Kräutertees gelten als wahre Allrounder in Sachen Gesundheit: So sollen sie nicht nur das Immunsystem stärken, sondern auch entzündungshemmend wirken, gut für die Verdauung sein und zur Vorbeugung von Krebs und Herzkrankheiten beitragen. Eine bestimmte Teesorte genoss in diesem Zusammenhang in den letzten Jahren enorme Popularität: Yerba Mate. Die von Food- und Fitness-InfluencerInnen angepriesene, stoffwechselanregende sowie appetitzügelnde Wirkung des südamerikanischen Gebräus machte es ohne Umschweife auch im Westen zum Trendgetränk. Nun erheben sich jedoch vermehrt kritische Stimmen, die behaupten, dass Yerba-Mate-Tees das Risiko an Krebs zu erkranken nicht senken, sondern um ein Vielfaches erhöhen würden.
Was steckt hinter dem Mate-Hype?
Mate, auch als Yerba Mate (spanisch), Erva Mate oder Chimarrão (portugiesisch) bezeichnet, wird aus Blättern des Matestrauchs (Ilex paraguariensis) gewonnen, wobei es sich dabei streng genommen um keinen Tee, sondern um ein Aufgussgetränk handelt. Seinen Ursprung hat Mate in Südamerika, wo es so häufig getrunken wird wie hierzulande Kaffee. Zu den größten Mateproduzenten bzw. Exporteuren zählen Brasilien, Argentinien und Paraguay. Der Name Mate bezieht sich nicht auf das Gebräu an sich, sondern bezeichnet in der Quechua-Sprache das Trinkgefäß, in dem es serviert wird. Die Mate-Mischung, deren Zubereitung im südamerikanischen Raum teils strengen Regeln folgt, wird anschließend mit heißem Wasser aufgegossen, wobei sowohl Trinktemperatur als auch Süße des Tees je nach Region variiert.
In den westlichen Kulturkreisen wird Yerba Mate mit zahlreichen gesundheitlichen Vorteilen assoziiert: Aufgrund seines hohen Gehalts an Antioxidantien sowie seiner koffeinhaltigen Zusammensetzung soll er die geistige Konzentration verbessern und das Energieniveau anheben, ohne die nervöse Wirkung von Kaffee auszulösen. Weiters würde Mate-Tee appetithemmend wirken, den Stoffwechsel ankurbeln und somit die Fettverbrennung aktivieren, wodurch er sich insbesondere unter Abnehmwilligen großer Beliebtheit erfreut. Zudem wird Yerba Mate – wie diversen anderen Teesorten auch – nachgesagt die körpereigene Immunabwehr zu stärken, bestimmten Herzkrankheiten und Krebsarten vorzubeugen und den menschlichen Organismus vor häufigen Infektionen zu schützen.
Das sagt die Forschung
Diverse Studien negieren jedoch die vermeintlich gesundheitsfördernden Qualitäten des Aufgussgetränks und stufen ihn aller Popularität zum Trotz als krebserregend ein. Beginnend mit einer Studie aus dem Jahr 2003, wo anhand von KlinikpatientInnen gezeigt werden sollte, dass Mate-Konsum mit einem erhöhten Risiko für Speiseröhrenkrebs korrelieren würde. Hierbei seien vor allem Menge und Trinktemperatur entscheidend. ProbandInnen, die täglich mehr als einen Liter des heißen Gebräus konsumierten, wiesen ein um das Dreifache erhöhte Krebsrisiko verglichen mit jenen, die weniger als einen halben Liter warmen Mate-Tee pro Tag tranken.
In einer weiteren Studie, die im Jahr 2008 in der Fachzeitschrift „Cancer Epidemiology Biomarkers and Prevention“ publiziert wurde, konnten ForscherInnen zufolge in Yerba-Mate-Blättern sowie in heißem und kaltem Mate-Aufguss hohe Konzentrationen an karzinogenen, sogenannten polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), die auch in gegrilltem Fleisch und Tabakrauch enthalten sind, aufgefunden werden. Für starke TeetrinkerInnen ergäbe sich somit ein 60 mal höheres Risiko an Lungenkrebs zu erkranken verglichen mit jenen, die Yerba Mate nur in Maßen zu sich nehmen. Das Risiko für Atemwegs- und Verdauungskrebs würde ebenfalls signifikant ansteigen.
Das Memorial Sloan-Kettering Cancer Center (MSKCC), eine private Krebsklinik in New York, schloss sich den Studienergebnissen an und machte folgendes Statement publik: „Hohe Dosen und längerer Konsum von Mate-Tee werden mit einem erhöhten Risiko für Prostata-, Blasen-, Mund-, Speiseröhren-, Lungen- und Kopf-Hals-Krebs in Verbindung gebracht.“ Diverse neuere Studien, darunter eine Fall-Kontroll-Studie aus dem Jahr 2010 sowie eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2013, bestätigten die Hypothese eines Zusammenhangs zwischen Mate-Tee und Krebs, im besonderen Speiseröhrenkrebs, erneut.
2009 erfolgte der Vergleich mehrerer Studien im Rahmen eines veröffentlichten Reviews, das ergab, dass eine Vielzahl der Daten einen Zusammenhang zwischen der Temperatur des Mate-Tees und dem Risiko für Mund-, Speiseröhren- oder Kehlkopfkrebs herzustellen versuchten. Vereinzelte Untersuchungen legten zudem die Entstehung krebserregender Schadstoffe durch die industrielle Verarbeitung der Mate-Blätter nahe. Zudem konnte die gesundheitsschädigende Wechselwirkung zwischen Mate, Tabak und Alkohol festgestellt werden. Als weitere negative Einflüsse hinsichtlich der Erhöhung des Krebsrisikos durch Yerba Mate konnten überdies eine defizitäre Ernährung sowie schlechte Mundhygiene festgemacht werden.
Fazit
In allen Studien findet sich allerdings der Hinweis, dass die Datenlage noch nicht ausreichend sei, um endgültige Aussagen zu treffen, da durchaus Studien existieren, die auf die positiven gesundheitlichen Auswirkungen des Gebräus aufmerksam machen. Im Rahmen einer In-vitro-Studie der Universität Illinois behandelten WissenschaftlerInnen menschliche Darmkrebszellen mit Koffeinbestandteilen aus Mate-Tee, der sogenannten Chlorogensäure (CQA). Das Ergebnis: Erfolgte eine Erhöhung der CQA-Konzentration, starben die Krebszellen ab. Die Forschenden resümierten, dass Mate-Tee sowohl Dickdarmkrebs als auch anderen Entzündungskrankheiten vorbeugen könnte. Ein im Jahr 2007 erschienener Artikel wies zudem darauf hin, dass das Getränk die Leber schützen, den Cholesterinspiegel senken, das zentrale Nervensystem stimulieren, harntreibend wirken und gut für das Herz-Kreislauf-System sein würde. Zudem würde Mate aufgrund seines hohen Antioxidantiengehalts Übergewicht reduzieren und entzündungshemmend wirken.
Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2020 fasst den gegenwärtigen Forschungsstand womöglich am besten zusammen: Der Konsum von Yerba Mate kann sich sowohl positiv auf die menschliche Gesundheit auswirken als auch negative Folgen in Form eines erhöhten Krebsrisikos nach sich ziehen, sollte der Aufguss in großen Mengen und zu heiß getrunken werden. Wissenschaftliche Studien, die auch diese Hypothesen be- oder widerlegen, fehlen allerdings noch. Eine goldene Regel gilt höchstwahrscheinlich jedoch auch im Kontext des Yerba Mate-Konsums: Die Dosis macht das Gift.
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