Jeder fünfte bis sechste Erwachsene erleidet irgendwann in seinem Leben eine Depression. Vielen der Betroffenen kann mit Medikamenten nicht geholfen werden. Eine neue Studie konnte nun jedoch zeigen: Ein Nasenspray mit einem bestimmten Wirkstoff ist der herkömmlichen Depressions-Therapie überlegen.
Wenn nichts gegen die Traurigkeit hilft
Es gibt verschiedene Medikamente zur Behandlung einer Depression, etwa die sogenannten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI). Jedoch sind diese bei einem Drittel aller Betroffenen mit einer schweren Depression wirkungslos. Menschen mit einer solchen therapieresistenten Depression haben oft zusätzliche psychische Krankheiten, sie werden häufiger ins Krankenhaus eingewiesen und begehen mit größerer Wahrscheinlichkeit Selbstmord.
Esketamin: Neue Hoffnung für Patienten?
Eine Studie des Pharmakonzerns Janssen und der Universitätsklinik Frankfurt testete kürzlich die Wirksamkeit eines Nasensprays mit Esketamin. Dieses Medikament wirkt schmerzlindernd, kann aber auch Depressionssymptome lindern, wenn es in einer bestimmten Dosis und als Nasenspray verabreicht wird. Esketamin wird bereits bei manchen depressiven Patienten angewandt. Allerdings war bisher nicht klar: Ist der Wirkstoff besser als eine Behandlung mit den üblicherweise verwendeten Medikamenten?
Nasenspray wirksamer als übliche Therapie
Um diese Frage zu beantworten, wurden insgesamt fast 700 depressive Probanden rekrutiert. Alle Teilnehmer erhielten ein SSRI oder ein SNRI. Zusätzlich nahm eine Probandengruppe Quetiapin-Retardtabletten ein. Diese helfen gegen Psychosen, werden aber auch zur Behandlung von Depressionen eingesetzt. Die Kombination eines SSRI oder SNRI mit Quetiapin wird von der offiziellen Behandlungsleitlinie empfohlen. Der andere Teil der Probanden erhielt statt Quetiapin ein Nasenspray mit Esketamin.
Zwei Monate nach Studienbeginn zeigte sich: 27 Prozent der Teilnehmer, die Esketamin erhalten hatten, waren frei von depressiven Symptomen. In der Quetiapin-Gruppe war dies nur bei rund 18 Prozent der Fall. Acht Monate später hatten 22 Prozent der Patienten in der Esketamin-Gruppe keinen Rückfall erlitten, in der Quetiapin-Gruppe waren dies nur 14 Prozent.
Depressionen – eine Volkskrankheit
Depressionen sind gekennzeichnet durch ständige Niedergeschlagenheit und fehlenden Antrieb. Die Betroffenen verlieren das Interesse an Tätigkeiten, die ihnen früher Freude bereitet haben, und sie schotten sich zunehmend von ihren Mitmenschen ab. Die Patienten grübeln viel und geraten schnell in eine Spirale aus pessimistischen Gedanken und Schuldgefühlen. Weitere mögliche Symptome sind Schlafstörungen, Appetitverlust und Konzentrationsprobleme. Ein wichtiger Bestandteil der Behandlung ist eine Psychotherapie, in der zum Beispiel belastende Lebensereignisse aufgearbeitet werden. Leider reicht dies bei vielen Patienten nicht aus, um die Symptome zu lindern. Daher werden oft zusätzlich Medikamente eingesetzt.
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