Die grüne „Butterfrucht“ ist in den letzten Jahren zum Superfood avanciert. Immer wieder wird die Avocado aber wegen ihrer angeblichen schlechten Ökobilanz kritisiert. Der hohe Wasserverbrauch und die langen Transportwege sollen die gesundheitlichen Vorteile aufwiegen. Also doch auf das grüne Wunder verzichten?
Das steckt alles Gutes drin
Unbestreitbar ist: Die ursprünglich aus Zentralamerika stammende Frucht (ja, sie zählt zum Obst) hat zahlreiche gesundheitliche Vorteile zu bieten. Pro 100 g enthalten Avocados etwa 15 g Fett, 8 g davon sind einfach ungesättigte Fettsäuren. Diese senken nachweislich das LDL-Cholesterin, welches dafür bekannt ist, Herzkrankheiten zu begünstigen. Beim Abnehmen kann die Avocado dadurch unterstützen, dass sie besonders arm an Kohlenhydraten ist und trotzdem lang sättigt. Dennoch sollte sie bei einer Diät aufgrund ihres hohen Fettanteils vorsichtig genossen werden.
Vitamine en masse
Die Avocado ist eine echte Vitaminbombe. Sie enthält unter anderem das für Knochen und Blutgerinnung wichtige Vitamin K und das Vitamin B6, welches an Stoffwechselvorgängen beteiligt ist und Nervenverbindungen aufbaut und schützt. Vitamin E bewahrt die Zellen vor oxidativem Stress, der das Risiko für Krebs- und Herz-Kreislauferkrankungen erhöht. Vitamin D sorgt für starke Knochen, weil es die Kalziumaufnahme in der Nahrung begünstigt. Auch wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente wie Kalium oder Kupfer enthält die Frucht.
Wie sieht es mit Avocado und Ökobilanz aus?
Dem „Superfood“ wird vor allem vorgeworfen, einen extrem hohen Wasserverbrauch zu haben. Die bei uns erhältlichen Sorten „Hass“ und „Fuerte“ kommen meist aus Mexiko, Chile oder Südafrika. Da in diesen Ländern ein eher trockenes Klima herrscht, wird tatsächlich oft viel Wasser in den Anbau gesteckt, das eigentlich der Bevölkerung für den Eigenbedarf dienen sollte. Hinzu kommt, dass besonders im weltgrößten Anbauland Mexiko oft tausende Hektar Wald gerodet werden, um Platz für Avocadofelder zu schaffen. Diese Problematik verschärft sich durch erhöhte Nachfrage. Ein Vorteil der Avocado ist aber, dass sie sehr schädlingsrobust ist und daher wenig Pestizide benötigt.
Die langen Transportwege können leider nicht schöngeredet werden. Da die Früchte unreif geerntet werden, müssen sie bei uns in energieaufwendigen Reifekammern erst nachreifen. Dasselbe wird allerdings mit Bananen, Mangos und teils selbst heimischem Obst gemacht.
Wasserverbrauch im Vergleich nicht erschreckend hoch
Der Wasserverbrauch der Frucht liegt bei 1.000 Liter Wasser pro 1 kg Avocados (ca. drei Früchte). Das klingt natürlich sehr viel – ist es auch. Aber: Kakao und Röstkaffee etwa kommen auf über 20.000 Liter für dasselbe Gewicht. Rindfleisch schneidet mit knapp über 15.000 Litern im Vergleich mit der Avocado deutlich schlechter ab und fördert zudem das Risiko für Herzkrankheiten . Auch andere tierische Produkte wie Käse oder Ei liegen weit über dem Wasserverbrauch der Avocado. Ist es also sinnvoll, diese Produkte schlicht zu ersetzen? Die Antwort ist nicht ganz so einfach. Milchprodukte, Eier und Fleisch gibt es immerhin auch aus regionaler Erzeugung. Das ändert zwar nichts am Wasserverbrauch, beeinflusst aber den CO2-Ausstoß. Eine universelle Empfehlung, was „besser“ ist, gibt es hier also nicht.
Die zehn Lebensmittel mit dem geringsten Wasserverbrauch sind allesamt Gemüse- und Obstsorten: zum Beispiel Äpfel, Gurken, Karotten, Kartoffeln, grüner Salat und die Tomate, die mit „nur“ 110 Litern Wasser pro Kilo besonders sparsam ist (dafür aber viel Wasser enthält – ideal zum Abnehmen). Die gute Nachricht: All diese Lebensmittel können auch regional angebaut werden, was lange Transportwege erspart.
Fazit
Die Avocado ist im Vergleich nicht ganz so schlecht wie ihr Ruf und ihre gesundheitlichen Vorteile sind fast unschlagbar. Dennoch ist und bleibt sie eine Exotin, die wie alle Exoten bei umweltbewusster Ernährung ein seltenes Gut bleiben sollten. Eine Alternative zu mexikanischen Avocados sind etwa biologisch angebaute Früchte aus Spanien oder Israel.
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