Der Lockdown und die Corona-Krise machen Kindern und Jugendlichen schwer zu schaffen. Psychische Probleme scheinen weiter zuzunehmen: „Schon jetzt ist zu spüren, dass mehr Betroffene an schweren Depressionen und Angstzuständen leiden“, so Chefarzt Andreas Romberg. Der erste Lockdown sei relativ harmlos im Bezug zur psychischen Gesundheit vieler Minderjähriger verlaufen. Aufgrund des zweiten Lockdowns seien manche Kinder jedoch gar nicht mehr in der Lage das Haus zu verlassen, da ihre Psyche so rapide abfiel. Der zweite Lockdown sei eine noch größere Belastung für Eltern und ihre Kinder.
Besonders ärmere Familien sind betroffen
Aufgrund fehlender Ressourcen sind besonders Familien mit niedrigerem Einkommen von psychischer Labilität betroffen. Geldmangel, dadurch eingeschränkte Möglichkeiten mit digitalem Lernen umzugehen und Einsamkeit seien große Faktoren für eine Überforderung. Nach Romberg ist hier besonders die Politik gefragt: Sie solle betroffene Familien nicht nur materiell helfen, sondern auch sicherstellen, dass Angebote für Familienhilfe zwingend erhalten bleiben.
Ernste Folgen auch für die körperliche Gesundheit
Die körperliche Gesundheit von Kindern hat im Corona-Jahr ebenfalls stark gelitten. Mehr Kinder zeigen Übergewicht, sitzen zunehmend vor dem Bildschirm und haben Ängste sowie Schlafstörungen. Tanja Brunnert, Sprecherin des Bundesverbands der Kinder- und Jugendärzte berichtet, dass sich emotionale Belastungen in der körperlichen Gesundheit widerspiegeln können. Es gebe beispielsweise Grundschüler, die plötzlich wieder einnässen, so Brunnert. Der Anteil übergewichtiger Kinder sei von 5,4 auf 7,8 Prozent gestiegen. Auch sprachliche Fähigkeiten, Deutschkenntnisse und Feinmotorik der Fünf- bis Sechsjährigen haben sich Auswertungen zufolge verschlechtert.
Schulschließungen tragen zum Problem bei
Laut Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, sei besonders die Schließung der Schulen eine große Belastung für Familien. Es sei eine absurde Vorstellung Eltern könnten neben dem Homeoffice auch noch Ersatzlehrer spielen und ihre Kinder ausreichend beim Lernen unterstützen. Präsenzunterricht sei insbesondere bei jüngeren Kindern unverzichtbar, um erfolgreich lernen und verstehen zu können. Auch Einschränkungen des Kontaktes zu Gleichaltrigen sei überaus schädlich und belastend. Aus Sicht des Kinderarztes ist eine Verlängerung der Schulschließungen „eindeutig der falsche Weg“.
Hilfe für Betroffene
Eine gesunde Psyche ist genauso wichtig wie die physische Gesundheit. Unter psychologische-coronahilfe.de finden Sie weitere Infos, falls sie mit einer psychischen Krise Ihrer Kinder konfrontiert sind oder selbst unter der aktuellen Situation leiden. Unten finden sie zudem eine Auswahl an Beratungsmöglichkeiten in Deutschland und Österreich:
Beratung für Jugendliche
- Online-Beratung: www.jugendnotmail.de
- Rat auf Draht (Ö): Telefonischer Notruf 147, rund um die Uhr
Beratung für Erwachsene
- Telefonseelsorge (D): 0800.1110111 | 0800.1110222
- Corona-Helpline des Berufsverbands Österreichischer PsychologInnen (BÖP): 01/504 8000, Mo – Do 9:00 bis 13:00
- www.silbernetz.org: Unterstützung speziell für Ältere, die jemanden zum Reden brauchen
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