Schuldgefühle, Ängste, Wut und Trauer – mit diesen Emotionen sehen sich viele Menschen nicht nur tagsüber konfrontiert, sondern auch in ihren Träumen. Albträume beeinträchtigen maßgeblich unsere Schlafqualität und führen in weiterer Folge zu eingeschränkter Leistungsfähigkeit und einer Schwächung des Immunsystems. Forscher der Universität Genf entwickelten nun allerdings eine vielversprechende Methode, um negativen Schlaferlebnissen entgegenzuwirken.
Unverarbeitete Gefühlseindrücke als Auslöser
Albträume entstehen zumeist während des sogenannten REM-Schlafes. Dieser Schlafabschnitt gilt im Allgemeinen als Traumschlaf und zeichnet sich durch erhöhte Hirnaktivität sowie vermehrte Muskelbewegungen aus. Diese verstärkte physische Aktivität macht sich auch im Zuge eines Albtraumes bemerkbar – der Puls erhöht sich, die Atmung wird schneller und der Körper steigert die Schweißproduktion. Während des Schlaferlebnisses sind unterbewusste Ängste, Sorgen und Lebenskonflikte dominant, welche im wachen Zustand nicht verarbeitet wurden. Die unangenehmen Sequenzen treten im Verlauf des Traumes immer stärker in Erscheinung, bis sie durch abruptes Erwachen beendet werden. In den meisten Fällen sind derartige Schlaferlebnisse auf Stress, Nervosität oder negative Erfahrung im Alltag zurückzuführen. Wiederkehrende Albträume gelten hingegen als Indikator für psychische Erkrankungen wie posttraumatische Belastungsstörungen oder Depressionen.
Emotionales Wohlbefinden gefährdet
Negative Trauminhalte belasten Betroffene zunehmend auch tagsüber und beeinträchtigen somit deren emotionales Wohlbefinden. Nehmen die Albträume ein intensives Ausmaß an, besteht die Gefahr, dass eine zunehmende Angst vor dem Einschlafen entwickelt wird. Dies kann in weiterer Folge zu einem Schlafdefizit führen, welches sich zusätzlich negativ auf die Gesundheit auswirkt. Laut dem Forschungsteam leiden bis zu vier Prozent der Erwachsenen an chronischen Albträumen sowie den daraus resultierenden Folgeerscheinungen.
Gute Träume dank Beschallung?
Angesichts des Leidensdrucks der Betroffenen steigt die Nachfrage nach effektiven Behandlungskonzepten. Die Forscher der Universität Genf legten deshalb das Augenmerk auf die sogenannte Imagery Rehearsal Therapy. Das Ziel dieses Therapieansatzes besteht darin, unliebsame Traumsequenzen durch erfreuliche Szenarien zu ersetzen. Betroffenen wird empfohlen, sich optimistische Versionen ihrer Albträume einzuprägen. Dadurch sollten die Träume zukünftig nicht mehr mit negativen Inhalten assoziiert werden. Im Rahmen der aktuellen Studie untersuchten Experten, inwieweit sich Beschallung auf den Behandlungserfolg auswirkt. Von 36 Probanden, die alle einer Rehearsal Therapy unterzogen wurden, beteiligten sich 18 Teilnehmer zusätzlich an einer Geräuschtherapie. Tagsüber wurden die Probanden im Zuge der Therapie angeleitet, eine Assoziation zwischen einem bestimmten Geräusch und der positiven Version eines Albtraumes herzustellen. Vor dem Schlafen wurden alle Versuchsteilnehmer mit einem Stirnband ausgestattet, welches ihnen das zuvor assoziierte Geräusch in der REM-Schlafphase vorspielte.
Deutliche Besserung der Traumqualität festgestellt
Den Medizinern zufolge konnte in beiden Versuchsgruppen ein Rückgang der Albträume festgestellt werden. Die Probanden der Kombinationstherapie profitierten jedoch besonders von diesem Forschungsprojekt – sowohl unmittelbar nach der Intervention als auch drei Monate später wurde eine deutliche Besserung der Traumqualität dokumentiert. Dank der Beschallungstherapie hätten die Betroffenen seit Langem wieder positive Emotionen in ihren Träumen wahrgenommen. „Wir waren positiv überrascht, wie gut die Teilnehmer die Studienverfahren einhielten und tolerierten, z. B. die tägliche Durchführung der Imaginationstherapie und das nächtliche Tragen des Stirnbandes“, erläutert Studienautor Lampros Perogamvros. Die vorliegenden Resultate könnten eine zentrale Grundlage für die emotionale Traumforschung sowie die Behandlung von Albträumen schaffen.
Was meinen Sie?