Groß und stark werden – das wollen alle Kinder. Umso wichtiger ist daher eine ausgewogene Ernährung mit einer ausreichenden Nährstoffzufuhr. Funktioniert das auch ohne Fleisch oder vielleicht sogar ganz ohne tierische Produkte? Angesichts der Tatsache, dass immer mehr Menschen sich und möglicherweise auch ihre Kinder bewusst vegan oder vegetarisch ernähren möchten, ist diese Frage mehr als berechtigt. In einer aktuellen Mitteilung klärt die Stiftung Kindergesundheit darüber auf, ob vegetarische oder vegane Kost für Kinder geeignet ist und was es dabei zu beachten gilt.
Fleischlose Ernährung schützt vor Erkrankungen
Egal ob aus ethischen oder gesundheitlichen Gründen – der Verzicht auf Fleisch zahlt sich in vielerlei Hinsicht aus. Denn eine fleischlose Ernährung „ist in aller Regel weniger energiereich, bringt also weniger Kalorien auf die Waage. Sie enthält eine geringere Menge an den ungünstigen gesättigten Fettsäuren, an Cholesterin und tierischem Eiweiß, dafür mehr an Ballaststoffen und den gesundheitlich vorteilhaften Antioxidantien“, heißt es in der Mitteilung.
Die sogenannte VeChi-Youth-Studie, vorgestellt im 14. Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), bestätigt die Vorteile einer fleischlosen Ernährung. Denn vegane und vegetarische Kinder konsumieren:
- mehr Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Nüsse
- weniger Süß- und Knabberwaren
- weniger Fertiggerichte
Somit zeichnet sich deren Ernährungsweise durch eine hohe Ballaststoffzufuhr und eine geringere Aufnahme von zugesetztem Zucker und gesättigten Fettsäuren aus. Die Nährstoffversorgung der Studienteilnehmenden habe sich kaum zu derjenigen von fleischhaltiger Ernährung unterschieden.
„Eine derartige Ernährung im Kindesalter ist nicht nur möglich, sondern besitzt sogar schützende Effekte vor der späteren Entwicklung von Fettsucht, Herzinfarkt und Diabetes“, fügt Professor Dr. Berthold Koletzko, Stoffwechselspezialist der LMU München und Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit, hinzu. Dabei gilt es aber zu beachten, dass dennoch eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen gewährleistet sein muss.
Achtung Mangelerscheinungen!
Das Problem: Eine Reihe wichtiger Nährstoffe ist nur in tierischen Produkten zu finden. Daher ist hier besondere Vorsicht geboten – vor allem wenn es um die gesunde Entwicklung Ihres Kindes geht. Somit sollten vegetarisch und vegan lebende Familien immer den Nährstoffbedarf ihrer Kinder im Blick haben. Ansonsten kann es unter Umständen zu Mangelerscheinungen und damit zu einer Beeinträchtigung der Entwicklung kommen.
Laut dem Experten gilt: „Je mehr Lebensmittelgruppen aus der Ernährung ausgeschlossen werden, desto größer ist die Gefahr, dass die gewählte Kostform zu einer Fehlernährung und dadurch zu Mangelerscheinungen beim Kind führt.“ Außerdem spielt auch das Alter dabei eine Rolle. Denn je früher eine vegetarische oder vegane Ernährungsweise eingeführt wird, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Mangelerscheinung.
Keine Gefahr für Lakto-ovo-Vegetarier
Um einem Nährstoffmangel vorzubeugen, bietet es sich an, gegebenenfalls bestimmte Nährstoffe gezielt zu ergänzen. Aber auch die Art der fleischlosen Ernährungsweise beeinflusst den Nährstoffhaushalt. Bei Lakto-ovo-Vegetariern (kein Verzicht auf Milchprodukte und Eier) ist eine Mangelerscheinung der Stiftung Kindergesundheit zufolge sehr unwahrscheinlich. Vorausgesetzt es handelt sich um einen weitestgehend ausgewogenen Speiseplan. Dasselbe gilt für die lakto-vegetarische Ernährung. Hierbei wird neben Fleisch auch auf Eier verzichtet.
Entwicklungsstörungen bei Vitamin-B12-Mangel
Bei einer veganen Ernährung sieht das jedoch anders aus: Der Verzicht auf sämtliche tierischen Produkten kann unter Umständen zu einem Mangel an Vitamin B12, Eisen, Eiweiß und Spurenelementen führen. Für die gesunde Entwicklung eines Kindes spielen diese Nährstoffe eine entscheidende Rolle. Wenn sie also nicht in ausreichenden Mengen im Körper vorhanden sind, so kann es zu einer Wachstumsverzögerung sowie einer verspäteten Entwicklung der Motorik und der Sprache kommen. Sogar schwere Entwicklungsstörungen sind nicht auszuschließen. Vor allem ein Vitamin-B12-Mangel kann sich hier besonders negativ auswirken. Denn dieses Vitamin übt eine Schlüsselfunktion für die DNA-Synthese und die Zellteilung aus. „Je spartanischer die Lebensmittelauswahl, desto größer die Gefahr von Defiziten“, lautet das Résumé der Stiftung.
Folgende Lebensmittel sollten neben Obst und Gemüse unbedingt einen großen Teil eines fleischlosen Ernährungsplanes ausmachen:
- Vollkorngetreide
- Hülsenfrüchte
- Nüsse
- Ölsaaten
Denn sie enthalten die wichtigen Vitamine B1, B6 und B12 sowie Eisen, Zink, Jod und Omega-3-Fettsäuren. Abschließend empfiehlt Koletzko: „Besonders Familien, die sich vegan ernähren, sollten sich intensiv diätetisch und medizinisch beraten lassen, um Gefahren für ihr Kind vorzubeugen und eine ungestörte Entwicklung zu ermöglichen.“
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