TiO2 in Lebensmitteln steht bereits seit einigen Jahren im Rampenlicht. Eine Studie zeigt nun, dass der rein ästhetische Zusatzstoff unsere Darmflora zerstören und uns dadurch für ernstere Krankheiten angreifbar machen kann.
Was ist TiO2?
Titandioxid wird oft zum Weißen und Aufhellen von diversen Produkten verwendet, darunter besonders in Süßwaren, Getränken und Kaugummis. In Inhaltslisten von Essbarem findet sich TiO2 oft auch unter seinem Alter Ego – E171.
Bereits 2019 (in Kraft seit diesem Jahr) verbot Frankreich Titandioxid als Zusatzstoff in Lebensmitteln. Der Grund: Nicht genug Datenmaterial zur potentiell schädlichen Wirkung von E171. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stimmt zwar zu, dass unser Wissen über den Zusatzstoff – der eine reine ästhetische Funktion hat – nicht komplett ist, ein Verbot von E171 im EU-Raum ist zurzeit jedoch nicht geplant.
Dicke Mäuse haben’s schwerer
Eine Studie in der Publikation „Small“ zeigt nun, dass sich Ti02-Verzehr negativ auf die Darmflora von Mäusen auswirkt. In einem Experiment wurde Mäusen entweder eine Diät mit hohem Fettanteil (nicht unähnlich der „Standard American Diet“) oder eine mit wenig Fett gefüttert. Die erste Gruppe wurde schlussendlich übergewichtig, die andere mit geringem Fettanteil nicht. Beide Populationen erhielten zusätzlich gleich hohe Dosen von E171. Während das verabreichte Titandioxid negative Auswirkungen auf die Darmflora beider Gruppen hatte, waren die Schäden signifikanter bei den übergewichtigen Mäusen. Durch diese Störung der Mikrobiota – z.B. Bakterien, Pilze, etc. die in unserem Darm leben – kam es auch zu Darmentzündungen in den Mäusen. Unklar ist nach Studienautor Hang Xiao aber noch, wie sich Titandioxidkonsum über ein ganzes Leben auf ein Individuum auswirken kann.
In einer vor einem Jahr publizierten Studie wurde ebenfalls festgestellt, dass E171 zumindest die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringt. Das könnte den Wirt auch für ernstere Krankheiten angreifbarer machen.
Je kleiner desto gefährlicher
Der Grund, warum TiO2-Moleküle überhaupt eine Auswirkung auf innere Organe haben können, liegt laut Xiao an deren Größe. Bis ca. ein Drittel von E171 kann nämlich als Nanopartikel – kleiner als hundert Nanometer – auftreten und sich so in verschiedenen Geweben anlagern. Größere Partikel hingegen werden nicht so leicht vom Körper absorbiert.
Ist Titandioxid krebserregend?
Die Sorge um die Ungefährlichkeit von Titandioxid ist aber nicht neu. Schon vor Jahren hat die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) den Zusatzstoff als Typ 2b Karzinogen eingestuft. Damit wirkt er also möglicherweise krebserregend in Menschen. Allerdings bezieht sich das auf Untersuchungen, bei denen Ratten Titandioxidstaub eingeatmet haben. Dies betrifft also weniger die Lebensmittelindustrie, als das Papier-Business, denn auch hier wird mit TiO2 als Aufhellungsmittel gearbeitet.
Inhaltsstoffe genau durchlesen
Auch wenn noch nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, wie sich Titandioxid in Menschen auswirkt, kann man als Konsument vorsorgen. Der Zusatzstoff ist nur in stark verarbeiteten Produkten enthalten und muss natürlich immer mit der E-Nummer am Etikett gekennzeichnet werden. Das heißt: Inhaltsstoffe genau durchlesen und auf Produkte umsteigen, die kein TiO2 enthalten. Alternativ können viele Desserts, Süßigkeiten und Backwaren ohne diverse mysteriöse Zusatzstoffe auch zu Hause nachgemacht werden. Das spart einiges an Geld und ist oft auch gesünder.
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