden erhältlich; ihr Start auf dem deutschen Markt ist für 2023 geplant. Im Supermarkt sind die Produkte zwar noch nicht erhältlich, jedoch soll auch das bald geschehen. Der fleischproduzierende 3D-Drucker mag zwar nicht das Allheilmittel sein, das jegliche Umwelt- und Tierschutzprobleme beseitigt und eine neue Ära des Fleischkonsums einleitet, nichtsdestotrotz kann er definitiv als Schritt in die richtige Richtung gesehen und somit als revolutionär betrachtet werden.
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