Schlank werden und das möglichst schnell- in sozialen Netzwerken wird häufig für diverse Abnehm-Strategien geworben. Derzeit sind es insbesondere TikTok-User, die Gewichtsreduktion mithilfe des Medikaments Ozempic anpreisen. Apotheker sorgen sich nun um die Grundversorgung für Diabetes-Patienten.
TikTok-Trend zum Abnehmen
Es ist nicht das erste Mal, dass TikTok-Trends kritisiert werden. Zurzeit wird damit geworben, dass das Diabetes-Medikament Ozempic, in dem der Wirkstoff Semaglutid enthalten ist, ein allgemeines Abnehm-Mittel sei. Aber dies kann gravierende Folgen für Diabetiker nach sich ziehen: Die erhöhte Nachfrage nach dem Medikament führte nämlich bereits zu Lieferengpässen, obwohl Ozempic normalerweise nur zur Behandlung von Typ-II-Diabetes und die langfristige Gewichtskontrolle von Betroffenen zugelassen ist.
Wie die Europäische-Arzneimittel-Agentur (EMA) erklärt, ist das Medikament zusätzlich zu einer Diät und Bewegung bei Erwachsenen anzuwenden. Die Pharmaindex „Gelbe Liste“ formuliert ebenfalls, dass das Medikament verschreibungspflichtig ist und mithilfe eines Fertig-Pens einmal in der Woche gespritzt wird. Im Körper wird so die Freisetzung von Insulin gefördert und der Blutzuckerspiegel kann besser kontrolliert werden. Daraufhin hat der Körper weniger Heißhungerattacken, was zu einem gesunden Körpergewicht beiträgt.
Laut der Deutschen-Apotheker-Zeitung „[schützen] die Inkretin-Mimetika […] – neben der Stimulation der Insulinsekretion – in Studien-Patienten mit Typ-2-Diabetes vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und teilweise auch vor Nierenschäden.” Durch Lieferengpässe kommen nun viele Diabetiker jedoch erst nach langer Wartezeit an das von ihnen benötigte Medikament.
15 Prozent Gewichtsreduktion
Laut der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie führt “Semaglutid [..] auch bei Menschen ohne Diabetes zu einer Gewichtsreduktion von etwa 15 Prozent“. Durch die vermehrte Zunahme des Wirkstoffs „off-label“ von Übergewichtigen, kommt es zu einer Gefährdung bei der Versorgung der eigentlichen Zielgruppe. In Folge bringe das Arzneimittel auch Risiken und Nebenwirkungen mit sich, die man unbedingt beachten sollte.
Schon früher traten bei anderen Körpergewicht-reduzierenden Wirkstoffen Lieferengpässe auf und auch bei Ozempic handelt es sich nicht um das erste Mal: Vor einem halben Jahr soll der virale TikTok-Trend bereits zu einer enormen Verknappung von Ozempic in Australien geführt haben. Aktuell gibt es laut dem DAZ auch hierzulande Lieferengpässe.
Prof. Dr. med. Harald J. Schneider meint es sei naheliegend, dass sich die gesunde, aber übergewichtige Normalbevölkerung ebenfalls auf die neuen Wirkstoffe fokussiert. Er formuliert am Beispiel der USA: „Dort wird das verschreibungspflichtige Diabetesmedikament Ozempic sehr stark im Off-Label-Use, also ohne Zulassung zur Gewichtsreduktion verwendet; auch weil viele Prominente wie Elon Musk das stark bewerben. Alleine der Hashtag #Ozempic wurde 350 Millionen Mal in sozialen Medien geteilt.“
Mögliche Nebenwirkungen des Wirkstoffes
Vor allem die Off-Label-Zunahme, also der Einsatz eines Medikaments für nicht zugelassene Krankheitsbilder, ist gefährlich. Die Einnahme eines solchen Medikaments sollte generell nicht unkontrolliert und ohne ärztliche Aufsicht erfolgen, da es zu folgenden Nebenwirkungen kommen kann:
- Übelkeit und Erbrechen
- Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und Gallenblase
- Potenziell erhöhtes Risiko für bestimmte Schilddrüsenkrebsarten
Darüber hinaus gibt es noch keinerlei Wissen über potenzielle Langzeitfolgen. Zusammengefasst sollen laut Schneider „Diese Medikamente, […] nur spezialisierte Ärztinnen und Ärzte verschreiben – und auch nur, wenn die medizinische Notwendigkeit besteht und die Anwendung in der Folge sorgfältig überwacht wird.“
Adipositas-Betroffene sollten natürlich nicht leer ausgehen, da es sich hier ebenfalls um eine Erkrankung handelt. Aufgrund dessen wurde die Indikation von Semaglutid auf die Therapie der Personen mit Adipositas erweitert. In den USA ist der Wirkstoff für die Anwendung gegen Adipositas schon seit Juni 2021 erhöht zugelassen und seit Jänner 2022 darf auch in der EU mit dem Arzneimittel therapiert werden. Durch die aktuellen Lieferengpässe ist es in Europa derzeit jedoch noch nicht erhältlich.
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