Immer mehr Länder diskutieren die Legalisierung von Cannabis. Doch wie alle Drogen – ob legal oder nicht – hat auch der Konsum von Marihuana Nebenwirkungen. Neben dem erhöhten Risiko Psychosen zu entwickeln, gibt es noch weitere unerwünschte Begleiterscheinungen. Forschende aus Amerika haben sich daher mit dem Einfluss des Cannabis-Konsums auf die männliche Fruchtbarkeit beschäftigt.
Deutlich weniger Spermien
Bereits vor einigen Jahren hat man in Dänemark festgestellt, dass Rekruten, die regelmäßig Cannabis konsumieren, deutlich weniger Spermien produzieren als ihre Altersgenossen. Einige der jungen Männer wiesen sogar eine Reduktion von bis zu 52 Prozent auf. Dieses Ergebnis veranlasste Forschende aus Amerika dazu, die Auswirkungen von THC auf die männliche Fruchtbarkeit genauer unter die Lupe zu nehmen. THC – Tetrahydrocannabinol – ist dabei jenes Molekül, das für die psychoaktive Wirkung des Cannabis verantwortlich ist.
Durchgeführt wurde die Untersuchung allerdings nicht an Menschen, sondern an Makaken. Die Ergebnisse lassen sich aber gut übertragen, da das Hormonsystem der Affen dem menschlichen recht ähnlich ist. Im Rahmen der Studie wurden sechs männliche Labor-Makaken neun Monate lang täglich mit THC-versetzter Nahrung gefüttert. Nach Ablauf des Zeitraums ermittelten die Forschenden die Veränderungen im Hormonhaushalt sowie den Geschlechtsorganen der Tiere.
Hormonproduktion stark eingeschränkt
Nach der Gabe von THC wiesen alle Makaken deutlich weniger Sexualhormone auf. Eine Folge davon war unter anderem eine Verkleinerung der Hoden – diese waren um fast 60 Prozent geschrumpft. Laut den Forschern nimmt THC Einfluss auf die Hirnanhangsdrüse – sie verfügt nämlich über Rezeptoren, die den psychoaktiven Wirkstoff binden können. Zu ihren Aufgaben zählt die Regulation des Hormonsystems, wo sie vor allem auf das follikelstimulierende und das luteinisierende Hormon wirkt. Beide sind im Körper notwendig für die Produktion von Spermien und die Bereitstellung von Testosteron und Östrogen. Ob die Reduktion allerdings zu einem Rückgang der Fruchtbarkeit der Menschenaffen führt, war nicht Teil der Studie. Allerdings wäre dies auf jeden Fall denkbar – auch für Männer.
Spermienzahl beeinflusst Fruchtbarkeit
Gesundes Ejakulat enthält zwischen 20 und 60 Millionen Spermien pro Milliliter. Für Männer, die hier bereits im unteren Bereich liegen, kann es durch den Konsum von Cannabis recht schnell zu einer Einschränkung der Fertilität kommen. Denn laut WHO geht man bei Zahlen von unter 15 Millionen Spermien pro Milliliter von einer beginnenden Unfruchtbarkeit aus.
„Es ist uns bewusst, dass Jugendliche noch nicht über einen späteren Kinderwunsch nachdenken,“ so der Studienautor, „doch THC kann bereits in geringen Dosen die Fruchtbarkeit drastisch einschränken.“ Er warnt daher vor einem regelmäßigen Konsum. Aus früheren Studien weiß man bereits, dass nicht zur die Zahl der Spermien abnimmt, auch das Verhalten dieser ändert sich. Samenzellen verfügen nämlich über Rezeptoren für THC – sind diese besetzt, hat das negative Folgen für die Beweglichkeit. Unter anderem greifen die Zellen dann zu schnell auf ihre Energiereserven zurück. Sie erreichen das Ei nicht und eine erfolgreiche Befruchtung bleibt aus.
Effekt durch Abstinenz teilweise reversibel
Nach vier Monaten, in denen die Makaken kein THC mehr erhielten, hat man die gleichen Untersuchungen erneut durchgeführt. Dabei stellten die Forschenden einen Rückgang der entstandenen Schäden fest: Es waren wieder mehr Sexualhormone vorhanden und die Spermienanzahl regenerierte sich. Auch die Hoden erreichten fast ihre Ursprungsgröße.
Männern mit unerfülltem Kinderwunsch raten die Wissenschaftler jedenfalls zur Reduktion ihres Cannabis-Konsums. Aber auch Frauen sollten sich im Klaren darüber sein, dass das Rauchen von Marihuana zu einer Einschränkung ihrer Fertilität führen kann. Zusätzlich kann THC die Schranke zur Plazenta durchqueren. Im Fall einer Schwangerschaft reichert es sich im Gewebe des Ungeborenen an und kann Schäden für das Kind zur Folge haben.
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