Übergewicht ist schon seit Längerem ein bekannter Risikofaktor für den schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung. Nach dem US-Center for Disease Control and Prevention kann eine schwere Adipositas das Risiko auf einen tödlichen Ausgang von Covid-19 verdoppeln. Neue Studien zeigen allerdings, dass auch Untergewicht mit einem erhöhten Risiko verbunden ist.
BMI unter 18,5 erhöht Risiko erheblich
Eine Adipositas ist ein bekannter Risikofaktor für einen schweren Verlauf von Covid-19. Als Ursache kommen die chronischen Entzündungsreaktionen infrage, die mit einer viszeralen Adipositas verbunden sind. Bei einer morbiden Adipositas kommt eine Störung der Lungenfunktion durch das exzessive Fettgewebe hinzu. Aber auch Untergewicht ist laut einer aktuellen Studie des US-Centers for Disease Control and Prevention mit einem erhöhten Risiko für eine schwere Covid-19-Erkrankung verbunden. Patienten mit Untergewicht und einem Body-Mass-Index (BMI) unter 18,5 wurden mit einer um 20 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit ins Krankenhaus eingeliefert als Patienten mit einem gesunden BMI. Bei unter 65-Jährigen war das Risiko sogar um 41 Prozent erhöht.
Sterberisiko bei Untergewicht ist nicht erhöht
Die Experten vermuten, dass der Effekt auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass einige der untergewichtigen Patienten unterernährt, gebrechlich oder vorerkrankt waren. Möglich wäre aber auch, dass untergewichtige Menschen vermehrt unter Symptomen von Covid-19 leiden und von den Ärzten daher als kränker eingestuft werden. Das Risiko, auf einer Intensivstation behandelt zu werden, war bei den untergewichtigen Patienten jedoch kaum erhöht. Auch bei den mechanischen Beatmungen oder den Todesfällen konnte keine statistische Signifikanz ermittelt werden – was aber auch daran liegen könnte, dass in den USA nur wenige Menschen tatsächlich untergewichtig sind. Der Anteil unter den Covid-19-Patienten liegt bei 1,8 %. Der Normalfall in den USA ist hingegen Übergewicht oder sogar Adipositas: Übergewicht lag bei 3/4 aller Klinikpatienten und 4/5 der Covid-19-Patienten vor.
Günstigstes Gewicht bei einer Covid-Erkrankung
Am besten schlugen sich Covid-19-Patienten, die einen BMI nahe der Linie zwischen gesund und übergewichtig aufweisen, zeigen die Daten. Auch früheren Studien zufolge sind ein paar zusätzliche Pfunde für Menschen im Kampf mit Infektionskrankheiten durchaus hilfreich. Alyson Goodman, medizinischer Epidemiologe am CDC und Mitautor der Studie, verweist darauf, dass ein bisschen mehr Fett im Verlauf einer langen Krankheit dringend benötigte Energiereserven bereitstellen kann.
Grundsätzlich betonen die Studienautoren aber, dass vor allem Patienten mit schwerer Adipositas ein erhöhtes Risiko haben, an Covid-19 zu erkranken, schwerere Verläufe zu haben und auch häufiger daran zu versterben. Das Risiko stieg in der Studie bei einer Adipositas Grad I (BMI 30-34,9) um 35 %, bei einer Adipositas Grad II (BMI 35-39,9) um 51 % und bei einer Adipositas Grad III (BMI 40 bis 45) um 71 % an. Bei einem BMI über 45 war das Risiko sogar um 108 % erhöht – also verdoppelt. Die Forschenden empfehlen deshalb, Betroffene so früh wie möglich zu impfen.
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