Dass regelmäßiger Cannabis-Konsum Schizophrenie begünstigt, konnten bereits mehrere Studien belegen. Laut aktuellen Forschungen sollten sich jedoch auch Schizophrenie-Patienten in Remission vor dem Suchtmittel in Acht nehmen – insbesondere nach einer ersten Erkrankungsepisode wird die Rückfallquote durch den Gebrauch beträchtlich erhöht.
Auswirkungen von Cannabis im Fokus
Im Rahmen einer Studie untersuchte ein internationales Forschungsteam potenzielle Zusammenhänge zwischen Cannabis-Konsum, der Einnahme von Antipsychotika und dem Rückfallrisiko nach der ersten Episode einer Schizophrenie oder schizoaffektiven Störung. Das Team analysierte die Daten einer europäischen Studie, welche sich mit unterschiedlichen Episoden schizophrener Erkrankungen beschäftigte. Die Experten konnten mehrheitlich einen Behandlungserfolg beobachten: „Nach zehn Wochen antipsychotischer Behandlung erfüllten 282 von 446 Patienten, also 63 Prozent, die Kriterien einer Remission“, erklären die Forscher in ihrer Publikation.
Erhöhtes Rückfallrisiko trotz Antipsychotika
Im Anschluss wurden 134 Probanden ohne Symptome ein Jahr lang regelmäßig untersucht. Hierbei erfassten die Mediziner neben dem Cannabis-Konsum und der Einnahme von Antipsychotika auch das Sozialverhalten sowie etwaige Symptomverschlechterungen der Versuchsteilnehmer. Bei der Evaluierung der Daten kristallisierte sich ein deutlicher Effekt heraus: Im Vergleich zu Patienten, die kein Cannabis zu sich nahmen, wiesen Erkrankte, die das Suchtmittel konsumierten, ein um den Faktor 3,03 gesteigertes Risiko für einen Rückfall auf. Selbst bei Versuchsteilnehmern, die ihre antipsychotischen Arzneimittel ordnungsgemäß einnahmen, führte der Suchtmittelgebrauch zu einem um den Faktor 2,89 erhöhten Rückfallrisiko. Die Mediziner ziehen daraus den Schluss, dass auch die Wirkung der Antipsychotika den schädlichen Effekt von Cannabis nicht kompensiert. Die Fachleute betonen, dass der Cannabis-Konsum bei den Probanden schon vor ihrem Rückfall erfolgte und dass das Suchtmittel nicht erst dann eingenommen wurde, wenn sich die Symptome bereits verschlechterten.
Laut den Medizinern seien nun tiefergehende Forschungen im psychiatrischen Bereich notwendig, um herauszufinden, welche Patienten durch den Cannabis-Konsum besonders rückfallgefährdet sind. Dadurch könnten Präventionsmaßnahmen zukünftig effektiver gestaltet werden.
Zusammenhang mehrfach belegt
Inwieweit die Einnahme von Cannabis das Schizophrenie-Risiko beeinflusst, wurde bereits im 20. Jahrhundert erforscht. So gelang es einem schwedischen Forschungsteam schon im Jahr 1987 einen eindeutigen Zusammenhang zwischen starkem Cannabis-Gebrauch und der Entwicklung einer Schizophrenie zu belegen. Den Medizinern zufolge wiesen cannabiskonsumierende Heeresrekruten, die über einen Zeitraum von 14 Jahren beobachtet wurden, ein dreimal höheres Erkrankungsrisiko auf als Cannabis-Abstinenten. Auch aktuellere Studien bestätigen diese Korrelation: So stellte eine internationale Forschungsgruppe im Jahr 2017 ein um 37 Prozent erhöhtes Schizophrenierisiko bei Cannabis-Konsumenten fest.
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