Wer durch den Corona-Lockdown keinen strukturierten Alltag mehr hat, neigt vielleicht dazu, des Öfteren auszuschlafen. Ausreichend Schlaf ist bekanntlich gesund – doch kann zu langes Schlafen die Gesundheit genauso gefährden wie unregelmäßiges Schlafen?
Nachschlafen und Vorschlafen – geht das?
Richtig auszuschlafen ist ungemein erholsam. Ebenso kann ein kleines Nickerchen über den Tag hinweg, insbesondere bei großem Stress, Wunder bewirken. Auch Schlafmangel am Wochenende auszugleichen, ist laut Schlafmediziner Prof. Peter Young möglich. Allerdings könnten Menschen Schlaf nur bis zu einem gewissen Grad nachholen. Es sei nicht möglich, die ganze Woche nicht zu schlafen und dann das gesamte Wochenende durchzuschlafen, warnt der Direktor der Münsteraner Uniklinik für Schlafmedizin und Neuromuskuläre Erkrankungen.
Auch „Vorschlafen“ ist möglich: Wer im Voraus ausgeruht ist, kann durchaus in den nächsten zwei Tagen mit etwas weniger Schlaf auskommen, erläuterte Alfred Wiater, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Es sei allerdings nicht möglich, über einen längeren Zeitraum „vorzuschlafen“. Das würde durch die innere Uhr verhindert werden, ergänzt Wiater. Experten zufolge ist es prinzipiell nicht möglich, zu viel zu schlafen. Wer jedoch regelmäßig zwölf Stunden am Stück schläft, könnte an einem gesundheitlichen Problem leiden.
Wie viel Schlaf ist normal?
Die meisten Menschen schlafen etwa sieben bis acht Stunden pro Nacht. Die ideale Schlafzeit sei aber bei jedem Menschen unterschiedlich, so Wiater. Es seien etwa sieben bis 7,5 Stunden Schlaf optimal, wobei das Maximum ungefähr neun Stunden betrage, fügte Prof. Fietzev von der Berliner Charité hinzu. Man kann ruhig mal einige Tage richtig ausschlafen. Auch Vor- oder Nachschlafen sei nicht wirklich problematisch, der menschliche Körper hole sich nur so viel Schlaf wie er wirklich braucht, erläuterte Prof. Fietzev weiter.
Anstelle eines Verdauungsschläfchens sollten Betroffene jedoch lieber einen ausgedehnten Spaziergang machen, sagte Prof. Young. So wird das schwere Mahl schneller wieder abgebaut, als wenn wir uns einfach nach dem Essen wieder auf unser Sofa legen. Anders ist es hingegen mit einem sogenannten „Powernap“. So ein kurzer Schlaf zur Mittagszeit sei wirklich erholsam und kraftfördernd, erläuterte Herr Wiater vom DGSM. Bei solch einem Kurzschlaf ist es allerdings wichtig, dass die effektive Schlafzeit nicht länger als 30 Minuten beträgt. Der „Powernap“ muss unbedingt vor der Tiefschlafphase beendet werden, um seine erholsame Wirkung zu entfalten.
Unregelmäßiger Schlaf als Gesundheitsgefahr
Es sei nicht möglich generell zu viel zu schlafen. Man könne nur zu viele Stunden im Bett verbringen, sagte Professor Ingo Fietze vom Schlafmedizinischen Zentrum der Berliner Charité. Der Mensch schläft maximal so viel, wie sein Körper benötigt. Sehr viel zu schlafen ist nicht gleich schädlich, kann aber ein Hinweis dafür sein, dass Betroffene an einer anderen Erkrankung leiden, fügt Professor Young hinzu. Sollten Sie weder einen gestörten Nachtschlaf haben, noch eine schwere Erkrankung durchmachen, wachen sie ganz automatisch auf, wenn Sie genug geschlafen haben, erklärt Young.
Lange schlafen birgt also zunächst keine Risiken. Anders ist es jedoch bei unregelmäßigem Schlaf. Wissenschaftler der Universität Pittsburgh stellten fest, dass sich unregelmäßiger Schlaf stark negativ auf unsere Gesundheit auswirkt. Denn durch einen gestörten Schlafrhythmus kann sich das Risiko für Herzkrankheiten und Diabetes erhöhen. Die Cholesterinwerte werden schlechter und das Insulinniveau steigt an. Der Body-Mass-Index (BMI) kann sich ebenfalls erhöhen und Menschen, die nicht regelmäßig schlafen, neigen zu einem breiteren Taillenumfang. Auch das Risiko für einen Schlaganfall ist laut einer Studie der Universität Cambridge bei unregelmäßigem Schlaf deutlich höher. Daher sollte unbedingt auf regelmäßige Schlafenszeiten geachtet werden.
Warum Schlaf so wichtig ist und welche Risiken durch zu wenig Schlaf entstehen, erklärt Dr. Weigl:
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