Anlässlich des Welt-HPV-Tages am 4. März lohnt sich der Blick auf ein Virus, das in hiesigen Breitengraden öfter auftritt, als einem lieb ist – und dem jedoch nach wie vor zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Bei rund 80 Prozent aller Frauen und Männer kann im Laufe ihres Lebens eine HPV-Infektion determiniert werden, obgleich diese nur in den seltensten Fällen zu einer Erkrankung führt. Tut sie es hingegen doch, können die Folgen verheerend sein: Allein in Deutschland erkranken jährlich rund 7700 Frauen an HPV-bedingtem Gebärmutterhalskrebs und das, obwohl es bereits ein effektives Mittel zur Bekämpfung des Virus gäbe: die HPV-Impfung. Diese ist nicht nur für Mädchen, sondern auch für Jungen von größter Wichtigkeit, da Kinder den Schlüssel darstellen, um HPV ein für allemal aus der Welt zu schaffen.
Was ist HPV?
HPV mag vielen ein gängiger Begriff sein, doch nur die wenigsten wissen, was sich tatsächlich hinter der Abkürzung verbirgt. HPV steht für Humanes Papillomvirus, das Geschlechtskrankheiten oder auch (Gebärmutterhals-)Krebs auslösen kann. Bei 90 Prozent aller Infizierten erfolgt kein Durchbruch des Virus, die restlichen 10 Prozent haben jedoch mit oftmals schwerwiegenden Folgen der Erkrankung zu kämpfen.
Unterschieden werden kann zwischen „low“- und „high risk“-Stämmen. Obgleich erstere als harmlos eingestuft werden können, sind sie oftmals Auslöser für Feig- bzw. Genitalwarzen, Geschwülste, die im Genital- oder Analbereich, am Gebärmutterhals, an Händen, Füßen, Oberschenkeln sowie in der Leistengegend auftreten. Zweitere gelten als gefährlich und können bei Frauen zu Gebärmutterhalskrebs sowie dessen Vorstufen und bei Männern beispielsweise zu Penis- und Rachenkarzinomen oder Kehlkopfkrebs führen. Dem Deutschen Krebsforschungszentrum zufolge werden sogar 30 bis 40 Prozent aller Kehlkopfkrebs-Erkrankungen weltweit durch HPV ausgelöst.
Hiobsbotschaft HPV? Impfen kann’s verhindern
Das Leid, das mit HPV-Infektionen einhergeht, könnte heutzutage umgangen werden, da eine Impfung, die sehr hohen Schutz bietet, bereitsteht. Insbesondere Kinder ab dem vollendeten neunten bis zum vollendeten zwölften Lebensjahr gelten als Schlüsselfiguren, um die Ausrottung des HPV zu erzielen. Erfolgt die Impfung nämlich einige Zeit vor dem ersten Geschlechtsverkehr, ist ihre Wirksamkeit am größten. Sie schützt vor den neun aggressivsten und gängigsten HPV-Stämmen und senkt das Risiko, an Genitalwarzen, Gebärmutterhalskrebs und Co. zu erkranken, um bis zu 90 Prozent.
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) belegten Studien zudem, dass jüngere Mädchen eine bessere Immunantwort nach erfolgter HPV-Impfung aufbauen als ältere Mädchen. Seit März 2007 wird in Deutschland die HPV-Impfung für Mädchen empfohlen, seit Juni 2018 werden auch gezielt Jungen darauf hingewiesen. Obgleich die Impfung für die Neun- bis Zwölfjährigen kostenlos angeboten wird, machen nur magere 43 Prozent davon Gebrauch. Eine Durchimpfungsrate von 90 Prozent wäre jedoch nötig, um das Virus vollständig auszulöschen.
Nicht nur Frauensache
HPV kann als „Virus für alle“ kategorisiert werden, wenngleich es von vielen nach wie vor als reines Problem des „weiblichen Geschlechts“ erachtet wird. Männer und Frauen können sich jedoch gleichermaßen anstecken, wobei Männer als Überträger fungieren, die selbst nicht einmal bemerken, dass sie das Virus in sich tragen. Verantwortlich könnte hierfür das unzureichend aussagekräftige HPV-Screening für das männliche Geschlecht sein, weshalb eine möglichst hohe Durchimpfungsrate sowohl unter Mädchen als auch unter Jungen essentiell wäre.
ExpertInnen sind sich einig, dass das mangelnde Interesse an der HPV-Impfung vor allem der fehlenden Aufklärung geschuldet ist. Junge Männer und Frauen beschäftigen sich von selbst nicht mit der Thematik, und werden oftmals erst dann damit konfrontiert, wenn bereits eine Infektion besteht. Weiterhin gibt es viele Eltern, die der Impfung kritisch gegenüberstehen oder schlichtweg nicht daran denken, dass ihre, zum idealen Zeitpunkt der Impfung, noch kleinen Kinder jemals sexuell aktiv sein werden. Fakt ist, dass die HPV-Impfung hocheffektiv und sicher ist. „Letztendlich kann sie Leben retten“, sagt auch die Infektiologin Dr. Maria Paulke-Korinek.
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