HIV – eine Horror-Diagnose, die früher oder später in einem qualvollen Tod endet? Diese Vorstellung haben zumindest viele Leute von der Krankheit. Jedes Jahr stecken sich weltweit 1,8 Millionen Menschen damit an. Obwohl in Deutschland die Zahl der Neuinfektionen im Jahr 2019 das erste Mal seit vielen Jahren sank, leben hierzulande dennoch ungefähr 90.000 HIV-positive Personen. Doch wie genau äußert sich die Krankheit eigentlich? Und vor allem: Wie gut wirkt die Behandlung?
Was HIV mit dem Körper macht
HIV ist die Abkürzung für das sogenannte humane Immundefizienzvirus. Steckt sich eine Person damit an, vermehrt sich das Virus im Organismus und attackiert Zellen der körpereigenen Immunabwehr. Die Folge: Das Immunsystem wird geschwächt und die Betroffenen sind den verschiedensten Krankheitserregern, die gesunde Menschen mühelos abwehren, schutzlos ausgeliefert. Wenn keine Behandlung erfolgt, ist das Immunsystem irgendwann so weit gehemmt, dass AIDS ausbricht, also die für HIV typischen Erkrankungen auftreten. Dazu gehören unter anderem durch Pilzinfektionen verursachte Lungenentzündungen oder die sogenannte Toxoplasmose, eine Infektionskrankheit, die die Funktion des Gehirns beeinträchtigt.
Wie kommt es zur Ansteckung?
Die Ansteckung mit HIV erfolgt über Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma oder Vaginalsekret. Deshalb ist das Risiko vor allem beim ungeschützten Geschlechtsverkehr sehr hoch oder etwa auch, wenn sich Drogenabhängige Spritzen teilen. Während einer Schwangerschaft kann das Virus außerdem von der Mutter an das ungeborene Kind weitergegeben werden.
Generell kann man sich nur infizieren, wenn die Körperflüssigkeiten eines Erkrankten Kontakt mit den Schleimhäuten oder offenen Wunden des eigenen Körpers haben. Eine HIV-positive Person etwa zu umarmen, birgt also kein Risiko. Auch beim Küssen besteht kein Grund zur Sorge, da hierbei keine großen Mengen des Erregers ausgetauscht werden.
HIV-Behandlung: Das Virus im Zaum halten
In den letzten Jahrzehnten hat sich in der Behandlung von HIV sehr viel getan. Während noch vor etwa dreißig Jahren Patienten häufig an ihrer Infektion sterben mussten, gibt es heutzutage gute Therapiemöglichkeiten. Zwar kann die Krankheit nicht geheilt werden, durch Medikamente kann man sie aber in den Griff bekommen.
Bei der Bekämpfung des HI-Virus kommt meist eine Kombination aus drei Arzneimitteln zum Einsatz, die alle das gleiche Ziel haben: Sie verhindern, dass sich das Virus weiter im Körper ausbreitet. Das hat positive Auswirkungen auf das Immunsystem, das seiner Funktion – der Abwehr von Krankheitserregern – wieder besser nachgehen kann. Meistens bewirken die Medikamente durch die Unterdrückung des Virus sogar, dass die infizierte Person für andere Menschen gar nicht mehr ansteckend ist. Somit ist es für eine HIV-positive Frau auch möglich ein Kind zu bekommen, ohne dass dieses ebenfalls erkrankt. Mittlerweile gibt es die drei Wirkstoffe in Form einer einzigen Tablette. Diese müssen die Betroffenen aber ein Leben lang einnehmen, um die HI-Viren in ihrem Organismus in Zaum zu halten.
Gibt es auch Nebenwirkungen?
Die Medikamente zur HIV-Behandlung sind jedoch auch mit unerwünschten Begleiterscheinungen verbunden. So leiden die Patienten zu Beginn der Therapie häufig an Appetitlosigkeit, verschiedensten Verdauungsproblemen, Schlafstörungen oder Schwindelanfällen. Im Laufe der Zeit können sich Diabetes oder erhöhte Blutfettwerte entwickeln. Vor allem bei einer unregelmäßigen Einnahme besteht die Gefahr, dass das Virus gegen die Medikamente resistent wird. In so einem Fall muss eine andere Kombination an Arzneimitteln eingesetzt werden.
Trotz der möglichen Komplikationen kann jedoch gesagt werden: Die Behandlungsmöglichkeiten bei HIV sind bereits sehr gut. Außerdem arbeiten Forscher daran, noch bessere Arzneimittel zu entwickeln, die mit weniger unerwünschten Nebenwirkungen einhergehen und seltener eingenommen werden müssen. Außerdem wird versucht noch bessere Möglichkeiten zu finden, wie eine Medikamentenresistenz des Virus vermieden werden kann.
So schützt man sich vor einer Ansteckung
Wichtigste Maßnahme zum Schutz vor HIV: Kondome beim Geschlechtsverkehr. Darüber hinaus gibt es ein spezielles Medikament, die sogenannte Prä-Expositions-Prophylaxe (kurz PrEP), mit dem eine Infektion vermieden werden kann. Sinnvoll ist diese vor allem für Partner von HIV-Infizierten, bei denen die Therapie zu keiner Eindämmung des Virus führt oder bei denen die Behandlung vor weniger als sechs Monaten begonnen wurde. Die PrEP muss regelmäßig eingenommen werden. Außerdem ist sie verschreibungspflichtig, die Kosten werden von den Krankenkassen getragen.
Was meinen Sie?