Die weltweit häufigste Todesursache sind Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, typischerweise bedingt durch Funktionsstörungen der Blutgefäßinnenhaut, des sogenannten Endothels. Forschende der Universitätsmedizin Mainz fanden nun heraus, dass das Protein TBCE dabei eine wesentliche Rolle spielt. Dieses Wissen könne nun für neue Behandlungsansätze genutzt werden, schreiben die Forschenden in der kürzlich im „European Heart Journal“ veröffentlichten Studie.
Die Rolle des Endothels
Das Endothel ist die innere Haut der Blutgefäße. Im ganzen Körper sorgt es durch die Weit- und Engstellung der Gefäße für einen geregelten Blutfluss. Zudem reguliert es den Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebe und beeinflusst die Fließfähigkeit des Blutes, etwa durch Hemmung und Aktivierung von Gerinnungsprozessen. Störungen der feinen Membran können somit ernste gesundheitliche Konsequenzen haben: Atherosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Thrombose können entstehen. Kommen dann noch Faktoren wie Rauchen oder Bluthochdruck hinzu, können diese die Endotheldysfunktion zusätzlich verstärken.
Verantwortliches Protein gefunden
Wissenschaftler des Zentrums für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz konnten zeigen, dass das Protein TBCE (Tubulin-folding cofactor E) maßgeblich an der Entstehung von Endotheldysfunktionen beteiligt ist. TBCE ist eines der Proteine, die Zellen ihre Struktur und Form geben. So ermöglicht es den Zellen eine normale Funktionsweise. Ein Mangel oder eine Mutation, das konnten die Mainzer Forschenden nun nachweisen, löst in der Gefäßwand eine Stressreaktion aus. Dieser vaskuläre Stress führt wiederum zu einer Entzündungsreaktion sowie einer vermehrten Gefäßsteifigkeit. Bereits aus früheren Studien war bekannt, dass diese Stressreaktionen, die das endoplasmatische Retikulum betreffen, durch Tauroursodeoxycholsäure (TUDCA) verhindert werden können. Die Mainzer Studie bestätigte dies: Selbst, wenn das Protein TBCE defekt war, verbesserte sich im Tiermodell die Funktion des Endothels deutlich durch eine Therapie mit TUDCA.
Dysfunktion medikamentös therapierbar
Erste Hinweise auf die Rolle von TBCE für die Blutgefäßfunktion lieferte die Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS). Im Rahmen der GHS sammelt die Universitätsmedizin Mainz seit 14 Jahren Daten zu Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie molekularbiologischen Messungen. „Es ist faszinierend zu sehen, dass die GHS in der Lage ist, diese Informationen zu liefern“, berichtet der Leiter der Mainzer Arbeitsgruppe, Prof. Dr. Philip Wenzel. „Durch unser experimentelles Know-how war es darüber hinaus möglich, aus den komplexen Daten eine bisher unbekannte Funktionsweise herauszuarbeiten. Unsere Forschungsergebnisse zu TBCE liefern vielversprechende Hinweise, dass dieser Mechanismus medikamentös beeinflusst werden kann, um die Gefäßfunktion bei den betroffenen Patienten zu verbessern. Dies ist insbesondere deshalb von großer Bedeutung, weil die bisherige Therapie der Endotheldysfunktion mit Vitaminen oder Spurenelementen nur unzureichende Erfolge zeigt“, erläutert Professor Wenzel.
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