Auf der Suche nach ewiger Jugend scheinen Fäkaltransplantationen ein ungewöhnlicher Weg zu sein, den Alterungsprozess umzukehren. WissenschaftlerInnen des Quadram-Instituts und der University of East Anglia in Großbritannien haben jedoch anhand von Untersuchungen an Mäusen nachgewiesen, dass die Verpflanzung der fäkalen Mikrobiota von jungen in alte Mäuse die Alterungserscheinungen im Darm, in den Augen und im Gehirn umkehren kann. Sind Stuhltransplantationen also der lang ersehnte Jungbrunnen?
Kein Jungbrunnen – aber trotzdem vielversprechend
Die kurze Antwort ist: Nein. Die Verpflanzung von Exkrementen ist keineswegs ein Rezept für ewige Jugend. Mit zunehmendem Alter werden wir jedoch anfälliger für Krankheiten, auch weil sich unser Darm mit der Zeit abnutzt. Obwohl bisher nur Mäusedärme getestet wurden, deuten diese Experimente darauf hin, dass etwas getan werden kann, um dieses Problem zu lösen. Die Gemeinschaft der Bakterien, die wir in unserem Darm mit uns herumtragen, allgemein als Darmflora bekannt, wird seit langem mit unserer Gesundheit in Verbindung gebracht.
Tatsächlich können Veränderungen in der Art und im Verhalten von Bakterien, Viren, Pilzen und anderen Mikroorganismen im Darm einer Person eine Vielzahl von Krankheiten und Beschwerden mitverursachen, vom Reizdarmsyndrom bis hin zu Depressionen. Prof. Simon Carding von der medizinischen Fakultät der UEA in Norwich erklärt: „Diese bahnbrechende Studie liefert vielversprechende Beweise für die direkte Beteiligung der Darmbakterien an der Alterung und dem funktionellen Rückgang der Gehirnfunktion und des Sehvermögens und bietet eine potenzielle Lösung in Form einer Darmmikroben-Ersatztherapie.“
Gealterte Darmbakterien verursachen Entzündungen
Die Forschenden entdeckten, dass das Mikrobiom von älteren Spendern einen Verlust der Integrität der Magenschleimhaut verursachte, wodurch bakterielle Stoffwechselprodukte ins Blut gelangten und das Immunsystem sowie Entzündungen im Gehirn und in den Augen auslösten, heißt es in der Studie, die kürzlich im Fachjournal „Microbiome“ veröffentlicht wurde. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die altersbedingten Veränderungen im Darmmikrobiom von Mäusen zu einer gestörten Integrität der Darmbarriere und zu systemischen und geweblichen Entzündungen beitragen, die die Netzhaut und das Gehirn beeinträchtigen, aber diese Veränderungen können durch den Austausch mit einer jungen Spender-Mikrobiota rückgängig gemacht werden“, schreiben die WissenschaftlerInnen. In alten Mäusen konnten diese schädlichen Veränderungen jedoch durch eine Transplantation der Darmflora von jungen ArtgenossInnen rückgängig gemacht werden.
Darmflora wichtig für gesundes Altern
In aktuell laufenden Studien untersucht das Team nun, wie lange diese positiven Effekte anhalten können. Außerdem arbeiten sie daran, die förderlichen Komponenten der Mikrobiota junger Spender zu identifizieren und zu untersuchen, wie sie sich auf andere Organe auswirken. Hauptautorin Dr. Aimee Parker vom Quadram Institute resümiert: „Wir waren begeistert von der Erkenntnis, dass wir durch Veränderung der Darmflora älterer Menschen Indikatoren für den altersbedingten Verfall, wie er bei degenerativen Erkrankungen des Auges und des Gehirns auftritt, aufheben könnten. Unsere Ergebnisse liefern weitere Belege für die wichtigen Zusammenhänge zwischen den Mikroben im Darm und der gesunden Alterung von Geweben und Organen im ganzen Körper. Wir hoffen, dass unsere Ergebnisse dazu beitragen werden, zu verstehen, wie wir unsere Ernährung und unsere Darmbakterien beeinflussen können, um unsere Gesundheit im Alter zu stärken.“
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