Große Hoffnung setzen Ärzte momentan in die Entwicklung einer neuen Methode zur Früherkennung von Morbus Parkinson. Mithilfe des Verfahrens soll eine beginnende Erkrankung noch vor Eintreten der ersten Symptome erkannt werden. Dazu braucht es lediglich die Bestimmung eines einzelnen Proteins im Gehirnwasser der Patienten. Für Betroffene sollen daraus künftig neue Behandlungsmöglichkeiten entstehen.
Anzeichen und Diagnose
Schätzungen zufolge leben allein in Deutschland fast 300.000 Menschen mit der Diagnose Parkinson. Damit ist Parkinson die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung – nach Alzheimer. Bis jetzt konnte eine Diagnose erst gestellt werden, nachdem typische Symptome wie auffälliges Zittern und steife Muskeln bereits aufgetreten waren. Zu diesem Zeitpunkt ist jene Region im Gehirn, substantia nigra, die verantwortlich für die Kontrolle der Muskeln ist, bereits lange geschädigt.
Faktoren, die das Auftreten der Bewegungsstörung auslösen, finden sich unter anderem in den Genen: Die Genvarianten GBA und LRRK2 deuten auf eine Parkinson-Erkrankung hin. Außerdem triggern auch das Alter, vergangene Hirnverletzungen und eine Exposition gegenüber Pestiziden den Ausbruch der Krankheit.
Als Ursache für die Schäden im Gehirn gilt ein falsch gefaltetes Protein: Alpha-Synuclein. Es kommt in Nervenzellen vor und lagert sich im Mittelhirn ab. Dort bildet es in Form von sogenannten Lewy-Körperchen ein Hauptmerkmal der Krankheit.
Neues Verfahren erlaubt Früherkennung
Bei der neuen Methode handelt es sich um ein sogenanntes Alpha-Synuclein Seed Amplification Assay, kurz αSyn-SAA. Das Verfahren erlaubt Forschern das falsch gefaltete Protein im Hirnwasser der Patienten nachzuweisen. Um das Diagnose-Tool zu testen wurde an der University of Pennsylvania eine Studie mit 1.123 Teilnehmern durchgeführt. Darunter befanden sich neben Parkinson-Patienten auch Personen in Parkinson-Vorstadien sowie gesunde Menschen.
Bei 88 Prozent der bereits Erkrankten waren die Forscher in der Lage das Protein im Hirnwasser nachzuweisen. In Hinblick auf eine Früherkennung findet man bei Menschen mit der GBA-Genvariante in 96 Prozent der Fälle Alpha-Synuclein vor. Nur in 68 Prozent der Fälle kann der Assay bei Personen mit der LLRK2-Variante das Protein identifizieren. Eventuell deutet dieses Ergebnis auf eine unterschiedliche Form der Krankheit beziehungsweise einen anderen Mechanismus dahinter hin.
Von großer Bedeutung ist aber dennoch: Noch vor der ersten Schädigung der Nervenzellen kann mit dem Nachweis des falsch gefalteten Proteins eine beginnende Erkrankung erkannt werden.
Neuer Biomarker als Game Changer
Leider wird Morbus Parkinson nach wie vor oft erst spät erkannt – sind Schäden am Gehirn erst einmal vorhanden, können sie nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Forscher aus Pennsylvania sind sich nun aber sicher mit Alpha-Synuclein einen Biomarker gefunden zu haben, der in Zukunft eine erfolgreiche Früherkennung erlaubt. Auch deutsche Mediziner sind sich einig, dass es sich bei der neuen Diagnoseform um einen Game Changer handelt und die Methode eine neue Ära der Behandlungsmöglichkeiten einleiten wird.
Allerdings ist die Entnahme von Hirnwasser ein recht invasives Verfahren und mit zusätzlichen Risiken verbunden. An dieser Thematik wird jedoch bereits gearbeitet: Der Nachweis von Alpha-Synuclein soll zukünftig durch eine Blutabnahme möglich gemacht werden. Schon in fünf Jahren soll diese Möglichkeit Realität werden und ihren Einzug in den Medizinalltag finden.
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