Pflanzenöle gelten schon seit Langem als gesunde Alternative zu Butter und tierischen Fetten. Die Lebensmittel zeichnen sich im Allgemeinen durch einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren aus, die zu einem ausgeglichenen Cholesterinspiegel beitragen. Doch der Verzehr der beliebten Produkte birgt auch Gesundheitsrisiken: Ein deutsches Forschungsteam konnte durch ein neues Verfahren mehrere erbgutschädliche Inhaltsstoffe in verschiedenen Pflanzenölen nachweisen.
Harmlose Substanz als Verursacher
Die verhängnisvollen Auswirkungen auf das Erbgut sind in erster Linie auf einen zentralen Inhaltsstoff vieler pflanzlicher Öle zurückzuführen: der Omega-3-Fettsäure Linolensäure. Diese Substanz gilt im Allgemeinen als harmlos und kann sich sogar positiv auf die Herzgesundheit auswirken. Sobald die Säure jedoch mit Sauerstoff in Kontakt gerät, durchläuft sie einen bestimmten Prozess, der fachsprachlich als Oxidation bezeichnet wird. Hierbei handelt es sich um einen Vorgang, bei dem das Öl durch den Kontakt mit Sauerstoffstoffverbindungen Elektronen verliert, sodass sich dessen chemische Zusammensetzung verändert. Daraus können in weiterer Folge gesundheitsschädliche Verbindungen hervorgehen – sogenannte epoxidierte Fettsäuren. Diese können wiederum Entzündungen hervorrufen, Schäden an den Zellmembranen verursachen oder zu oxidativem Stress führen – einem Überschuss an freien Radikalen, der den Abwehrmechanismus schwächt.
Diverse Pflanzenölsorten analysiert
Im Rahmen einer Studie untersuchten Forscher der deutschen Justus-Liebig-Universität Gießen in welchem Ausmaß sich epoxidierte Fettsäuren in verschiedenen Pflanzenölen bilden. Hierbei setzten die Fachleute auf ein spezielles Verfahren namens hochauflösende Massenspektrometrie, wodurch die genaue Masse von Atomen und Molekülen in einer Probe bestimmt werden kann. Im Zuge der Untersuchungen analysierten die Experten 31 unterschiedliche Pflanzenöle, darunter weitverbreitete Sorten und Bioprodukte wie beispielsweise:
- Sonnenblumenöl
- Kokosöl
- Sesamöl
- Leinöl
- Distelöl
- Rapsöl
- Olivenöl
- Walnussöl
- Hanföl
- Erdnussöl
Erbgutverändernde Inhaltsstoffe nachgewiesen
Insgesamt konnten die Fachleute acht unterschiedliche genotoxische Substanzen nachweisen. Hierbei handelt es sich um Verbindungen, welche die menschliche DNA so verändern, dass in weiterer Folge genetische Schäden entstehen können. Hinsichtlich der Genotoxizität stellten die Forscher fest, dass vor allem der Zeitraum, in dem Öl an der Luft gelagert wurde, eine entscheidende Rolle spielt: Umso länger das Produkt Sauerstoffverbindungen ausgesetzt war, desto mehr erbgutverändernde Substanzen enthielt es. „Unsere Analysen sind von großer Bedeutung, denn Pflanzenöle stecken in fast allen Lebensmitteln; in vielen Nahrungsergänzungsmitteln und Kosmetika“, betont Studienerstautorin Morlock. Das Forschungsteam hebt hervor, dass vor allem Öle mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren zu Oxidation und daher auch zu potenziell schädlichen Veränderungen der Inhaltsstoffe neigen.
Wie sich die genotoxischen Substanzen konkret auf den menschlichen Organismus auswirken, soll im Rahmen weiterer Untersuchungen geklärt werden. Erste Experimente anhand simulierter Leberenzyme deuten jedoch darauf hin, dass eine gesunde Leber dazu in der Lage ist, die meisten Genotoxine zu entgiften.
Richtige Lagerung von Bedeutung
Trotz der gewonnenen Erkenntnisse müssen Konsumenten nicht auf Pflanzenöle verzichten – mit der richtigen Lagerung können Gesundheitsrisiken nämlich größtenteils reduziert werden. Um der Oxidation entgegenzuwirken, empfiehlt es sich, den Ölbehälter stets luftdicht zu verschließen. Auch dunkle, trockene Lagerorte unter 25 Grad Celsius tragen dazu bei, den potenziell schädlichen Prozess zu verlangsamen. Geöffnete Speiseöle sollten nach Ablauf des Verfallsdatums bei gesundheitlichen Bedenken nicht mehr konsumiert werden.
Bildquellen
Was meinen Sie?