Forschende der Northwestern Universität in Illinois haben herausgefunden, dass im Tiefschlaf gefährliche Abfallprodukte abgebaut werden. Dabei werden möglicherweise auch giftige Proteine beseitigt, die unter Umständen zu hirnschädigenden Erkrankungen führen können.
Schlaf besitzt mehrere Zwecke
Die Studie selbst untersuchte den Schlaf-Wach-Zyklus von Fruchtfliegen. Obwohl diese Tiere auf den ersten Blick mit uns Menschen nicht viel gemeinsam haben, eignen sie sich besonders gut für besagten Versuch: Sie besitzen die gleichen Neuronen im Gehirn, die auch für die Steuerung des menschlichen Schlafs zuständig sind. Damit weisen sie ein ähnliches Tiefschlafstadium wie wir Menschen auf. So konnten die Forscher anhand der Ergebnisse gut ableiten, welchen zusätzlichen Zweck Schlaf an sich besitzt. Neben der bekannten Erholungsfunktion werden bei Fruchtfliegen im Schlaf mithilfe ihres Rüssels Abfallprodukte abgebaut.
Schlafstörungen begünstigen Schädigungen
„Die Abfallbeseitigung könnte generell wichtig sein, um die Gesundheit des Gehirns zu erhalten und damit neurodegenerativen Erkrankungen vorzubeugen. Die Abfallbeseitigung kann sowohl im Wachzustand als auch im Schlaf stattfinden, ist aber während des Tiefschlafs deutlich verstärkt“, erklärt Studienautor Professor Dr. Ravi Allada gegenüber der Presse. Daher konnte auch im Gegenzug veranschaulicht werden, was bei Schlafstörungen passiert: Die Fruchtfliegen wurden anfälliger gegenüber traumatischen Verletzungen und waren nicht mehr so gut in der Lage einen von den Forschern injizierten Farbstoff aus ihrem System zu entfernen.
Langfristige Folgen von Schlafmangel
Was viele vielleicht nicht wissen: Schlafmangel kann dauerhaft zu ernsthaften Erkrankungen führen. Schwächt er anfangs nur unsere Konzentration und führt zu emotionaler Unausgeglichenheit, bewirkt er langfristig ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen. Schwedische Forscher fanden im August 2018 ein weiteres Detail in diesem Zusammenhang. Zu wenig Schlaf führt auch zu Übergewicht, da der Körper vermehrt beginnt Fett zu speichern. Schuld daran ist ein erhöhter Blutzuckerspiegel, der auf eine veränderte Aktivität unserer Gene zurückzuführen ist. Dies ist bereits am ersten Tag eines Schlafdefizits der Fall. Daher kann besagter Vorgang auch leicht nachgewiesen werden.
Nicht immer eindeutig diagnostizierbar
Zu einer weiteren Auswirkung von Schlafmangel zählt auch das vermehrte Auftreten von Fehldiagnosen bei Kindern. Laut einer in 2019 durchgeführten Datenanalyse an der Bielefelder Universität wurden bei etwas zehn Prozent der Patienten ein Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) vermutet. In Wirklichkeit war dies aber allein durch schlechten Schlaf zu begründen. Die zusätzliche Hyperaktivität ließ sich dadurch erklären, dass die Betroffenen versuchten, sich damit wach zu halten.
Schlechter Schlaf macht anfälliger für Krankheiten
Wenn wir uns im Schlaf nicht vollständig erholen können, führt das auch zu einer Reihe an Folgen, die unser Immunsystem schwächen. Das zeigt sich auch in einer Studie über Hepatitis-A Impfungen aus dem Jahr 2012 der Universität Lübeck. Hier stellte sich heraus, dass Geimpfte mit Schlafstörungen insgesamt weitaus weniger Abwehrstoffe produzierten als diejenigen mit gesundem Schlaf. Besonders der Tiefschlaf ist dabei essenziell, da er die Bildung von T-Helferzellen sowie von Antikörpern fördert.
Schlafhygiene als gute Stütze
Um Schlafstörungen zu minimieren oder sogar ganz in den Griff zu bekommen, bedarf es manchmal kleinerer, manchmal auch größerer Veränderungen. Mithilfe der Schlafhygiene werden bestimmte Verhaltensweisen genutzt, damit ein gesunder und erholsamer Schlaf wieder möglich wird. Dazu gehört beispielweise das Einüben von Schlafritualen und Entspannungstechniken oder das Umgestalten der Schlafumgebung. Regelmäßigkeit ist eine weitere wichtige Maßnahme, da so die verschiedenen biologischen Rhythmen im Körper am besten aufeinander abgestimmt werden. Die Zeit des Aufstehens oder Zubettgehens sollte daher nur um maximal eine halbe Stunde von der gewohnten Zeit abweichen – auch am Wochenende. Sechs bis sieben Stunden Schlaf täglich werden dabei als ausreichend empfohlen, wobei es je nach Bedürfnis auch einmal länger werden darf. So zum Beispiel nach einem Schlafdefizit am Vortag.
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