Hanf- oder Cannabis-Produkte haben in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt. Sie sollen eine beruhigende, schmerz- und stressreduzierende Wirkung haben und sind bereits in vielen Supermärkten in diversen Variationen erhältlich. Doch sind sie tatsächlich solche Wundermittel, wie oft versprochen wird?
Cannabis-Produkte im Supermarktregal
Hanfsamen, Hanfblätter oder Hanföl – all dies findet man bereits in den herkömmlichen Supermärkten. Hanfsamen dienen als wertvolle natürliche Proteinquelle und werden ebenfalls zermahlen als Pulver angeboten. Hanfblätter können für einen beruhigenden Tee gebraucht werden; das etwas teurere CBD-Öl kann bei Muskelkrämpfen zur Linderung beitragen. Die entscheidende Frage lautet jedoch: Bietet der Konsum von Hanfprodukten auch Risiken?
Die Besonderheiten der Hanfpflanze
Die älteste Nutzpflanze der Welt ist die Hanfpflanze. Früher stellte man mithilfe der Blätter Textilien her und die Samen wurden zu Mehl gemahlen. Über 60 Cannabinoide sind in einer Cannabispflanze enthalten.
Darunter befindet sich Tetrahydrocannabinol, auch als THC bekannt, welches am stärksten psychoaktiv wirkt und in den meisten Ländern keine legale Zutat ist. Das häufig verwendete Cannabidiol CBD ist hingegen legal und besitzt eine beruhigende sowie schmerzlindernde Wirkung, die zu einer wohltuenden Muskelentspannung führen kann.
Bekannt für die berauschende Wirkung sind insbesondere die weiblichen Pflanzen der Hanf-Gattung. Sie werden daher auch in vielen Ländern nicht verkauft und es muss bei Besitz der Pflanzen darauf geachtet werden, dass sie keine Blüten tragen. Weibliche Pflanzen enthalten genügend THC, um für einen Rausch zu sorgen, man kann jedoch mittlerweile nicht garantieren, dass der heute gezüchtete Nutzhanf nicht ebenfalls THC enthält, da es über die Jahre zu Verunreinigungen gekommen sein könnte.
Cannabis im medizinischen Gebrauch
Cannabis wird schon seit über 2.500 Jahren von den Menschen als Suchtmittel gebraucht. In den 60er-Jahren wurde Hanf von den Hippies als Protest-Droge verwendet, welche in den letzten Jahren wieder einen Aufschwung erlebte. Mediziner untersuchen Cannabis deshalb intensiv, um mögliche Nebenwirkungen und Langzeitfolgen herauszufinden. Jedoch wurde ebenfalls untersucht, inwiefern CBD als beruhigender Wirkstoff gegen Depressionen, Schmerzen oder etwaige Erkrankungen medizinisch eingesetzt werden kann. Es ist bereits möglich für einige medizinische Ausnahmefälle Cannabis als Medikament zu verschreiben, wenn keine andere Behandlungsmöglichkeit zur Verfügung steht. Ärzte beobachten die Wirkung von Cannabis derzeit bei dauerhaft anhaltenden Schmerzen, Übelkeit, nach einer Chemotherapie oder bei Multipler Sklerose. Die Behandlung bleibt jedoch nicht ohne Nebenwirkungen, weshalb einige diese wieder abbrechen.
Gesetzeslücken bei Cannabis-Konsum und -Distribution
Der Anbau von Nutzhanf ist seit 1999 in Deutschland wieder erlaubt, jedoch nur von Sorten, die einen geringen THC-Gehalt aufweisen (<0,2 Prozent). Hanfsamen sind in der EU legal erhältlich; illegal sind jedoch Extrakte, die aus dem Stängel oder den Blätter stammen. Produzenten nutzen hier häufig Gesetzeslücken, um die Produkte trotzdem auf den Markt zu bringen und diese zu verkaufen. Oft ist es Cannabidiol (CBD), das als Öl, meist in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, verkauft wird. Dem Stoff wird eine entspannende, angstlindernde, beim Abnehmen unterstützende, schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung nachgesagt. Jedoch sind all diese Versprechungen wissenschaftlich noch nicht belegt und es ist nicht garantiert, dass CBD ohne gesundheitliche Folgen konsumiert werden kann. Das Bundesamt für Verbraucherschutz rät bisher vom Verzehr ab, da die Produkte in Deutschland keine offizielle Zulassung haben und immer wieder unerwünschte Nebenwirkungen gemeldet werden.
Risiken des CBD-Öl-Konsums
Wenn eine erhöhte Dosis CBD-Öl eingenommen wird, kann es zu Herzrasen, Übelkeit, Durchfall, Schwindel, Benommenheit oder Ausschlägen kommen, außerdem ist das Infektionsrisiko erhöht. Die gemeinsame Einnahme mit anderen Medikamenten sollte ebenfalls vermieden werden, da es zu unerwarteten Wechselwirkungen kommen kann. Die wissenschaftlichen Daten hierzu sind jedoch noch nicht ausreichend, um eindeutig festzustellen, wie sich CBD wirklich auf den Körper auswirkt. Einige Tierversuche zeigen, dass eine Beeinträchtigung der Fortpflanzung mit der Anwendung einhergeht, jedoch ist noch nicht klar, ob dies bei uns Menschen ebenfalls zutrifft. „Bei Kontrollen wurden in fast der Hälfte der CBD-Produkte erhöhte Werte – bis zum 10.000-fachen – des psychoaktiven Tetrahydrocannabinol (THC) gefunden“, meint Carolin Groth, Ökotrophologin und Referentin Abteilung Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Hamburg. Deshalb sollten Produkte, die keine Zulassung für den Verkauf haben, nicht verkauft werden, um unvorhersehbare Risiken zu vermeiden.
Cannabis als Schmerzmittel: Studie aus den USA
Eine aktuelle Studie aus den USA untersuchte die medizinische Anwendung von Cannabis gegen chronische Schmerzen. Die Forscher der University of Michigan und der John Hopkins Bloomberg School of Public Health untersuchten Teilnehmer aus 36 Bundesstaaten, die Cannabis als Schmerzmittel einsetzten. Bisher waren die Erkenntnisse zur medizinischen Einnahme von Cannabis noch widersprüchlich, die neue Studie soll nun einen Überblick bieten. Die Befragung wurde von März bis April 2022 durchgeführt. 1.661 Personen mit chronischen Schmerzen füllten die Umfrage aus. Laut der Hälfte der Befragten führte ihr Konsum von Cannabis zu einer verringerten Nutzung von verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln. Ebenfalls ging der Bedarf von nicht-pharmakologischen Behandlungsmethoden wie Psychotherapien durch den Konsum von Cannabis zurück. 19 Prozent der Betroffenen gaben an weniger zu meditieren, wobei 24 Prozent mehr Meditation in Anspruch nahmen. Cannabis wurde jedoch von der Mehrheit als Alternative zu herkömmlichen Schmerzmedikamenten verwendet. Cannabis als Schmerzmittel-Ersatz ist jedoch ebenfalls noch immer nicht ausreichend erforscht und potenzielle negative Folgen müssen ebenfalls noch in Erfahrung gebracht werden.
Was meinen Sie?