Spricht man mit Menschen darüber, was sie sich für sich selbst und ihre Liebsten wünschen, dann ist ein häufig formulierter Wunsch ein langes und beschwerdefreies Leben. Über hundert Jahre alt zu werden, bleibt für die Meisten von uns allerdings eine Wunschvorstellung. 2021 waren nur 0,028 Prozent der Einwohner in Deutschland mindestens einhundert Jahre alt. Woran es liegt, dass manche Menschen so alt werden und andere nicht – damit beschäftigt sich eine neue Studie aus den USA.
Der Schlüssel zu einem langen Leben
Um herauszufinden, warum manche Menschen ein deutlich höheres Alter erreichen als der Durchschnitt, verglichen die Forscher die DNA von sieben mindestens Hundertjährigen mit dem Erbgut von jüngeren Personen. Die Ergebnisse wurden im eBioMedicine Journal veröffentlicht: Menschen, die ein so hohes Alter erreichen, besitzen offenbar ein robusteres Immunsystem als andere Menschen. Ihre Immunzellen haben bereits viele unterschiedliche Erreger bekämpft und sich davon erfolgreich erholt. Außerdem ist die Expression jener Gene, die verantwortlich für die Produktion von bestimmten Immunzellen sind, anders als bei ihren Mitmenschen.
Ist also ein robustes Immunsystem der Schlüssel zu einem langen und gesunden Leben? Bei der Beantwortung dieser Frage sind die Forschenden noch unschlüssig. Die Studie konnte nämlich nur zeigen, dass ein Unterschied in den Immunzellen besteht – ob dieser allerdings die Ursache oder die Auswirkung des Alters ist, bleibt unklar.
Veränderung der Immunzellen im Alter
Die Hauptstudienautorin Tanya Karagiannis erklärt, dass es mit zunehmendem Alter zu Abwandlungen unseres Immunsystems kommt: Die Funktion und Form der Zellen ändert sich und führt letztlich zu den typischen Alterserscheinungen. Laut ihr findet sich bei über Hundertjährigen oft ein verspätetes Eintreten dieser Einschränkungen – eine tragende Rolle dürfte dabei ein außergewöhnlich starkes Immunsystem spielen. Auch zeigen die Ergebnisse, dass die über Hundertjährigen deutlich mehr Erregern ausgesetzt waren und, genetisch bedingt, viel breiter darauf reagieren konnten. Diese Fähigkeit erlaubt ihnen ein besonders langes Leben. Denn obwohl wir heutzutage zwar über Antibiotika verfügen, sind Infektionen immer noch große Risikofaktoren für einen frühzeitigen Tod. Damit sind Menschen, die über ein „jüngeres“ Immunsystem verfügen, besser vor solchen geschützt. Bestimmt ist die Immunreaktion nicht der einzige Faktor für ein so hohes Alter – doch allenfalls ein bedeutender.
Gesund altern – Immunsystem spielt große Rolle
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es in der Genexpression der Immunzellen der über Hundertjährigen, deutliche Unterschiede zur Kontrollgruppe gibt. Demnach ist die Aktivität des Immunsystems zu einem großen Teil in unseren Genen festgeschrieben. Daraus sollte man aber nicht schließen, dass man selbst keinen Einfluss auf die Funktion ausüben kann. Beispielsweise bietet sich die Möglichkeit einer künstlichen Unterstützung in Form von Impfungen: Sich zum richtigen Zeitpunkt impfen zu lassen ist laut Medizinern mit Sicherheit besser als ungeschützt zu bleiben. Auch den Hausarzt regelmäßig für Kontrollen aufzusuchen und sich der eigenen gesundheitlichen Risiken bewusst zu sein, ist ein wichtiger Faktor für ein langes Leben.
Zusätzlich gilt natürlich wie immer: ein bewusster Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung, ein gesundes Gewicht, ausgewogene Ernährung und mindestens sieben Stunden Schlaf pro Nacht unterstützen das Immunsystem in seiner optimalen Funktion.
Zum Schluss gibt die Autorin der Studie noch zu verstehen: „Wir haben zwar noch nicht die eine Anleitung für ein besonders langes Leben gefunden. Aber die neuen Ergebnisse legen einen Grundstein für die Entdeckung weiterer Faktoren, die unser Leben verlängern.“
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