Die HPV-Impfung senkt das Risiko, Gebärmutterhalskrebs zu entwickeln, um bis zu 87 Prozent. Das fand ein britisches Forschungsteam kürzlich heraus. Das nationale Impfprogramm startete in England 2008 und wird gut angenommen – Deutschland dagegen hat Aufholbedarf.
Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs
Gebärmutterhalskrebs ist eine der der wenigen Krebsarten, vor der eine Impfung gut schützen kann – wie auch eine neue britische Studie nachgewiesen hat. Die Krankheit wird nämlich hauptsächlich durch eine Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV) verursacht. Beim Geschlechtsverkehr können sich sowohl Frauen als auch Männer damit infizieren, auch wenn die meisten Stämme des Virus harmlos sind und keine Symptome hervorrufen. In England startete vor 13 Jahren ein Impfprogramm gegen HPV unter den zwölf- bis 18-Jährigen. Wissenschaftler des King’s College haben nun herausgefunden, dass die Impfstoffe seitdem fast 450 Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen verhindert haben.
Bis zu 87 Prozent: Je früher die Injektion desto besser der Schutz
Die Erkenntnisse: Die Impfung ist besonders effektiv, wenn die erste Dosis vor den ersten Intimkontakten verabreicht wird, da dann die Wahrscheinlichkeit, dass die Person bereits mit HPV infiziert ist, weitaus geringer ist. So war das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, bei den Mädchen, die zwischen dem 14. und 16. Lebensjahr geimpft wurden, um 62 Prozent gesenkt, bei den 16- bis 18-Jährigen fiel das Risiko immerhin noch um 34 Prozent geringer aus. Am effektivsten war die Impfung, wenn sie zwischen dem 12. und 13. Lebensjahr verabreicht wurde: Hier verringerte sich die Wahrscheinlichkeit einer Gebärmutterhalskrebs-Erkrankung um stolze 87 Prozent.
HPV-Impfung könnte weitere Krebsarten verhindern
Peter Sasieni, erster Autor der Studie, meint dazu: „Es war unglaublich, die Auswirkung der HPV-Impfung mitzuerleben und nun können wir beweisen, dass sie hunderte Frauen in England vor Krebs geschützt hat. Vorausgesetzt, dass die meisten Personen weiterhin die HPV-Impfung bekommen und ein regelmäßiges Screening durchlaufen, wird Gebärmutterhalskrebs eine seltene Krankheit werden.“ Das Virus steht jedoch auch im Zusammenhang mit anderen Krebsarten, die unter anderem in Penis, Vagina, Vulva und Anus entstehen können. Möglicherweise würden diese ebenfalls bei einer Herdenimmunisierung betreffend HPV seltener werden. Ein solcher flächendeckender Schutz wäre gegeben, wenn zumindest 70 Prozent der Bevölkerung dagegen geimpft wären. Deutschland hinkt hier aber noch hinterher: Hier erreichte die Impfquote im Jahr 2018 bei den 15-jährigen Mädchen nur rund 43 Prozent. Allerdings gibt es gerade zwischen den Bundesländern hohe Unterschiede: So ist die Impfquote in Sachsen-Anhalt mit ca. 63 Prozent am höchsten und in Baden-Württemberg mit knapp über 34 Prozent am niedrigsten.
Fachleute gehen davon aus, dass in Deutschland jährlich etwa 7.000 Menschen an HPV-bedingtem Krebs erkranken – insbesondere an Gebärmutterhalskrebs. Die neuen Erkenntnisse könnten aber vor allem Schulen und Eltern anspornen, schon junge Kinder gegen HPV impfen zu lassen.
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