Gefühle des Stillstands, der Unzufriedenheit und das verstärke Fragen nach dem Sinn des Lebens – All‘ das zählt zu den typischen Problemen während einer Midlife-Crisis. Wie der Name schon sagt, sind insbesondere Frauen und Männer im Alter von 40 bis 50 Jahren, also in der durchschnittlichen Lebensmitte, von dieser Krise betroffen. Während die jungen Jahre geprägt sind von zahlreichen Veränderungen, scheint das Leben dann plötzlich stillzustehen. Ein perfekter Nährboden also für verstärktes Grübeln über den Sinn des Lebens, was sich schnell zu ernsthaften psychischen Problemen bis hin zur Depression entwickeln kann. Doch wie können Sie einer Midlife-Crisis am besten entgegenwirken? Abwarten und Tee trinken zählt in diesem Fall scheinbar nicht zu den effektivsten Ansätzen.
Midlife-Crisis konfrontiert mit Grenzen
Das ganze Leben lang ging es aufwärts: Auf die Schulzeit folgten Ausbildung oder Studium. Danach war in vielen Fällen die Familiengründung an der Reihe. Eine Lebensetappe knüpft an die nächste an und damit auch eine Veränderung an die andere. So ist es keinesfalls weit hergeholt, dass sich viele Menschen mit der plötzlichen Ereignisflaute um die Lebensmitte schwertun. „Mit einem Mal stellen sie sich die Sinnfrage“, meint Fiona Waltraud Berle, Life-Coach für Persönlichkeitsentwicklung.
Außerdem wird das Älterwerden auf einmal zum großen Thema: Viele sehen sich in dieser Zeit zum ersten Mal so richtig mit den Grenzen des eigenen Körpers konfrontiert. Hinzu kommt, dass auch die Eltern alt werden und gegebenenfalls mehr Unterstützung benötigen, als zuvor. Berle beschreibt die Midlife-Crisis somit folgendermaßen: „Es ist eine Talsohle im Leben, der Erkenntnis folgt, und im günstigsten Fall Modernisierungsmaßnahmen.“
Zeit für eine neue Lebensstrategie
Anstatt sich angesichts wachsender Unzufriedenheit um die Lebensmitte hängen zu lassen und negativen Gedanken freie Bahn zu schaffen, ist es ratsam, genau in sich hineinzuhorchen und sich die Frage nach den ganz individuellen Bedürfnissen zu stellen: Wie geht es mir? Bin ich zufrieden mit meinem Leben? Will ich etwas ändern? Auf diese Weise lässt sich die eigene Lebensstrategie gegebenenfalls überarbeiten und anpassen.
Machen Sie es wie in der Wirtschaft: „Unternehmen passen ihre Strategien regelmäßig an“, betont Nina Steffens, die als Systemische Coach in Berlin arbeitet. Dasselbe ist auch auf Menschen übertragbar. Denn jeder Einzelne habe sich für den Start ins Erwachsenenleben eine bestimmte Strategie zurechtgelegt, so Steffens weiter. Irgendwann kommt man „zwangsläufig an einen Punkt, an dem die Strategie ausgedient hat“, meint die Expertin.
Lieber Kreuzung, statt Sackgasse
Dennoch bezeichnet Steffens die Krise in der Lebensmitte bevorzugt als Kreuzung oder Wendepunkt – von einer Sackgasse ist hier ganz und gar nicht die Rede. Somit stellt die Midlife-Crisis eine Chance dar, sich zu fragen: Welche Richtung soll ich nun einschlagen?
Aber eine solche Frage kann man sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt stellen. Denn: „Auch deutlich Jüngere können unzufrieden sein und bereits das Gefühl haben, dass sich ihr Leben nicht so anfühlt, wie sie es sich vorgestellt hatten“, fügt Steffens hinzu. Das Wichtige dabei ist jedoch, dass an einem solchen Kreuzungspunkt unbedingt eine Veränderung stattfinden muss. Nur so kann das Leben wieder in Richtung eines zufriedeneren Alltags gelenkt werden. Denn Krisen seien Punkte der Qualitätsprüfung, so Berle.
Somit schlussfolgert sie: „Krisen sind Aufforderungen, die eigene Strategie nachzujustieren oder den Kurs gegebenenfalls auch ganz zu ändern.“ Eine klare Zielsetzung verspricht dabei einen großen Vorteil. Ebenso ist es wichtig, sich selbst ernst zu nehmen und genau zu überlegen, wodurch die Unzufriedenheit ausgelöst wird. Steffens bestätigt diesen Ansatz. Sie meint, „Betroffene sind eingeladen, sich bewusst zu machen, was ihre Sehnsucht ist.“
Ängste eingestehen und Ziele formulieren
Für eine Kursänderung im Leben braucht es vor allem eines: und zwar Mut. Trotzdem betont Berle auch, dass man sich Ängste eingestehen muss, anstatt sie zu unterdrücken. Eine gute Methode, sich in einer solchen Situation über die persönlichen Ziele klar zu werden, sei laut der Expertin sich zu fragen: Wenn es mich morgen träfe, was würde ich noch unbedingt gerne erlebt oder gemacht haben? Letztendlich sei der entscheidende Schritt aus der Midlife-Crisis dann, einen Weg zu finden, auf welchem diese Ziele am besten zu erreichen sind.
Was meinen Sie?